Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Man hat die deutschen Autos abgeholt und sich alte Schuldscheine zurückgeben lassen, und zum Ausgleich hat man dann alles auf dem Bierdeckel der EZB beziehungsweise der Bundesbank anschreiben lassen.
Wie viel anders ist doch dieser Vorgang als das, was man normalerweise bei Außenhandelsüberschüssen beobachtet! Normalerweise kann ein Land mit Überschüssen im Export dafür im Ausland Vermögensobjekte erwerben. Seine Firmen kaufen andere Firmen im Ausland oder Bauland, um dort neue Fabriken zu errichten. Seine Banken erwerben ein wohldiversifiziertes Vermögensportfolio, das zur Risikostreuung aus unterschiedlichen marktfähigen Papieren besteht. Die einzelnen Bürger kaufen sich auch schon mal eine Ferienwohnung im Ausland oder ein Stück Land zur Vermögensanlage. Von dieser Vorstellung muss sich Deutschland verabschieden. Für die harte Arbeit, die hinter den Exportüberschüssen mit den anderen Euroländern stand, gab es nichts als das, was die Bundesregierung in ihrer einzigen offiziellen Stellungnahme zum Target-Thema, wie schon eingangs des Kapitels 6 zitiert worden war, als »Verrechnungsposten« für den Bilanzausgleich deklariert hat. So irrelevant, wie dieser Posten nach der Terminologie der Regierung klingt, so unwahrscheinlich ist es, dass sich die Exportüberschüsse und die dahinter stehenden Ersparnisse der Deutschen von bloßen Verrechnungsposten irgendwann einmal wieder in reale Dinge zurückverwandeln werden.
Die Rechnung wird nicht viel besser, wenn man statt des Leistungsbilanzüberschusses gegenüber der Eurozone jenen gegenüber der ganzen restlichen Welt betrachtet. Der von Anfang Januar 2008 bis Ende März 2012 (aktueller Rand für die Weltzahlen) akkumulierte Wert des Leistungsbilanzüberschusses gegenüber der Welt lag bei 634 Milliarden Euro. Der Zuwachs der Target-Forderung der Bundesbank in dieser Periode betrug, wie erwähnt, 545 Milliarden Euro. Danach sind also in viereinviertel Jahren nicht weniger als 86 % des Leistungsbilanzüberschusses gegenüber der Welt mit frisch gedruckten Euros und Target-Forderungen der Bundesbank bezahlt worden.
Diese Aussage darf man natürlich nicht so verstehen, dass Nicht-Euro-Ausländer sich ebenfalls der Notenpresse hätten bedienen können. Sie haben sich die Euros, mit denen sie die deutschen Exporte bezahlten, durch Verkauf von Gütern oder Wertpapieren an andere Euroländer besorgt, und diese Länder haben an ihrer Stelle die Notenpresse betätigt. Das macht aber für Deutschland keinen Unterschied.
Die deutschen Target-Forderungen machten am Ende des Jahres 2011 übrigens 50 % des Nettoauslandsvermögens der Deutschen aus, und wenn man den Trend des Nettoauslandsvermögens während der Krisenjahre linear fortschreibt, lagen sie im Juli 2012 schon bei etwa zwei Dritteln. Dieser Anteil des Vermögens, den sich die Deutschen netto im Laufe ihrer Geschichte im Ausland erarbeitet haben, ist letztlich mithilfe der Notenpresse vom Status des fungiblen, marktfähigen Vermögens in bloße Verrechnungsposten auf dem Bierdeckel des EZB-Systems überführt worden.
Hinzu kommen übrigens, wie die Abbildung durch die dunkelgrüne Fläche ausweist, im Juli schätzungsweise 71 Milliarden Euro oder 6,3 Prozentpunkte Kreditforderungen aus Rettungssystemen und 57 Milliarden Euro oder 5,1 Prozentpunkte Forderungen aus Staatspapieren von Krisenländern im Besitz der Bundesbank. Damit bestehen schon gut drei Viertel des Nettoauslandsvermögens der Bundesrepublik Deutschland oder 855 Milliarden Euro aus öffentlichen Forderungen der Bundesbank und des deutschen Staates aufgrund von Target-Hilfen und intergouvernementalen Hilfen.
Setzt man diese Größen zum Leistungsbilanzüberschuss mit dem Rest der Welt in Beziehung, der seit Anfang 2008 erwirtschaftet wurde, kommt man zu der erschreckenden Feststellung, dass Deutschland für diesen Überschuss nichts anderes als Target-Forderungen, zwangsweise erworbene Staatspapiere anderer Länder und Forderungen aus Hilfskrediten erhalten hat. Vom Jahresbeginn 2008 bis zum Juli 2012 lag der akkumulierte Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands bei schätzungsweise 690 Milliarden Euro. Der Zuwachs der Forderungen der Bundesbank (Target und Staatspapiere) und des deutschen Staates aus den öffentlichen Hilfsprogrammen lag demgegenüber zusammen bei 784 Milliarden Euro (855 Milliarden Euro abzüglich des Anfangswertes der Target-Forderung zum 1. Januar 2008 in Höhe von 71 Milliarden Euro).
Dabei muss man leider auch
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