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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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Banken an private italienische Kreditkunden, im Wesentlichen die italienischen Banken, stechen ins Auge. Andererseits ist das Volumen der Ausleihungen der deutschen Banken gegenüber den Finanzsektoren von Irland und Spanien ebenfalls beträchtlich.
    Für Frankreich stand und steht in der Eurokrise besonders viel auf dem Spiel, und Frankreich muss wie kein anderes Anlegerland darauf bedacht sein, Abschreibungsverluste auf toxische private und staatliche Wertpapiere aus Südeuropa zu verhindern. Das erklärt das überragende Interesse Frankreichs an gemeinsamen Rettungsaktionen und einer Vergemeinschaftung der Staats- und Bankenschulden der südlichen Länder. Alles Geld, das in solche Sozialisierungssysteme floss und weiterhin fließt, ist auch Geld zur Rettungdes französischen Staates. Wenn es nach Griechenland zu weiteren Konkursen der Südländer kommt, dann ist dies auch immer ein Problem für die französischen Banken und damit auch für den französischen Staat, der sicherlich zu Hilfe gerufen würde.
    Abbildung 8.8: Forderungen deutscher und französischer Banken gegenüber den Staaten und dem privaten Sektor (inklusive Finanzsektor) der Krisenländer (März 2012)

    Bemerkung: Die Privatsektoren umschließen die Gesamtwirtschaft einschließlich der Finanzwirtschaft, insbesondere der Banken. Das Gesamtvolumen der Verbindlichkeiten der Banken der Krisenländer ist mit etwa 9,2 Billionen Euro freilich etwa fünfzehnmal so groß wie die Forderungen der deutschen und französischen Banken zusammen genommen.
    Quellen: Bank for International Settlements, BIS Quarterly Review , June 2010; dieselbe, Preliminary International Banking Statistics , first quarter 2012; und Deutsche Bundesbank, Devisenkursstatistik , April 2012.
    Die Zitterpartie Frankreichs spiegelt sich auch in der Target-Kurve Frankreichs, die in Abbildung 8.9 dargestellt ist, wider. Offenbar hatte Frankreich in der ersten Welle der europäischen Krise mit einer gewissen Kapitalflucht zu kämpfen, die seine Target-Schuld bis auf knapp über 100 Milliarden Euro ansteigen ließ. Der Saldo ging dann im Jahr 2010 wieder zurück und stieg in der zweiten Welle derFinanzkrise abermals an. Erstaunlicherweise ebbte er im Frühjahr 2012 wieder ab, obwohl die Kapitalflucht im Euroraum immer weiter ging, wie die steigenden deutschen Target-Salden (vgl. Abbildung   6.2 ) zeigen. Der Grund könnte darin gelegen haben, dass mehr französische Banken selbst aus den Krisenländern zurück nach Frankreich flohen, als sich deutsche und andere Banken aus Frankreich zurückzogen. Frankreich ist in der Krise in der zwiespältigen Lage, für die einen als riskanter Investitionsstandort zu gelten und für die anderen als relativ sicherer Heimathafen. Das kann erklären, weshalb der französische Target-Saldo sehr starken Schwankungen ausgesetzt ist, aber nicht exzessiv in eine bestimmte Richtung dreht.
    Abbildung 8.9: Frankreich (Januar 2005 – Dezember 2011/Juli 2012)

    Quellen: siehe Abbildung 8.1 .
    Bemerkenswert ist, dass Frankreich vor der Krise keine Nettoauslandsschulden hatte, wohl aber in der Krise solche Schulden entwickelte. Mit einem Wert von zuletzt 317 Milliarden Euro oder 16 % des BIP ist das schon eine signifikante Änderung im Vergleich zum Beginn der Krise. Dass der Zuwachs dieser Schuld ähnlich wie bei Irland größer ist als der Zuwachs, der durch die Leistungsbilanzdefizite erklärt wird, deutet darauf hin, dass Frankreichs Banken ebenfalls als Kreditvermittler tätig waren, die sich kurzfristig Geld geliehen und es langfristig in Länder ausgeliehen haben, die von der Krise erfasst waren, sodass erhebliche Wertverluste auf die Anlagen anfielen. Wenn man Frankreichs Banken als Institutionen begreift, die sich in den Niederlanden und Deutschland kurzfristig Geld geliehen haben, um es langfristig gutverzinslich in Südeuropa anzulegen, liegt man wahrscheinlich nicht ganz falsch.

DEUTSCHLANDS EXPORTRECHNUNG AUF DEM BIERDECKEL
    Was heißt es nun für Deutschland, wenn die Handelspartner im Euroraum sich in solch riesigem Umfang der Notenpresse bedient haben, um ihre Auslandsrechnungen zu bezahlen? Viele Menschen mögen denken, dass das alles den Deutschen egal sein könne. Solange man im Export gutes Geld verdient, die Südländer ihre Schulden mit echten Euros zurückzahlen und es keine Inflation gibt, scheint doch alles in Ordnung zu sein. Warum soll man sich über abstrakte Probleme Gedanken machen, die die Lebenswirklichkeit nicht zu berühren

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