Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
und empfehlenswert« nennen die Gartenratgeber diese Sorte. Das Gleiche gilt für ‘Pink Penny’, ebenfalls eine neue Sorte, die ich bislang nicht kannte. Sie blüht angeblich ab Juni das ganze Jahr frisch-rosa und ist dabei kompakt und wüchsig. Man wird sehen. Aber man kann mit dem Storchschnabel wirklich nichts falsch machen. Es sind alle Sorten auf ihre Weise liebenswürdig, und wenn man überhaupt den ländlichen Charme dieser Pflanze mag, dann wird man mit allen glücklich werden.
Hortensien
Das Leben des Gärtners ist voller Entbehrungen, manchmal auch voller Gefahren.
Der Kampf gegen Giersch, Moos und Schnecken ist hart und heroisch. Mähen, Harken und Gießen verlangen Fleiß, Geduld und Ausdauer. Und wenn man sich mit Äxten und Hämmern schmerzhafte Wunden zufügt, muss man die Zähne zusammenbeißen und weitermachen. Keine Frage: Gärtner sein prägt und fordert den ganzen Menschen. Eine Sache des Charakters. Das hatten wir ja schon. Aber das Leben des Gärtners ist eben auch voller Freuden. Vielfältiger Freuden. Die strahlenden Blumen, die prangenden Blätter, die stolzen Stauden, all das ist herrlich anzusehen. In der Nase haben wir den süßen Duft der Rosen und den betörenden Odem des Geraniums. Und in unseren Ohren klingt heiter der Gesang der Vögel, das lustige Quaken der Frösche, ja, und auch die stillen Gespräche der Fische. Also, es ist eine Lust, im Garten zu sein. Wem das alles aber nicht reicht, wer vom Mähen und Harken und Giersch-Rupfen und Schneckentöten mit den Nerven echt am Ende ist, wer die Vögel nicht mehr hören und die Blumen nicht mehr riechen kann – für den gibt es die Hortensie. Eine wunderbare Pflanze mit reicher Vielfalt und langer Geschichte. Mit allem werden wir uns gleich beschäftigen. Die Hortensie hat aber noch eine andere, wirklich bemerkenswerte Eigenschaft: man kann sie rauchen. Eine Hortensie am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. Oder, anders gesagt: Don’t Bogart that Hortensie, my friend!
Erstaunlich, was man so in Hortensien findet: das Glykosid Hydrangin, das Iso-Cumarin Hydrangenol, verschiedene Saponine, das Chinazolinalkaloid Febrifugin und noch jede Menge Blausäure-Verbindungen. Die sind natürlich sehr, sehr giftig und haben lauter schlimme Konsequenzen, als schlimmste den Tod. Das bekommt man aber mit Hortensien kaum hin, dafür sind die Konzentrationen zu gering. Für Schwindelgefühle und Störungen des zentralen Nervensystems, also für einen kleinen Rausch, reicht es hingegen allemal.
Für einen echten Gärtner verbietet es sich eigentlich, sich der Freude eines morgendlichen Hortensien-Joints hinzugeben. Und zwar nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern aus gärtnerischen. Wenn man von der Hortensie etwas rauchen will, kommen nur die ganz jungen Triebe und die Knospen in Frage, also die kommende Blüte. Welcher Gärtner, der noch ganz bei Verstand ist, würde auf die Blüte der Hortensie zugunsten eines kurzen Rausches verzichten? Hortensien sollte man nämlich möglichst gar nicht beschneiden, weder für den Drogengewinn noch aus sonstigen Gründen. Sie blühen am zweijährigen Holz. Was für ein schöner Ausdruck, das zweijährige Holz. Es bedeutet, dass die Knospe noch vor der vegetativen Ruhepause gebildet wird und erst im kommenden Jahr austreibt. Die Knospe geht ohne Schutz in den Winter. Darum sind viele Hortensienarten auch so anfällig für den Frost.
Wenn in Hortensienpflanzungen hin und wieder die Triebe fehlen, dann verdächtigt mal der eine Gärtner den anderen oder beide verdächtigen die Hasen. Aber die Polizei weiß: die Hortensien-Mafia hat wieder zugeschlagen. Also jedenfalls wurde dieser Ausdruck im Städtchen Münster mal gebraucht, als wieder einmal des Nachts Hunderte von Büschen um ihre kommende Blüte gebracht worden waren. Im Mekka der deutschen Hortensien-Szene, in Schlewsig-Holstein, hat die Polizei es in manchen Jahren mit mehreren tausend solcher Überfälle auf Pflanzungen zu tun. Kein Scherz. Vor allem in der Gegend um Rendsburg ist es ganz arg. Die Diebe kommen mit ihren Scheren, fallen wie die Heuschrecken über die arglosen Büsche her und schneiden ihnen die jungen Triebe und Knospen ab. Das sind kleingärtnerische Dramen, die ihren Weg nicht in die Schlagzeilen der überregionalen Presse finden, schon richtig. Aber sie sind für die Betroffenen darum nicht weniger schmerzvoll.
Ich gestehe, dass ich mit meinen Hortensien noch keine Selbstversuche gemacht habe. Das hängt
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