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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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beieinanderliegende Fangarmbündel auf. Es entstand kein Feuer oder Rauch, aber Funken regneten am schwankenden Körper des Raaff hinab. Er taumelte zur Seite, schien zu zögern. Das von ihm selbst ausgehende Licht wurde schwächer. Er wurde transparent und war dann verschwunden. Die Sterne kehrten zurück und leuchteten auf die Stelle, an der der Raaff gestanden hatte. Er hatte einige tiefe Spuren zurückgelassen.
    Möglicherweise hatten sie das Geschöpf diesmal schwer getroffen. Aber es gab keine Möglichkeit, das festzustellen. Der Raaff war in die düsteren Dimensionen zurückgekehrt, in denen er sich versteckt hielt.
    In der Kuppelstadt brannte wieder die normale Beleuchtung.

    In der Alphor riß sich Esper nonCob Borkin entsetzt die Konzentratoren vom Kopf. Sein Blick war leer. Grübelnd wiegte sich der trainierte Telepath in seinem Sessel. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben, während aus seiner Kehle gequälte Laute drangen.
    Erschreckt schaltete OnCob Calvin die Konzentratoren aus und benachrichtigte den Schiffsarzt, der Borkin eine Antischock-Injektion verabreichte. Erst dann war Borkin wieder in der Lage, verständliche Laute von sich zu geben. Man merkte seiner Stimme deutlich seinen Schreck an.
    »Es sind menschliche Überlebende auf diesem Planeten, onCob«, flüsterte er. »Ich empfing ihre Gedanken. Sie sind wirr und undeutlich, aber einwandfrei menschlich. Sie befanden sich in Gefahr, waren bedroht von etwas Schrecklichem, das mächtig genug ist, um die Kuppelstadt zu vernichten. Dieses … Ding … befindet sich zur Zeit außerhalb ihrer Reichweite. Ich hatte den Eindruck, daß es in unregelmäßigen Abständen aus dem Weltraum auftaucht und dorthin auch wieder verschwindet. Der Eindruck kann natürlich falsch sein, aber das werden wir später klären. Es ist zudem unmöglich, eine detaillierte Beschreibung von dem, was ich empfing, abzugeben. Die Überlebenden hier scheinen bereits früher mit diesem Ungeheuer zu tun gehabt zu haben. Ihre Gedankenimpulse zeugten von panischer Angst.«
    Calvins Syntho-Hände krochen unruhig an seinen Schultern umher, während er auf die zusammengesunkene Gestalt Borkins hinabsah. Nur wenige fanden die Esper sympathisch. Sie hatten einen mageren Körperbau, lange, spinnenartige Arme und Beine, waren mit daunenweichen, feinen Härchen bewachsen und verfügten über eine sackartige Verdickung am Hinterkopf, wo das positronische Hilfsgehirn an das Kleinhirn angeschlossen war. Sie erweckten eher Abscheu als freundschaftliche Gefühle in einem Capellaner. Hinzu kam noch, daß die Esper Erdlinge waren, die sich während des Taurus-Capella-Krieges auf die Seite der Taurier geschlagen hatten.
    »Vor Ungeheuern«, meinte Calvin erleichtert, »brauchen wir uns nicht zu fürchten. Die Alphor verfügt über genug Waffen, um einen Angriff abzuschlagen. Aber was die Überlebenden angeht …«
    »Es ist wahrscheinlich eine dieser kleinen Niederlassungen, die man während des Krieges aus den Augen verloren hat«, unterbrach ihn Cob Morban, der bisher schweigend zugehört hatte. »Es scheint sich um eine der rekonstruierten Kuppelstädte der SPV-Typs zu handeln, wenn ich die Meßergebnisse richtig deute. Kuppeln dieses Typs verfügen über unabhängig arbeitende Sauerstoffgeneratoren und einen sich selbst regulierenden Schwerkraftgenerator. Die Stadt könnte sich ohne Hilfe von außen ewig selbst versorgen. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, daß es sich um einen weit vorgeschobenen Gefechtsposten handelt, dessen Mannschaft nicht in der Lage ist, den Planeten aus eigener Kraft zu verlassen.«
    »Das werden wir bald herausbekommen«, sagte Calvin. »Unser Sprung zu diesem verschollenen System scheint mir jetzt nicht mehr so sinnlos gewesen zu sein.« Seine linke Hand fiel zu Boden, lief wie eine Spinne zur Kontrolltafel und schaltete den Sender ein.
    »OnCob an non Cob-Leitstelle! Versuchen Sie einen Funkkontakt zur Kuppelstadt aufzunehmen. Verständigen Sie mich, sobald Sie Erfolg haben.«
    Esper nonCob Borkin verließ den Raum und zog sich in seine Privatkoje zurück, um dem Antischock-Serum die Möglichkeit zur vollen Wirksamkeit zu geben. Das Abhören eines Planeten mit Hilfe seines Doppelhirns war eine geistige Qual. Trotz ihres enormen psychischen Trainings waren schon viele Esper dabei gestorben, denn die mit einer solchen Aktion verbundenen Gefahren waren beträchtlich und selten abschätzbar. Während des Sondierens war Borkins Geist absolut ungeschützt

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