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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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scheinen?
    Dass die Target-Problematik die Lebenswirklichkeit sehr wohl beeinflussen kann und höchstwahrscheinlich auch wird, wurde im letzten Kapitel im Abschnitt Die Risiken der Gläubigerländer schon dargelegt. Es wurde dort festgestellt, dass im Umfang von über 700 Milliarden Euro deutsche Ersparnisse, die sonst in fungiblen Anlagen in anderen Euroländern angelegt worden wären, zur Bundesbank getragen wurden und in Forderungen der Bundesbank gegen das EZB-System umgewandelt wurden, die niemals fällig werden und die sich in Luft auflösen, sollte der Euro zerbrechen. Im Alter leben kann man von solchen Ersparnissen dann nicht mehr, weil die Bundesbank keine Gewinne an den Staat mehr ausschütten und die bei ihr angelegtenErsparnisse inflationsfrei nur mit Steuermitteln zurückzahlen kann.
    Abbildung 8.10: Deutschland (Januar 2005 – März/Juli 2012)

    * Rechnerisches Nettoauslandsvermögen ohne Marktwertverluste seit Ausbruch der Krise. Graphisch entsteht diese Kurve durch Parallelverschiebung der (schwarzen) Kurve des deutschen Leistungsbilanzüberschusses gegenüber der Welt nach oben.
    ** Geschätzt.
    Quellen: siehe Abbildung 8.1 sowie Deutsche Bundesbank, Zeitreihen-Datenbank, Außenwirtschaft , Leistungsbilanz nach Ländergruppen und Ländern.
    Diese Aussage hat eine unmittelbare Implikation für das Exportgeschehen, denn die Leistungsbilanzüberschüsse eines Landes sind, wie ebenfalls schon in Kapitel 2 festgestellt wurde (Abschnitt Der europäische Tango: Fehlinterpretation der Leistungsbilanzsalden ), identisch mit den Kapitalexporten eines Landes. Und die Kapitalexporte wiederum sind der Teil der Ersparnisse eines Landes, der nicht zu Hause real investiert wird, sondern gegen Zinsen temporär an Ausländer abgetreten wird, damit sie anstelle der inländischen Investition damit Investitionen oder auch Konsum im Ausland finanzieren können. Wenn also die Ausländer die deutschen Exportüberschüsse mit der Notenpresse bezahlen, dann hängt der Teil der deutschen Ersparnisse, der sich in den Leistungsbilanzüberschüssen niederschlug, in der Luft. Die spannende Frage ist deshalb, welcher Teil der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse mit der Notenpresse, also Target-Krediten, bezahlt wurde.
    Abbildung 8.10 gibt die Antwort. Diese Abbildung ist wie die vorangehenden Abbildungen konstruiert, nur dass nun alle Vorzeichen vertauscht sind, weil Deutschland ein Nettogläubigerland und kein Nettoschuldnerland ist. Die Beschriftung der Kurven macht die neue Interpretation klar.
    Die Target-Kurve Deutschlands ist im Prinzip die gleiche, die der Leser schon aus Abbildung 6.2 kennt. Sie endet an dem bei der Abfassung dieser Zeilen aktuellen Datenrand (Monat Juli 2012) mit einem Wert von 727 Milliarden Euro, der Target-Forderung der Bundesbank gegen das EZB-System.
    Es sind zwei Kurven für den akkumulierten Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands eingetragen. Die schwarze Kurve kennzeichnet den Überschuss gegenüber der Welt insgesamt und die rote Kurve den Überschuss speziell gegenüber den Ländern der Eurozone. Interessanterweise erreicht die schwarze Kurve am aktuellen Rand Werte in der Gegend der Target-Kurve. Das zeigt, dass die Notenpresse große Teile der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse mit dem Rest der Welt finanziert haben muss.
    Betrachten wir für eine genauere Analyse zunächst die rote Kurve des Leistungsbilanzüberschusses gegenüber dem Rest der Eurozone. Diese Kurve reicht bis zum ersten Quartal 2012 und erreicht dort einen Wert von 331 Milliarden Euro. So hoch ist also der akkumulierte Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands gegenüber dem Rest der Eurozone seit Anfang 2008. Man erkennt schon mit bloßem Auge, dass der Zuwachs der Target-Kurve in dieser Zeit deutlich größer war. Er betrug genau 545 Milliarden Euro. In der Abbildung sieht man diesen Betrag an der Obergrenze der blauen Fläche, wenn manden Anfangswert von 71 Milliarden Euro zum 1. Januar 2008 abzieht. Die Abnehmer der deutschen Exportüberschüsse in den anderen Euroländern haben ihre Rechnungen also mit der Notenpresse bezahlt und ihre Notenbank dann zusätzlich im Umfang von 214 Milliarden Euro Geld herstellen lassen, um Schulden in Deutschland zu tilgen oder Vermögensobjekte, Aktien, Firmen, Staatspapiere oder dergleichen zu erwerben. Deutsche Banken erhielten zum Ausgleich Nettoforderungen gegen die Bundesbank, der selbst entsprechende Target-Forderungen gegen das EZB-System gutgeschrieben wurden. Im Klartext:

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