Die Tagebücher (German Edition)
Glenville […] ist ein richtiges »Arschloch«. »Ich warte noch auf den Augenblick«, hat sie gesagt, »an dem er mal über irgendjemand ein gutes Wort sagt.« Ich glaube, sie hat recht.
Ich bin zur Zeit ganz verrückt nach ihr, liebe sie noch mehr als sonst. Ich würde am liebsten jede Minute mit ihr schlafen, aber leider geht das ein paar Tage lang nicht. Sie könnte tagelang nicht mehr laufen.
[…] Wir hatten beide wahnsinnige Probleme einzuschlafen. Das Schlafzimmer hat zwar eine Klimaanlage, ist aber trotzdem das wärmste Zimmer im Haus, außerdem schwirrten unzählige Mücken herum, die juckten, selbst wenn sie gar nichts machten […]
Mittwoch, 11. 1. Wie bei jedem Film ist der erste Drehtag der schlimmste. In der Nacht hatten wir wenig geschlafen, vielleicht 5 oder 6 Stunden, und sind dann schlecht ausgeruht aufgewacht. Wir hatten zum Frühstück Bloody Marys. Lange blieb es dunstig oder neblig. Gegen 10 : 30 Uhr konnten wir endlich die erste Szene drehen. Es war sehr heiß. Wir mussten es drei Mal machen – einmal davon meinetwegen. Danach gab’s drei Großaufnahmen derselben Sache. […] Dann kam der Präsident mit seiner Frau und seiner Entourage. Ich habe E. gesucht, weil er sehr deutlich gemacht hat, dass er sie und niemanden sonst sehen wollte, obwohl er das sicher eine böswillige Unterstellung nennen würde. Er war charmant und geil wie immer. Einmal, nach einer besonders anzüglichen Bemerkung, hat er seine (weiße) Frau geküsst und bekam dafür Applaus von allen Herumstehenden. Seine Frau, die eigentlich daran gewöhnt sein sollte, hat ganz perplex geguckt. E. betet ihn an. Für mich sieht er aus wie mein Bruder Verdun, nach einem harten Tag in der Grube und bevor er sich wäscht. Er hat Christian – unseren Mann für alles oder auch Butler – ›mon Petit‹ genannt. Noch liebt man ihn anscheinend heiß. Da war auch ein schwarzes Mädchen, deren Namen ich vergessen habe, die sehr schick war und nie gelächelt hat, die ihre Augen nicht von Elizabeth lassen konnte. In ihrem Blick lag Bewunderung, Neid, Bosheit, Hass und Liebe zu allem, was mein dummes altes Mädchen gemacht hat.
[…] Später haben wir zu Hause mit dem Pressemann gesessen, der ganz offenbar ein echter Langweiler ist. Nachdem er gegangen war, fingenGaston, Ron und F. La Rue an, heftig und ziemlich betrunken darüber zu diskutieren, welche Verpflichtungen man gegenüber seinen Nächsten habe. Ob man sich Kinder anschaffen sollte, wenn es Geisteskranke in der Familie gibt? Ob Ron mit Vicky durchbrennen oder bei seiner Frau Leah bleiben sollte? Elizabeth und ich haben ihrem ganzen Gerede ernste Ermahnungen entgegengesetzt. Ziemlich eingebildet.
Wir haben Mittag gegessen mit Ron, Claudye, Raymond St. Jaques – Letzterer wollte uns unbedingt beweisen, dass er in Wahrheit Theaterschauspieler sei, ein echter Shakespeare-Schauspieler. 152 Sehr amerikanisch.
[Zwischen Mitte Januar und Ende März gibt es keine weiteren Tagebucheintragungen. Burton und Taylor drehten bis Mitte Februar in Cotonou. Ende des Monats kam Der Widerspenstigen Zähmung heraus, von dem es auch eine gesonderte Vorführung für die königliche Familie gab, die Prinzessin Margaret und Lord Snowdon besuchten und bei der Geld für den Film- und Fernseh-Wohltätigkeits-Fond gesammelt wurde. Während ihres Aufenthaltes in London wohnten Burton und Taylor im Dorchester Hotel, in dem auch einige Verwandte seiner Waliser Familie untergebracht waren. Am 18. März nutzte Burton die Gelegenheit, sich ein Spiel der Rugby-Liga anzusehen, bei dem England Schottland mit 27 zu 14 Punkten besiegte und sich so den Calcutta Pokal in Twickenham zurückgeholte. Weitere Dreharbeiten der Stunde der Komödianten fanden in Studios in Paris und Nizza statt.]
MÄRZ
Karfreitag, 24. 3., Saint Jean Cap Ferrat Was für ein großer Zeitsprung. Wir haben noch ein paar Wochen in Dahomey verbracht, wo es von Tag zu Tag heißer wurde und die Leute immer kränker. E. hat den NY Critics Award für Virginia Woolf gewonnen (ich war Zweiter nach P. Scofield). Ich hatte Marlon Brando, der in Gstaad in unserem Haus wohnte, ein Telegramm geschickt und ihn gefragt, ob er den Preis für sie abholen könnte. Er hat’s gemacht. Und ist sogar noch nach Dahomey geflogen und hat ihn persönlich vorbeigebracht. Offenbar hat er vor den versammelten Kritikerneine Rede gehalten, in der er ihnen vorwarf, E. nicht schon längst berücksichtigt zu haben und mir den Preis nicht gegeben zu haben. Lustiger
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