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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Energie, die sie aus der Fotosynthese gewonnen hat. Es gibt offenbar inzwischen Mittel zu kaufen, die man in den Boden rührt und die dann die Besiedelung der Pflanze mit solchen besonderen Pilzen fördern.
    Mir ist das alles zu kompliziert. Vielleicht rührt mein schwieriges Verhältnis zur Rose nicht nur von der unüberschaubaren Fülle ihrer Varianten her. Sondern auch aus der Unvereinbarkeit von Erfahrungen und Informationen, die ich im Umgang mit ihr gesammelt habe. Rosen gelten gemeinhin als widerständige Pflanzen, und ich halte mich für einen geduldigen Arbeiter. Und dennoch gestalteten sich meine Beziehungen zu ihnen oft kompliziert.
    Viele meiner Rosen waren anfällig für Schädlinge wie Rosenblattläuse oder Raupen. Die einen saugen die Kraft aus den Knospen, die anderen wickeln sich in die Blätter ein. Und wenn dann noch eine der drei schlimmen Krankheiten die Rose befällt – Sternrußtau, Echter Mehltau oder Rosenrost –, hört der Spaß sowieso auf. So viel kann man gar nicht wegschneiden, wie diesen Seuchen zum Opfer fällt, und sie springen von einer Pflanze zur nächsten. Mir fällt außer dem Lungenkraut Pulmonaria officinalis, das sehr anfällig für Pilzkrankheiten ist, eigentlich keine Pflanze in meinem Garten ein, die so kompliziert ist wie die Rose. Wer will schon kranke Pflanzen im Garten haben? Alle Lieblingspflanzen, T ellima, Heuchera, alle Geraniumsorten, die Farne, die Funkien – alle diese Pflanzen sind gesund und kräftig, solange man sie anständig pflanzt, sie ausreichend gießt und ihnen die Schnecken vom Leib hält. Nicht so die Rose. Ein bisschen zu wenig Sonne, ein bisschen zu viel Wind, ein bisschen zu aufdringliche Nachbarn, ein bisschen zu viel hiervon oder davon – und schon wird die Rose krank. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern von oben bis unten. Ich hatte Rosen im Garten, die bestanden nur noch aus einem einzigen kahlen, blattlosen Stiel, und oben saß eine einsame, traurige Blüte. Früher verließ ich mich darum bei der Pflege meiner Rosen auf den unnachgiebigen Einsatz chemischer Mittel: zur Insektenvertilgung und zur Krankheitsabwehr. Das kann ich nicht empfehlen. Und zwar nicht aus Abneigung gegen die chemische Industrie. Sondern weil die Ergebnisse auf Dauer unbefriedigend blieben, ganz gleich, wieviel Gift ich eingesetzt habe. Und so ein suburbanes Seveso ist natürlich auch wegen der Kinder nicht so schön.
    Heute leben in meinem Garten nur noch Rosen, die sich dort auch ohne solche Hilfe wohlfühlen. Ich will Ihnen die Sorten gerne nennen: Die orange-apricotfarbene ‘Gloire de Dijon’ ist eine zuverlässige Kletterrose von süßem Duft und verschwenderischer Blütenfülle. Ich lasse sie an einem Rosengerüst aus rostigem Eisen wachsen und kürze sie nach drei Metern ein. Meine ‘Kew Rambler’ wächst mit ihren lieblich zartrosafarbenen, offenen Blüten im Apfelbaum, und wenn ich nicht auf sie achte, wird sie ihn bald überwölbt haben. Dunkelrot ist ‘Paul’s Scarlet Climber’, eine weitere Rambler-Rose, die zwar nur einmal im Jahr blüht, das aber in großer Pracht. Hinten im Garten steht noch eine andere prächtige Rambler-Rose, eine viele Jahre alte Veilchenblau. Sie kann vier, fünf Meter hoch werden und trägt ihre überreichen Blüten, die in schönstem Violett leuchten, an vielen kleinen Büscheln. Veilchenblau hat zwei Eigenschaften, die für eine Rose bemerkenswert sind: Sie wächst auch im Halbschatten und sie hat keine Stacheln. Eine ganz eigene Rosa mystica, gezüchtet von einem Deutschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Rambler sind in Deutschland immer noch keine sehr üblichen Rosen. Sie alle haben ihre ungeheuere Wüchsigkeit gemeinsam, sie ranken sich mit ihren weichen Trieben durch Bäume und Sträucher und können auch an Fensterläden, Fallrohren und Schneegittern emporwachsen und kleinere Häuser unter sich begraben. Man sollte darauf tatsächlich achten.
     
    Die Rosen werden sehr mächtig und schwer. Wenn man sie über das Hausdach wachsen lassen möchte, sollte man rechtzeitig für eine entsprechend stabile Halterung sorgen.
     
    Auf den Beeten habe ich nur drei Rosensorten: Die Strauchrose ‘Königin von Dänemark’, auch als Rosa alba bekannt. Sie ist eine wunderschöne zartlilarosa gefüllte Sorte, die im seinerzeit dänischen Altona gezüchtet wurde. Sie blüht nur kurz im Sommer, und darum ist mir jede Blüte Jahr für Jahr um so kostbarer. Dann Madame Hardy, die ganz weiß ist, prächtige, doppelt gefüllte

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