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Die Tage sind gezählt

Die Tage sind gezählt

Titel: Die Tage sind gezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Stadt. Er zweifelte nicht daran, daß man denjenigen, der ihn wie einen tollen Hund über den Haufen knallte, zu einem Helden hochstilisieren würde. Im Moment allerdings schienen die Terroristen noch mit seinen Huxen beschäftigt zu sein. Offensichtlich standen sie staunend vor den Wundern der fremden Technik oder dem, was davon noch übriggeblieben war. Das Aufbrüllen eines schweren Geschützes, das den Nachthimmel erhellte, signalisierte Torku-hit, daß nun auch die Tanks von Rora-da in das Gefecht einbezogen wurden. Vielleicht hatte inzwischen die gesamte Garnison den Befehl erhalten, aus den Kasernen auszurücken und sich in das Tunnelgebiet zu begeben.
    Wie ein Schatten bewegte sich Torku-hit an den grauen Mauern der Industrieansiedlung vorbei. Man hatte die Anlagen, um die Luftverschmutzung gering zu halten, in den Außenbezirken angesiedelt.
    Seine Selbstsicherheit kehrte mit jedem Schritt mehr zurück.
    Neugierig schaute er sich die Umgebung an. Das erste, was ihm dabei auffiel, war die völlige Verlassenheit der ihn umgebenden Straßenzüge. Niemand zeigte sich. Das einzige Leben ging von den grünen, roten, blauen und orangenen Leuchtschildern aus, die scheinend die Namen der jeweiligen Unternehmen verkündeten. Er hörte das Rattern von Maschinen, ohne aber auch nur die Spur eines Menschen zu sehen. Das Industriegebiet war wie ausgestorben. Nicht einmal einer der sonst so zahlreichen Nachtschichtler begegnete ihm.
    Die Häuserwände wirkten verfallen und schmutzig. Die Scheiben waren aus den Fenstern gefallen, die Gitter davor verrostet. Es war keine Farbe mehr auf Türen und Toren, und die meisten Einfahrten bestanden nur noch aus verfaultem, brüchigem Holz. Als er vor dem Eingang der Taranischen Motorenwerke stand, fiel Torku-hits Blick auf die riesigen Leuchtbuchstaben, die sich in einem bestimmten Rhythmus summend an- und ausschalteten.
    Die Fabrik selbst schnurrte in fleißiger Betriebsamkeit. Man hörte das Rasseln von Ketten und das Surren von Fließbändern. Es hämmerte und klirrte, Schweißbrenner zischten, Strom knisterte. Und dennoch machte all das auf ihn einen unheimlichen Eindruck.
    Torku-hit lief an der Vorderfront des düsteren Gebäudes entlang und stieß auf eine Seitenstraße, wo er einen Nebeneingang der Fabrik fand. Erneut gab er sich ganz den inneren Anweisungen hin und überließ seine Bewegungen den Reflexen, die er während der harten Ausbildung in den Überlebenscamps einstudiert hatte. Mit der Klinge seines Dolches brach er das primitive Türschloß auf und kam in einen schwachbeleuchteten Korridor. Die alles durchdringende Feuchtigkeit hatte dafür gesorgt, daß der Putz größtenteils von der Wand abgefallen war und auf dem Boden lag. Torku-hit drückte eine weitere Tür auf. Sie bestand aus Holz, hing schief in den Angeln und ging bei seiner Berührung beinahe zu Bruch. Er befand sich anscheinend in einem Büro. Überall, auf dem Boden, einem wackeligen Tisch und den Stühlen lagen Stapel muffig riechenden Papiers.
    Er nahm eines davon auf. Es schien eine Rechnung oder so etwas Ähnliches zu sein. Vielleicht auch eine Auftragsbestätigung. Firmenpapier der Taranischen Motorenwerke. Torku-hit studierte den Briefkopf und las das Datum. 23. Dezember 2894. Der Tag des Angriffs auf die Stadt. Keines der Papiere, die er fand, trug ein jüngeres oder älteres Datum.
    Die Schießerei draußen schien sich nun dem Ende zuzuneigen. Vielleicht lag es aber auch daran, daß die Geräusche, die die Fabrik erzeugte, sie übertönte. Torku-hit hatte plötzlich den Eindruck, jemanden laufen zu hören, aber das hatte weniger mit seinem Gehörsinn als mit der Tatsache zu tun, daß er durch die Ausbildung einen Sinn entwickelt hatte, den nicht jeder besaß. Er konnte die Gefahr spüren und konzentrierte sich darauf, aus dem leisen, trappenden Geräusch etwas herauszulesen. Da lief wirklich jemand. Menschen. Sie konnten nicht weit von ihm entfernt sein. Möglicherweise rannten sie an der Außenwand der Motorenwerke entlang.
    Torku-hit verhielt sich still und versuchte aus dem, was er spürte, herauszuanalysieren, was hier vor sich ging. Wie viele es waren, ob es sich um ausgebildete Männer handelte, ob jemand Befehle erteilte. Es war nicht einfach für ihn, in dieser hämmernden und stampfenden Umgebung die einzelnen Töne auseinanderzuhalten.
    Er dachte an die Terroristen. Was motivierte sie überhaupt? Wahrscheinlich waren sie größtenteils Randständige, auch wenn die Leitenden der Stadt

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