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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Claudan sie nach geglückten Versuchen wieder vernichtet, aber später hatte sich herausgestellt, daß man ihnen genug Intelligenz verpassen konnte, um sie einfache Arbeiten verrichten zu lassen. Folglich hatte Claudan nun das Recht, sich als eine Art Gott zu sehen.
    Riana lachte laut auf. Es war ein scharfes, bitteres Lachen, das sich wie ein Krächzen aus ihrer Kehle wand.
    Selbst Luccar sah sie verstört an. Jeder wußte, wie Riana über das, was sie Vroncs Zentralidee nannte, dachte, und innerlich gab man ihr auch recht. Dennoch war allgemein bekannt, wie empfindlich Vronc auf Spott reagierte. Es war nicht ungefährlich, ihn zu verletzen, denn er war wichtig für das Überleben der Stadt. Vronc war nicht nur ein ausgezeichneter Schütze an der Energiekanone, sondern zusammen mit Horley auch der einzige, der die Apparatur des Massentransformers bedienen konnte. Und von diesem Gerät hing ihre gesamte Lebensmittelversorgung ab. Schon einmal hatte Vronc in einem Anfall von Raserei gedroht, sie alle umkommen zu lassen. Und Horley war imstande, dies alles geschehen zu lassen, nur um die anderen sterben zu sehen. Man war allgemein vorsichtiger geworden seit diesem Tag.
    »Wollen wir mit diesem sinnlosen Gerede nicht Schluß machen, Vronc?« sagte Riana. »Welche Bedeutung haben wir schon in diesem Teil des Weltalls? Wie lange ist es her, seit wir etwas von außerhalb gehört haben? Wie viele Jahre sind vergangen, seit wir die Stadt bauten, weil wir vermuteten, daß Cappeli von diesem System Besitzergreifen will? Sie haben alles ausgerottet – Cappeli, Taurus und die Erde. Unsere einzige Rettung war doch die Tatsache, daß man uns vergessen hat. Sicher, wir sind die letzten, und es ist unsere Aufgabe, zu überleben, aber doch nicht wegen eines Haufens großer Worte oder für dieses verdammte Weltall, sondern einzig und allein für uns selbst!«
    Unsinn? flüsterten die Stimmen Claudan zu. Sie weiß nicht, was sie da sagt. Nur du kennst die Wahrheit, denn du hast sie gemacht. Diese Stadt mit ihren Pseudomenschen – es sind alles Produkte deiner Schöpfung. Sie existieren nur, weil du es willst, damit du Gesellschaft hast. Es ist ihre Aufgabe, dich zu unterhalten und zu vergnügen. Wenn du die Augen schließt, verblassen sie und verschwinden.
    Er wußte, daß man das Thema nun schnell wechseln würde. Wie immer. Es war nur ein Zeremoniell, das aufgeführt wurde, aber diese Gespräche waren das einzige, was sie noch an wirklichen Kontakten untereinander hatten. Aber auch sie begannen sich allmählich immer öfter zu wiederholen.
    Es war unwichtig, nach einem Lebensziel zu suchen, wo es nur wichtig war, zu überleben, den Raaff fernzuhalten und bei klarem Verstand zu bleiben.

    »Kein Kontakt«, meldete OnCob Calvin. »Ihre Gäste sind entweder defekt oder sie weigern sich, zu antworten.«
    »Seltsam.« Morban beobachtete die auf dem Monitor abgebildete Kuppelstadt. Sie strahlte ein sanftes Licht aus und lag etwa einen Kilometer vom Landeplatz der Alphor entfernt. »Die Kuppel scheint völlig in Ordnung zu sein. Und unsere Instrumente registrieren einen normalen Energieverbrauch. Es ist also klar, daß sie bewohnt wird. Warum reagieren sie nicht auf unsere Anwesenheit? Ihre Detektoren müßten unser Schiff schon längst registriert haben.«
    »Vorausgesetzt, die Instrumente werden überhaupt noch benutzt, Cob. Vergiß nicht, daß sie seit dreißig Jahren völlig isoliert hier leben. Es hat öfter Fälle gegeben, wo Kuppelbesatzungen in dieser Isolation ihre geistige Gesundheit verloren. Möglicherweise sind sie gar nicht mehr dazu in der Lage, die Ortungsinstrumente zu bedienen.«
    »Ist die Analyse dieses Planeten fertig, OnCob?«
    »Ja. Er ist nicht bewohnbar.« Calvins Hände breiteten die Unterlagen aus. »Er ist 756 Millionen Kilometer von der Doppelsonne entfernt, seine Umlaufzeit beträgt zehn Jahre und 290 Tage – nach irdischer Zeitrechnung. Die Atmosphäre ist sehr dünn und enthält nur sechzehn Prozent Sauerstoff. Sie reicht gerade aus, um die radioaktive Strahlung des Weltraums etwas abzuhalten, jedoch nicht, um Wärme zu speichern. Einige Bergketten sind über den ganzen Planeten verteilt. Auf der Rückseite haben wir einige Mare lokalisiert, die mit wahrscheinlich flüssigen Gasen gefüllt sind. Der Boden besteht nahezu ausnahmslos aus Fels, enthält jedoch diverse Erze. Unsere Graber sind bereits dabei, das genauer abzuchecken.«
    »Nicht gerade ein angenehmer Ort, nicht wahr?« fragte Morban.

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