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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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kurzfristigen Kredit bei anderen Banken zu besorgen, nährten den Verdacht der drohenden Insolvenz. Die Kunden versuchten, sich ihre Sichtdepositen in Bargeld auszahlen zu lassen, aber da keine Bank all das Geld vorrätig hat, das sie auf den Konten ihrer Kunden ausweist, brach alsbald Panik aus. Der britischen Notenbank, die sich erst geweigert hatte zu helfen, blieb in dieser Situation nichts anderes übrig, als das Vertrauen in die Bank durch Finanzhilfen und letztlich im Februar 2008 sogar durch eine Verstaatlichung wiederherzustellen. Dann kam die US-amerikanische Investmentbank Bear Stearns in Schwierigkeiten, und die sächsische Landesbank stolperte über die Geschäfte ihrer irischen Zweckgesellschaft Sachsen Europe LB. Im Juli 2008 meldete der große amerikanische Immobilienfinanzierer IndyMac Insolvenz an, und in Deutschland kam noch im ersten Halbjahr 2008 eine staatliche Bank nach der anderen ins Trudeln: die Westdeutsche Landesbank, die Bayerische Landesbank und im August 2007 die halbstaatliche Industriekreditbank IKB, die dann später an die Private-Equity-Gesellschaft Lone Star verkauft werden musste.
    Als im September 2008 die Investmentbank Lehman Brothers unterging, brach der Interbankenmarkt weltweit vollends zusammen, und Hunderte von Banken mussten in der Folge Konkurs anmelden.
    Zwar erholten sich die Finanzmärkte in den Folgemonaten wegen der umfangreichen Programme zur Bankenrettung, und schon im zweiten Halbjahr 2009 setzte weltweit ein neuer Konjunkturaufschwung ein. Aber die Zeit der niedrigen Zinsen für die Banken und Staaten der peripheren Euroländer und die daraus entstandene wirtschaftliche Überhitzung waren zu Ende. Was als sinnvoller Konvergenzprozess begonnen hatte, erwies sich als Seifenblase, die zum Schluss platzte. Die Zinsen spreizten sich, wie Abbildung 3.1 gezeigt hatte, wieder so aus, wie es vor der Ankündigung des Euro der Fall gewesen war.
    Aber anders als damals hatten die peripheren Länder durch den inflationären Boom ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren und brauchten Jahr für Jahr riesige Kreditmittel aus dem Ausland, die zu niedrigen Zinsen nicht mehr zu bekommen waren. Vielfach floh das aus dem Ausland bereitgestellte Kapital sogar wieder in die Heimatländer zurück.
    Damit stellt sich die Frage, wer die Leistungsbilanzdefizite finanzierte, wenn es der Kapitalmarkt nicht mehr tat. Wer war der weiße Ritter, der zu Hilfe kam? Irgendwer muss geholfen haben, denn Leistungsbilanzdefizite können nur dann stattfinden, wenn sie finanziert werden. Der Mangel an Finanzmitteln würde die Wirtschaft abrupt abbremsen, die Einkommen senken und die Möglichkeit, Importe zu kaufen, beschneiden.
    Die öffentlichen Rettungsschirme kommen als Erklärung nicht infrage, denn der Finanzierungsnotstand begann schon im Herbst 2007 und verstärkte sich im Verlaufe des Jahres 2008. Rettungsschirme, die öffentlichen Kredit an die Stelle der privaten Darlehen hätten setzen können, gab es damals noch nicht. Das erste Paket wurde im Mai 2010 für Griechenland geschnürt, mehr als zweieinhalb Jahre später.

AUF DIE REFINANZIERUNGSKREDITE KOMMT ES AN
    So umstritten die Staatspapierkäufe der EZB waren, sie sind doch nur die Spitze des Eisbergs der öffentlichen Kreditmittel, die den Krisenländern zukamen. Außerdem können sie gar nicht die Erklärung für die Schlagkraft des weißen Ritters sein, denn die Finanzkrise kam im Sommer 2007 nach Europa, und die Staatspapierkäufe begannen erst im Mai 2010.
    Die wirkliche Rettung kam durch die Refinanzierungskredite der Europäischen Zentralbank zustande, die den Geschäftsbanken der Krisenländer von Anfang an großzügig gewährt wurden und es ihnen ermöglichten, die fehlenden privaten Kreditmittel des Kapitalmarktes zu ersetzen.
    Ein Refinanzierungskredit ist ein Kredit, den eine nationale Notenbank den Geschäftsbanken ihres Hoheitsgebiets gegen Sicherheiten mit neu geschaffenem Geld gewährt und den diese Geschäftsbanken dann an ihre Kundschaft weiterreichen können. Der Kredit ist zumeist mit einer sehr kurzfristigen Laufzeit ausgestattet – ein paar Tage bis zu maximal drei Monaten waren früher üblich – und muss laufend erneuert werden. Die nationale Notenbank, in Deutschland also die Bundesbank, schafft das benötigte Geld aus dem Nichts, verleihtes den Banken ihres Hoheitsgebietes, die es haben wollen, gegen Zinsen und schreibt es ihnen auf dem Girokonto, das sie bei der Notenbank unterhalten, gut.
    Normalerweise besorgt

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