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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Schatten einer sanften Hand über ihr Gesicht fiel. Seine Lippen waren weich, aber sie erwiderte seinen Kuß nicht und war auch nicht in der Lage, ihn abzuwehren.
    Die Gefühllosigkeit breitete sich weiter über ihren Rücken aus bis zu den Schultern. Bauch und Brüste brannten. Ein durchdringendes Prickeln überfiel sie. Sie fühlte, wie seine Hände an ihren Schenkeln entlangglitten und ihre Brüste betasteten. In ihrem Inneren widersetzte sich etwas.
    Ich will das nicht , dachte sie willenlos. Ich gehöre Claudan, hörst du? Claudan! Aber über ihre Lippen drang kein Laut. Ihr Körper reagierte auf Luccars Hände und ignorierte die zitternde Stimme des Gehirns. Bis auch sie verstummte.

    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, Cob«, sagte Calvin, während seine Synthohände verschiedene Pläne vor Morban ausbreiteten. »Kuppelstädte dieser Art wurden früher mit Verbindungstunnels versehen. Grund dafür war, daß man in ihrer Nähe ähnliche Bauwerke zu installieren gedachte. Unsere bisherigen Untersuchungen des Bodens haben ergeben, daß er für unsere Graber keine Schwierigkeiten bietet. Wenn wir einen Graber mit Bohrköpfen ausrüsten, könnten wir uns der Kuppel von unten her nähern und uns auf diese Art Zugang verschaffen.«
    »Etwas anderes wüßte ich im Moment auch nicht«, gab Morban zu. »Aber du weißt, daß ich die Graber für solche Arbeiten nicht gerne einsetze, Calvin. Die Dinger benötigen einfach zu viel Energie.«
    »Ich habe alles genau berechnet«, meinte Calvin. »Wir brauchen nur soviel Energie, um durch den Felsboden zu stoßen. Die darunterliegenden weichen Schichten sind kein wirkliches Problem. Wir benötigen den Graber dann nur noch zum Durchbohren der Tunnelschleuse.«
    »Worauf warten wir dann noch? Übernimm die Leitung und nimm zwei nonCobs mit. Der Esper kann euch später folgen.«
    »Verstanden, Cob.«
    »Und du bleibst gefälligst im Graber sitzen, wenn die beiden nonCobs in den Tunnel hineingehen. Wir können es uns nicht leisten, einen Mann mit Synthohänden zu verlieren.«

    Die Melodie hatte andere, beunruhigende Untertöne bekommen. Vronc begriff diese Veränderung nicht. Das Thema war dasselbe geblieben, aber es erschien ihm nun wilder, seltsamer und bedrohlicher zu sein. Die Musik tanzte wie ein Schmetterling in seinem Gehirn, er konnte sie nicht konkretisieren. Sie näherte sich, entglitt seinem Begriffsvermögen wieder, taumelte davon, um dann sofort wiederzukehren. Ihm war, als versuche sie ihm etwas mitzuteilen. Und als habe er eine instinktive Angst, diese Mitteilung anzunehmen.

    Riana schaltete die Mikrofilmleinwand gelangweilt aus, als sie hörte, wie sich die Tür ihres Zimmers öffnete. Sie war froh, daß jemand kam, mit dem sie sich unterhalten konnte, und sei es auch nur über den letzten historischen Roman, den sie gelesen hatte, oder über den fehlenden Mond des Pluto. »Bist du es, Horley?« fragte sie und wandte sich träge um. Sie schwieg abrupt, zuckte hoch und tastete nach dem Alarmknopf.
    Der Tierdiener war schneller. Noch bevor sie den Sessel verlassen konnte, hatte er sie bereits gepackt und gegen die Wand geschleudert. Sein Genosse schloß die Tür.
    Halbbetäubt blieb Riana liegen. Die drei Augen des ersten Eindringlings sahen auf sie herab. Der Alarmknopf befand sich nun hinter ihm; ebenso der Waffenschrank. Horley, dieser Idiot , schoß es ihr durch den Kopf. Er hat vergessen, die beiden einzuschließen!
    Vier knochenartige Hände näherten sich ihrem Gesicht. Verwundert stellte Riana fest, daß sie keine Angst mehr hatte. Im Gegenteil: Ihr war, obwohl sie mit plötzlicher Deutlichkeit wußte, was auf sie zukam, als hätte sie nach diesem Erlebnis seit langem unbewußt verlangt. Das Gefühl dauerte nur eine Sekunde, und dann begann sie zu schreien.
    Der Graber begann zu spucken und blieb dann stehen. Der am Steuer des Fahrzeugs sitzende nonCob überprüfte seine Instrumente. »Stahl«, meldete er dann. »Wir haben die Schleuse erreicht.«
    »Gut«, erwiderte Calvin. »Meldung an die Alphor : Wir haben die Kuppel erreicht. Wir werden jetzt den Bohrkopf aufsetzen und ein Loch in das Tor brennen. Da wir möglicherweise keine Druckausgleichskammer vorfinden werden, werden wir die Sauerstoffmasken aufsetzen. Es ist nicht auszuschließen, daß die Kuppelbesatzung sich einer Atmosphäre angepaßt hat, deren Sauerstoffgehalt geringer ist als der, den wir gewöhnt sind.« Er übernahm die Steuerung des Grabers nun selbst und wartete, bis die beiden

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