Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
meiner Lieblingssorte. Sie wird immerhin einen guten Meter hoch und ist eine sehr feine, buschige Pflanze mit lila-rosafarbenen Blüten, die innen schwarz gefüllt sind und aussehen wie lauter lustige kleine Puppenaugen. G. psilostemon wächst an vielen Standorten, blüht aber in der Sonne am reichhaltigsten und ausdauerndsten. Dieser Armenische Storchschnabel ist für mich die schönste Geranium-Sorte, die bei uns wächst. Übertroffen wird sie nur vom ungeheuren Madeira-Storchschnabel G. maderense . Die Pflanze kommt überhaupt nur auf der abgelegenen Atlantik-Insel vor und dort auch nur an isolierten Standorten im Landesinneren. Sie wird über einen Meter hoch und bildet zahlreiche zartrosa-farbene Blütenbüschel, die über palmenartig gezackten Blättern stehen. Die Blätter erinnern übrigens ein bisschen an die Blätter der Hanfpflanze. Der Madeira-Storchschnabel ist eine heikle Pflanze. Er ist einjährig. Sie müssten, wenn Sie sich an ihm versuchen wollen, seine Samenkörner sammeln und im nächsten Frühjahr wieder einsäen. Ich höre, dass das keine leichte Sache ist, und gestehe, dass es mir bislang zu aufwendig war.
Neben den weißen und rosafarbenen Geranium-Sorten habe ich in meinem Garten die besten Erfahrungen auch mit den blauen und lilafarbenen gemacht, vor allem G. x magnificum, G. x‘Johnson’s Blue’ und G. himalayense.
G. x magnificum blüht im Mai oder Juni für kurze Zeit und das auch nur einmal. In dieser Zeit aber übertrifft es bei mir mit seinem ernsten Lilablau alle Nachbarn, so sehr leuchtet diese liebenswürdige Bauernpflanze im dunklen Licht eines gewittrigen Frühsommernachmittags. Der Frauenmantel Alchemilla mollis ist der übliche Begleiter dieses Geraniums, so habe auch ich es gehalten und nicht bereut. Das Grüngelb der Alchemilla neben dem dunklen Geranium ist ein unübertroffener Kontrast. ‘Johnson’s Blue’, die über ein frisches Blau verfügt, steht in gutem Ruf. Bei mir neigt die Pflanze zum Zerfallen und Zerfasern. Man sollte sie darum nicht weniger lieben, aber man muss sich ein bisschen kümmern. Ich schneide mir ab Mitte Juni, wenn die Stauden sich ihrer vollen Größe nähern, ein paar Astgabeln und biegsame Ruten aus dem Flieder und binde den Stauden am Beetrand mit Bastfäden kleine Gerüste daraus, in denen sie gehalten werden. Die Äste lassen sich im Herbst einsammeln und im kommenden Jahr wiederverwenden. Das ist allemal hübscher und billiger, als vorgefertigte Staudenstützen im Gartenmarkt zu kaufen. Außer dem Geranium freut sich auch die Fetthenne sehr über solche Unterstützung, die im Laufe des Gartenjahres ihrem Namen mehr und mehr Ehre macht und sich schließlich nicht mehr selber halten kann.
Geranium lässt sich übrigens sehr gut teilen. Man kann ein drei- bis vierjähriges Exemplar ausgraben und daraus mit dem Spaten im Nu zwei machen. Eine andere, eher unerwartete Methode der Vermehrung ist der Wurzelschnittling. Sie graben die Pflanze aus und trennen bis auf etwa ein Drittel alle Wurzeln ab. Die einzelnen Wurzeln werden dann mit einem Messer in etwa fünf Zentimeter lange Stücke geschnitten. Achten Sie darauf, dass das ursprünglich nach oben weisende Ende des Wurzelstücks auch weiterhin nach oben weist. Die Pflanze hat daran eine Erinnerung. Die Schnittlinge werden in die Erde gesteckt, so dass sie knapp bedeckt sind. Nach sechs Wochen treiben sie aus.
Das ist überhaupt eine sehr angenehme Eigenschaft der meisten Stauden, ihre Teilbarkeit. Man kann dadurch Geld sparen. Aber vor allem kann man auf diese Weise schnell mal eine Lücke schließen, die sich unerwartet an einer Ecke eines Staudenbeets ergeben hat.
Ein Garten ist ein dynamisches System, immer in Bewegung und Veränderung begriffen.
Man kann seinen Garten natürlich auch in dem Sinne als statisch begreifen, dass man sich bemüht, einen einmal erreichten Zustand möglichst zu bewahren. Auch das ist keine kleine Herausforderung. Aber es ist natürlich nicht dasselbe, wie um eine stete Erneuerung bemüht zu sein und um eine dauernde Erweiterung seiner Vielfalt. Gerade das Geranium eignet sich dafür sehr. Sie können Jahr um Jahr unterschiedliche, aber doch verwandte Pflanzen an Ort und Stelle abwechseln lassen. Ich habe es zum Beispiel gerade mit zwei neuen Sorten versucht, auf deren Entwicklung ich ehrlich gespannt bin: die Hybride G. magnificum ‘Rosemoor’, die einen halben Meter hoch werden soll und im Sommer und Herbst blauviolett blüht. »Rundum vorzüglich
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