Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Refinanzierungskrediten mit einer Laufzeit von drei Monaten bis zu drei Jahren, die von der spanischen Nationalbank ausgegeben worden sind. Die rote Kurve zeigt den Bestand an spanischen Staatspapieren im Besitz der spanischen Banken.
Quellen: Banco de España, Boletín Estadístico, Net Lending to Credit Institutions and its Counterparts , Net Lending in Euro, Open Market Operations, LTROs, Tabelle 8.1.b, http://www.bde.es/webbde/es/estadis/infoest/e0801e.pdf ; und dieselbe, Boletín Estadístico, Credit Institutions, Aggregated Balance Sheet from Supervisory Returns , Assets, Securities, Domestic, General Government, Total, Tabelle 4.4, http://www.bde.es/webbde/es/estadis/infoest/a0404e.pdf .
FRANKREICH IN GEFAHR
Die große Unbekannte in der europäischen Rechnung ist Frankreich. Einerseits sollte die Grande Nation über den Zweifel einer finanziellen Instabilität erhaben sein. Frankreich verfügt über ein funktionierendes Staatswesen, das jederzeit die Macht hat, sich die benötigten Finanzmittel von seinen Bürgern zu verschaffen. Ein Staatskonkurs ist deshalb a priori unwahrscheinlich.
Andererseits hat der französische Staat sein Potenzial schon ziemlich weit ausgereizt. Frankreich hatte 2011 nach Dänemark mit einem Wert von 56 % die zweithöchste Staatsquote bezüglich des BIP unter allen entwickelten Ländern dieser Erde (OECD-Länder), 13 und seine Staatsschuldenquote bezüglich des BIP liegt bei 86 %. Die französische Arbeitslosenquote ist heute mit 12 % so hoch wie die deutsche auf dem Höhepunkt der deutschen Eurokrise im Jahr 2005 (Kapitel 2). In der Finanzkrise (2008 – 2011), in der die Leistungsbilanzen vieler Defizitländer wegen des rezessionsbedingten Rückgangs der Importe verringert wurden, schlug die französische Leistungsbilanz, die in den Jahren vor der Krise ausgeglichen war, in ein Minus von im Mittel 1,7 % des BIP um. Auch Frankreich muss nach der in Tabelle 4.1 zitierten Analyse der volkswirtschaftlichen Abteilung von Goldman Sachs um 20 % real abwerten, um seine Schulden tragen zu können. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat Frankreich im Januar 2012 seine Bestnote genommen und es auf AA+ herabgestuft.
Das besondere Handicap Frankreichs ist es, dass seine Banken wie die keines anderen Landes in den Strudel der südlichen Länder hineingezogen wurden. Während Deutschlands Banken sich auf das Amerika-Geschäft konzentriert hatten, waren die französischen Banken auf Südeuropa spezialisiert. Die deutschen Banken hatten sich schon in der ersten Welle der Finanzkrise eine blutige Nase geholt. Bis zum 1. Februar 2010 hatten sie fast ein Viertel ihres Eigenkapitals durch Abschreibungen auf toxische Wertpapiere eingebüßt und mussten im Jahr 2010 durch die Einrichtung von zwei staatlichen Bad Banks gerettet werden, die ihnen solche Papiere für 240 Milliarden Euro abnahmen, was die deutsche Staatsschuldenquote um knapp 10 Prozentpunkte ansteigen ließ. Demgegenüber hatten die französischen Banken nur einen Verlust von etwa einem Zehntel ihres Eigenkapitals zu verkraften und schienen anfangs vor Kraft zu strotzen. 14 Aber das änderte sich, sobald klar war, dass auch die südeuropäischen Banken in Schwierigkeiten kommen würden.
Wie stark das Engagement der französischen Banken in Südeuropa ist, wird in Abbildung 8.8 verdeutlicht. Dort ist angegeben, wie viel Geld die Bankensysteme Frankreichs und Deutschlands in Staatspapieren der Krisenländer und auch in Papieren des privaten Sektors einschließlich der Finanzinstitute angelegt haben. Man sieht, dass das Exposure der französischen Banken sowohl im Hinblick auf staatliche (die oberen beiden Balken) als auch im Hinblick auf private Gläubiger (die unteren beiden Balken) größer war als das der deutschen, obwohl Frankreich das deutlich kleinere Land ist.
Noch größer waren die Unterschiede vor zwei Jahren, als die Rettungsaktionen beschlossen wurden. Damals hielten die französischen Banken nach der gleichen statistischen Quelle 95 % mehr Staatspapiere der GIPS-Länder in ihren Büchern relativ zu ihrer Wirtschaftskraft als die deutschen. Die französischen Banken haben ihr übermäßiges Engagement inzwischen deutlich abbauen können, doch es ist immer noch größer als das der deutschen Banken.
Bemerkenswert ist ebenfalls das im Vergleich zu Deutschland sehr viel höhere Volumen der Ausleihungen französischer Banken an die griechische Finanzwirtschaft. Auch die riesigen Ausleihungen der französischen
Weitere Kostenlose Bücher