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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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im Licht der fernen Sterne leuchtete. Etwas Fremdes, das es eigentlich gar nicht geben durfte. Da er den emotionslosen Instrumenten eher vertrauen konnte als seinen eigenen Augen, befragte er sie. Und sie erklärten ihm, dort draußen sei nichts, absolut nichts.
    Vronc lauschte der Musik in seinem Kopf. Nach jedem Angriff hörte er diese Melodie, und immer in der Nähe der Hauptschleuse, jenes Tors, das nach draußen führte. Er hatte mehrmals versucht, sie auf dem Musifon nachzuspielen, ohne es jedoch nur annähernd zu schaffen. Diese Melodie verzauberte ihn, weil er wußte, daß sie alles war. Manchmal war sie ihm so nahe, daß er sie begriff, doch dann entfernte sie sich wieder, entglitt seinem Begriffsvermögen und ließ nur Erinnerungen zurück. Einmal, das wußte er mit absoluter Sicherheit, würde er sie festhalten und begreifen können, und dann würde er wissen, warum sie hier lebten und was ihre wahre Bedeutung war. Dann würde er mit dem Musifon die größte, wunderbarste Sinfonie schaffen, die je komponiert worden war, eine Sinfonie, die die Menschheit beschrieb und die Einsamkeit zwischen den verlorenen Fünkchen von Licht, die die Sterne waren. Einmal würde er die Melodie verstehen lernen …
    »Du siehst müde aus, Vegal«, sagte Luccar sanft. Vegal zitterte am ganzen Körper, und die hauchdünnen Seidenbänder, die ihr Kleid darstellten, waren in anhaltender Bewegung. Ihre Hände rieben gegeneinander, als sei ihr kalt.
    »Der Raaff ist noch nie so nahe gewesen«, erwiderte sie schaudernd. »Daß wir zweimal den Energieschirm einsetzen mußten, ist auch noch niemals nötig gewesen. Was, wenn der Raaff beim nächsten Angriff noch stärker ist? Wird unser Schirm dann zu schwach sein, um den Angriff abzuwehren? Und was geschieht dann mit uns?«
    »Unsinn, Mädchen«, lachte Luccar. »Er wird niemals stark genug sein, um einzudringen, das weißt du doch selbst. Kommt mit, ich werde dir etwas zeigen, das für deine Beruhigung sorgt.«
    Trotz der einstudierten Lässigkeit war Luccar stark beunruhigt. Eine innere Stimme sagte ihm, daß der Raaff tatsächlich immer stärker zu werden schien, und fragte ihn, wieso er eigentlich so stark von ihrer Sicherheit überzeugt war. Tatsache war, wie Vegal gesagt hatte, daß sie bisher noch nie den Energieschirm einschalten mußten.
    Vegal folgte ihm arglos. In seinem Zimmer bereitete Luccar sich und ihr einen Spezialdrink und füllte die Gläser. Drinks zu mixen war eines seiner Hobbies.
    Vegal leerte ihr Glas in einem Zug und schüttelte dabei unwillkürlich den Kopf, wobei ihre langen schwarzen Haare herumwirbelten. Die Bewegung pflanzte sich von den Schultern an ihrem Körper hinunter fort, führte dazu, daß sich ihr Kleid öffnete und ihre festen Brüste mit den darauf befestigten weißen Sternen entblößte. »Brrr, was für ein Teufelszeug!« Sie schüttelte sich noch einmal. »Ich frage mich, woher du die Rezepte für diese Art Drinks nimmst, Luccar.«
    Vergnügt grinsend schenkte Luccar nach. Während sie an ihrem Glas nippte, beobachtete er sie und streichelte mit seiner dürren Hand sein Kinn.
    Sie ist alles andere als eine Schönheit, dachte er. Ihre Augen sind hellblau und glasig, und ihr Mund etwas zu groß, aber auf jeden Fall noch anziehend.
    Aber ihre Brüste waren jung und fest, das entschädigte ihn für ihre etwas zu dicken Oberschenkel. Und er war immer noch scharf auf sie, auch wenn Claudan sie mit Beschlag belegt hatte. Dieser verdammte Claudan mit seinem neunmalklugen Geschwätz und seiner aufgeblasenen Arroganz. Welche Rechte besaß dieser junge Idiot, die Luccar nicht auch besaß?
    Vegal fühlte sich seltsam benommen, ihr schien, als verschwände der Sessel unter ihr. Sie spreizte die Beine, um ein wenig mehr Halt zu haben, und das Kleid rutschte über ihre Knie. Ich bin doch nicht betrunken, dachte sie. Luccar trinkt dasselbe wie ich und ist doch auch noch nüchtern. Es liegt wohl an der Aufregung, an dem Schreck.
    Luccar füllte die Gläser noch einmal, und diesmal hätte sie fast daneben gegriffen. Der Drink war süß, aber er brannte höllisch. Ein seltsam taubes Gefühl breitete sich in Vegal aus. Luccars Gesicht war nur noch ein verwaschener Fleck, der sich langsam näherte. Er fragte etwas, doch seine Stimme war weit weg. Sie verstand ihn nicht.
    Vegal merkte, daß ihr das Glas aus der Hand genommen wurde. Sie wehrte sich nicht einmal, als sich ihr Sessel hintenüber kippte. Ihre Augen konnten schwach die Decke erkennen, bevor der

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