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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Beschäftigung. Ich brauche ein bißchen eigenes Geld.
Ich gehe ja nicht arbeiten. Aber ...«
Er hatte noch ein letztes Argument aus der Tasche gezogen,
und dieses hatte er nun ausgespielt, wissend, daß sie dagegen
nichts würde sagen können. »Ich kann es mir nicht leisten, daß
Fehler gemacht werden. Und du wirst dermaßen übermüdet
und abgelenkt sein, daß du Fehler machen wirst. Verstehst du?
Du bist mir dann keine Hilfe mehr, sondern eine Last.«
Sie hatte nichts mehr gesagt.
Nun dachte sie: Wie gelegen ihm Sophie kam! Es brannte an
allen Ecken und Enden, und lange hätte er das nicht mehr vor
mir geheimhalten können. Das Baby war seine Rettung. Aber
in jedem Fall hätte er einen Weg gefunden, mich aufs
Abstellgleis zu schieben.
»Wissen Sie«, sagte Melanie, die ihr Mienenspiel beobachtet
hatte, »Sie sollten vielleicht nicht zu böse auf ihn sein. Er
wollte Sie nicht hintergehen. Er wollte Sie schonen. Die ganze
Zeit hoffte er, alles wieder in den Griff zu bekommen. Er
mochte auch nicht als Verlierer vor Ihnen stehen. Es fällt
Männern ungeheuer schwer, Niederlagen einzuräumen.«
»Lieber taucht er unter?«
»Männer sind feige«, sagte Melanie erbarmungslos.
»Immerhin«, sagte Laura, »hat er es geschafft. Er hat es
wirklich geschafft, diesen ganzen Schlamassel hier«, sie wies
auf den Schreibtisch, »zwei Jahre oder länger vor mir
geheimzuhalten. In welcher Welt habe ich gelebt?«
»In der Welt, die er für Sie gebaut hat«, sagte Melanie.
»Die ich mir habe bauen lassen. Es gehören zwei zu solch
einem Spiel, Melanie. Was hat er in mir gesehen, daß er
glaubte, dies mit mir machen zu können?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Melanie unbehaglich.
Sie weiß es genau, dachte Laura, vermutlich wurde hier im
Büro sogar über mich gesprochen. Das Püppchen, die Kleine,
die Weltfremde, die großäugige Unschuld. Sie konnte sich
denken, wie man sie tituliert hatte. Sie wußte ja, was Anne von
der Art gehalten hatte, wie sie mit Peter lebte.
Ihre Finger schlossen sich um ein Papier. Eine Rechnung,
die sie in einer der Schreibtischschubladen gefunden hatte –
eine erstaunlicherweise bezahlte Rechnung. Von einem Hotel
in Perouges, wo immer der Ort auch liegen mochte. Die Daten
waren ihr aufgefallen, und obwohl sie im Augenblick
Wichtigeres zu tun hatte, hatte sie das Papier an sich
genommen, um der Angelegenheit vielleicht irgendwann
nachzugehen. Die halbe Woche vom 23. bis 27. Mai dieses
Jahres würde sie nämlich so rasch nicht vergessen. Sie war
Anlaß zu einer Auseinandersetzung zwischen ihr und Peter
gewesen. Sie hatten vorher vielleicht schon manchmal heftiger
und gereizter gestritten. Aber noch nie war von Peter eine
solche Kälte ausgegangen, noch nie hatte er sich so weit von
ihr entfernt.
Der 24. Mai war ein Donnerstag gewesen, auf den ein
Feiertag fiel – Christi Himmelfahrt. Dies bot die Möglichkeit
für ein langes Wochenende; viele Leute nahmen am Freitag
Urlaub und hatten damit vier freie Tage hintereinander.
Peter hatte am Montag verkündet, am Freitag einen Termin
in Genf zu haben. Es ging um einen in der Schweiz ansässigen
deutschen Schlagersänger, der im August seinen fünfzigsten
Geburtstag feiern würde und zu diesem Anlaß eine Photoserie
und einen Text vorproduzieren lassen wollte. Peter erklärte, es
sei geradezu phantastisch, daß seine Firma den Auftrag
erhalten habe.
»Das ist ein wirklich fetter Brocken. Wir werden an
praktisch alle deutschen Zeitschriften verkaufen können, was
eine Menge Geld bedeutet. Deshalb will ich auch keines von
den beiden Mädels losschicken. Ich schreibe selbst, und
außerdem will ich den Photographen anleiten. Ich habe sehr
spezielle Vorstellungen.«
Laura hatte sich für ihn gefreut. Er hatte in der letzten Zeit
wenig von seiner Arbeit erzählt und manchmal ein wenig in
sich gekehrt und grüblerisch gewirkt.
»Du fliegst schon Donnerstag abend«, vermutete sie, »um
Freitag früh gleich anfangen zu können?«
»Ich fliege Mittwoch nachmittag. Um 17 Uhr. Und komme
Sonntagabend zurück.«
»Was willst du denn dort so lange?«
»Ich brauche den Donnerstag, um die Locations ausfindig zu
machen. Es geht um Landschaftskulissen, Lichtverhältnisse ...
du kennst das ja. Damit können wir am Freitag keine Zeit
verlieren. Den Samstag will ich offen halten für den Fall, daß
wir nicht fertig werden und uns womöglich ein zweiter Tag
bewilligt wird. Und am Sonntag würde ich mich ganz gern –
wenn du

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