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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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nonCobs die hauchdünnen, aber sehr widerstandsfähigen Kombinationen übergestreift hatten und in der Schleusenkammer des Grabers bereitstanden. Dann erst aktivierte er die Bohrkopfbrenner, die sofort begannen, sich einen Weg durch die stählerne Schleusentür der Kuppelstadt zu bahnen.

    Evyn langweilte sich ungeheuer. Die Roboterhände des Spiegels hatten ihr blondes Haar nun bereits zum tausendstenmal gekämmt, und zum Lesen verspürte sie auch nicht die geringste Lust. So beschloß sie, zu Riana hinüberzugehen und ihr etwas Gesellschaft zu leisten. In den Gängen der Kuppel herrschte bedrückende Stille, weil jede einzelne Kabine absolut schalldicht ausgestattet war. Niemand antwortete, als sie Rianas Türsummer drückte. Das war seltsam, denn an sich schlief Riana um diese Zeit noch nicht. Sie öffnete die Tür mit der Hand und rechnete damit, Riana allein vorzufinden, und hoffte, daß sie über ihr unverhofftes Eindringen nicht wütend war.
    Riana war in der Tat allein. Und sie war auch nicht wütend. Evyn schrie nicht, als sie sah, was über dem Boden des Raumes verstreut war. Die Wände waren bespritzt. Dünne, rote Finger kamen langsam auf Evyn zu, sich mühsam einen Weg bahnend. Evyn blieb bewegungslos im Türrahmen stehen, dann drehte sie sich mit einer hölzernen Bewegung um und ging in ihre eigene Unterkunft zurück. Sie ließ sich geistesabwesend in einen Sessel sinken. Ihr Blick saugte sich an der gegenüberliegenden Wand fest, ohne etwas zu sehen. Es war, als sei etwas Fremdes in ihr Bewußtsein eingedrungen, ein stummes Etwas, ein sich ruhelos umhertastender, suchender Fleck, der sie zwang, die Augen offenzuhalten.
    Nach einer Weile erinnerte sie sich daran, daß sie etwas tun wollte. Aber was? Sie wurde den Eindruck nicht los, daß es sich dabei um etwas sehr Wichtiges handelte. Mit aller Kraft versuchte sie sich zu erinnern. War sie nicht aufgestanden, um nach Riana hinüberzugehen? Wieso saß sie jetzt wieder in ihrem Zimmer? Hatte sie die ganze Zeit hier herumgesessen und geträumt?
    Sie mußte sich erinnern. Es war wichtig, wirklich wichtig. Sie wollte etwas tun. Nur – was?

    Geräuschlos öffnete sich die schwere Tür. Die Kugellampen leuchteten auf. Aus ihrem Nichtstun aufgeschreckt blinzelten die Tierdiener überrascht. Was hatte das zu bedeuten? Es war noch zu früh für die Fütterungszeit. Brachten die Herren die Leichen ihrer beiden Gefährten zurück? Hoffnung schimmerte in ihren Augen, als sie die beiden Kameraden erkannten. Mißgestaltete Schatten lösten sich vom Boden und den Wänden. Die Eintretenden reichten mitgebrachte Gegenstände herein, die von Klaue zu Klaue weitergereicht wurden. Es waren die Stöcke, die den tiefen Schmerz erzeugten, sobald man mit ihnen in Berührung kam, aber auch andere Folterwerkzeuge, die die Herren gelegentlich benutzten. Und auch die Tierdiener wußten mittlerweile, wie man sie einsetzte.
    Wie eine Flutwelle strömten sie aus dem Saal, der seit ewigen Zeiten ihre Welt darstellte. Nur die Augenlosen blieben zurück. Sie hockten in ihrer Ecke und setzten den eintönigen Gesang fort, jetzt lauter und lauter. Haß! HASS! Töten! TÖTEN! sangen sie. Jetzt würden sie endlich frei werden, frei von der Kuppelstadt und ihrer Gefangenschaft. Bald würden sie ihre momentane Körperform aufgeben und sich wieder der Atmosphäre der Außenwelt anpassen.
    In der Mitte der sich langsam leerenden Kammer lag noch immer die Leiche des getöteten Sprechers. Seine im Todeskampf verkrampften Arme und Beine glichen den gebrochenen Zeigern einer zerstörten Uhr. Eine seltsame Transparenz überkam plötzlich den Leichnam, ließ ihn durchsichtig werden und zeigte die schimmernden, mißgestalteten Knochen. Das Fleisch schien zu schmelzen, sich in Nichts aufzulösen, und auch das Skelett verblaßte und verschwand.

    Claudan wurde sanft auf seinem Ruhebett massiert, während er mit geschlossenen Augen den Stimmen lauschte, die mit ihm über
    seine Göttlichkeit sprachen. Es war ein herrliches Gefühl, ihnen zuzuhören, sie widersprachen ihm nie und gaben ihm immer recht. Die Massageorgane des Bettes bearbeiteten nun seine Hüften und sein Geschlechtsteil. Ein angenehmes Prickeln breitete sich in seinem Unterleib aus, und er befahl dem Bett, mit der Massage aufzuhören.
    Er dachte an Vegal. Es war bereits geraume Zeit her, seit sie miteinander geschlafen hatten. In letzter Zeit verkehrten sie immer weniger miteinander, was ihn verwunderte, denn schließlich war er noch jung,

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