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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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‘Early Blue’ oder ‘Annabelle’ zurück. Warum nur?
    Nehmen wir mal ein beliebiges Ereignis aus dem nicht eben dicht geflochtenen Kranz von bedeutsamen Ereignissen der weltumspannenden Hortensienszene wie die internationale Hortensienkonferenz, die im Sommer 2007 im belgischen Gent stattfand: der deutsche Beitrag war bescheiden, um es höflich zu formulieren. Ein Vortrag über Topfpflanzen, das war es schon. Im Ernst. Den Rest besorgten die Experten aus Belgien, Holland, England und Amerika. Und auch ich als emsiger Amateur kenne hierzulande zwar herausragende Bezugsquellen für Rosen, Zwiebelpflanzen und Stauden aller Art. Aber wo man sich die wunderbaren Hortensien der angelsächsischen Gartenkunst beschaffen kann, ist mir unbekannt. Die beste Adresse scheint mir immer noch das bereits erwähnte Haus Lorenz von Ehren zu sein, aber selbst hier bleibt die Auswahl einigermaßen überschaubar.
     
    Es ist also eine lohnende und ehrenvolle Aufgabe, ein bisschen Hortensienkunde in die deutsche Gartenlandschaft zu bringen. Zunächst etwas zur Farbe: Welche Farbe eine Hortensie hat, ist gar nicht so einfach zu sagen. Nur bei den reinweißen Exemplaren steht die Farbe fest, also bei den Sorten von H. arborescens beispielsweise, die eine der häufigsten Arten ist, die mir aber nicht gut gefällt: das Grün der Blätter ist zu hell, das Weiß der Blüten zu weiß und überhaupt ist die ganze Pflanze zu perfekt und intakt. Es gibt allerdings eine Sorte, ‘Hayes Stardust’, die ist sehr schön, ein bisschen irre und speziell, weil sie über eigenartig explodierende Blüten verfügt. Bei allen anderen Hortensien hängt die Farbe mit der Chemie des Bodens zusammen. Hortensien tragen in sich einen Farbstoff, der Delphinidin genannt wird, seine Farbe variiert je nachdem, wie sauer oder basisch das Wasser ist, das die Hortensie über ihre Wurzeln aufnimmt: auf saurem Boden werden Hortensien blau, je alkalischer die Umgebung ist, desto mehr wechselt die Farbe über Rosa zu Rot. Der Boden bleibt sich im Laufe der Jahre nicht gleich, die Pflanze entwickelt sich, die Jahreszeiten verändern sich – ein und dieselbe Hortensie wird Sie im Lauf der Zeit mit verschiedenen Farben überraschen. Durch entsprechende Düngung lässt sich dieser Farbwechsel beeinflussen. Wenn man eine ganz und gar blaue Hortensie wünscht, muss man dem Boden Aluminium hinzufügen – und dafür sorgen, dass eine entsprechende Sättigung erhalten bleibt. In einem Topf mag das möglich sein, in einem Beet ist es kaum vorstellbar. Wundern Sie sich also nicht, wenn die strahlend blaue H. macrophylla ‘Mousmee’, die Sie als Containerware gekauft haben, im Beet diese Farbe nicht halten kann. Und noch eine Sache: Sie können sich mit dem Aluminium abmühen, wie Sie wollen, wenn das Gartenwasser zu kalkhaltig ist, wird Ihre Hortensie niemals wirklich blau werden.
     
    Was Arten und Sorten angeht, wollen wir die Sache nicht zu verwirrend gestalten. Es gibt, grob gesagt, zwei Sorten von Hortensien: lacecaps und mopheads,
     
    m Deutschen nennt man sie Tellerhortensien und Bauernhortensien. Mopheads haben die bekannten kreisrunden Blütenbüschel. Es gibt sehr schöne darunter, die ehrliche H. macrophylla ‘Haworth-Booth’ zum Beispiel, die kräftig-grüne, gesund-geäderte Blätter trägt und Blüten von kräftigem Rosa. Nachdem Haworth-Booth gestorben war, fand man diese Sorte in seinem Garten. Sie war bis dahin unbekannt und trug weder Kennzeichnung noch Namen. Also gab man ihr einfach seinen. Oder die schöne H. macrophylla ‘Mathilde Gütgers’, die ganz wie aus einer Delfter Kachel herausgewachsen scheint, so liebenswürdig leuchtet sie in strahlendem Blau. Und auch H. macrophylla ‘Générale Vicomtesse de Vibraye’, deren Blüten von besonders blassem Blau sind, das in manchem Licht fast ins Graue geht. Dennoch steht mir der Sinn mehr nach den lacecaps, deren Blütenköpfe halbrund gewölbt sind, innen über unscheinbare, aber fruchtbare Blüten verfügen, außen jedoch über einen Kranz entzückender Lockblüten. Die typischen lacecaps gehören zur Art der Hydrangea serrata, zum Beispiel ‘Bluebird’, die von Juli bis Oktober in elegantem Blaulila blüht; oder ‘Beni’, die in voller Sonne stehen will und deren Blüten außen rot und innen weiß gefärbt sind, eine ähnliche Zeichnung wie bei ‘Rosalba’, deren Blüten aber im Lauf der Zeit immer dunkler werden; oder die wunderbare ‘Preziosa’, die man allein stellen sollte, wo immer man

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