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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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haben. Ein interessierter Kunde müsste nun nach einer Hydrangea aspera forma villosa fragen. Das wird selten geschehen und damit hat man der guten, anspruchsvollen und schönen Gartenkunst einen weiteren Hieb versetzt.«
    Es gibt da einen grundlegenden Konflikt, den die Hortikulturologen mit den Botanikern haben, der sich nicht nur in mannigfachem unterschiedlichem Sprachgebrauch und unterschiedlichen taxonomischen Auffassungen äußert, sondern geradezu in einer Art tiefsitzendem Minderwertigkeitskomplex. Der wissenschaftlichen Herrschaft, die der Botaniker ausübt, steht der Gartenkundler mit all seinem praktischen Wissen machtlos gegenüber. Mit kaum verhohlener Verachtung spricht also jemand wie Haworth-Booth über Miss Elizabeth McClintock, Assistenz-Professorin für Botanik an der Akademie der Wissenschaften von Kalifornien, der es gelungen war, trotz des Widerstands der gärtnerischen Fraktion neue Einteilungen in der Familie der Hortensien durchzusetzen. »Jemand, der mit der lebenden Pflanze befasst ist, die in seinem Garten wächst«, schreibt Haworth-Booth, »wird immer wieder von den Lehrmeinungen jener abweichen, deren Wissen von den Pflanzen auf der Untersuchung brauner, getrockneter Exemplare im Herbarium beruht.«
    Allerdings muss man sagen, dass gerade die getrockneten Exemplare der Hortensie von besonderer Schönheit sein können.
    Sie müssen mal versuchen, einen Ast in voller Blüte zu schneiden und zu trocknen. Wenn es gelingt, sieht es zugegebenermaßen etwas kunsthandwerklich aus – aber schön.
     
    Der besondere Nutzen der Hortensie liegt ja für den Gärtner darin, dass sie ihm dabei hilft, die Sommerlücke zu schließen. Der Frühling ist reich an Blüte und der Herbst auch. Im Sommer selbst hingegen blüht es im Garten ganz und gar nicht so reichhaltig, wie man annehmen sollte. Hortensien, deren Blütezeiten zwischen Juni und September liegen, helfen da ungemein. Ihr einziger Nachteil, wenn man das so nennen will, besteht darin, dass sie ein bisschen Platz brauchen, um wirklich zur Geltung zu kommen. Hortensien sind ja keine Stauden, sondern Gehölze. Sie werden, je nach Art, zwischen einem und drei Meter hoch und entsprechend breit. Am schönsten stehen sie in größeren Gruppen in einer weitläufigen Anlage. Aber wer nennt schon eine weitläufige Anlage sein eigen? Für ein, zwei, drei Hortensien sollten Sie aber Platz schaffen, ganz gleich, wie klein Ihr Garten ist. Und wenn es gar nicht anders geht, stellen Sie sich ein paar Töpfe hin.
     
    Ich bin gegen Pflanzen im Topf. Sie halten Ihre Kinder ja auch nicht im Laufstall. Aber die Hortensie ist von derartiger Notwendigkeit im Garten, dass ich das Töpfische hinnehmen würde, wenn anders die Gegenwart dieser herrlichen Pflanze nicht zu haben ist.
     
    Übrigens lassen sich erstaunlicherweise gerade die Kletterhortensien, Hydrangea anomala subsp. petiolaris, sehr schön im Topf halten. Sie können mit ihren Haftwurzeln gut und gerne zehn Meter die Wand hochklettern und sehen dabei freundlicher aus als der Efeu, sind allerdings nicht immergrün wie dieser. Ich aber habe zwei H. anomala in Töpfen, und zwar auf den gemauerten Säulen, die rechts und links von der Treppe stehen, die von der Straße zum Haus heraufführt. Die Hortensie klettert also nicht, sie fällt, und das tut sie in einem eleganten, zunächst nach oben, dann abwärts führenden, sozusagen ballistischen Bogen. Sehr empfehlenswert.
     
    Es gibt ungefähr 70 bis 80 Arten der Hortensie, je nachdem, wen man fragt. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie viele Unterarten und Sorten bekannt sind. Aber allein die H. macrophylla, die bekannteste und am weitesten verbreitete Art verfügt über gut 600 Varietäten. Es gibt, mit einem Wort, wahnsinnig viele Hortensien. So viele braucht der Gärtner natürlich gar nicht. Dass allerdings von dieser ganzen prachtvollen Vielfalt sich in Deutschland nur spärliche Zeugnisse finden, ist wiederum überraschend und beschämend. Man kann es nicht anders sagen: Es zeugt vom mehr oder weniger erbärmlichen Zustand der deutschen Gartenkultur, dass man es bei den Hortensien hierzulande fast ausschließlich mit Varietäten der H. macrophylla zu tun bekommt, der klassischen Gartenhortensie also. Und wenn auch diese Sorte selbst an Verschiedenheiten so viel Auswahl bieten mag wie eine ganze Pflanzenfamilie, so greift doch der deutsche Gärtner viel zu oft auf die immer gleichen Bau- und Gartenmarktvarianten ‘Moritzburg’, ‘Schneeball’,

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