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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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unweigerlich den Konkurs der Banken nach sich zieht, deren Bilanzen mit Staatspapieren vollgepumpt sind, und weil die Sicherheiten, die die Banken ihren Notenbanken gegeben haben, dann auch in sich zusammenfallen werden. Immerhin bestehen diese Sicherheiten zu ca. zwei Dritteln selbst aus Staatspapieren Griechenlands oder staatlich besicherten Papieren.
    Der Verlust im Falle des Austritts ist unter der Hypothese berechnet worden, dass die in Griechenland zirkulierenden Eurogeldbestände in Drachmen umgetauscht werden. Würde man den Griechen trotz der Umstellung auf Drachmen jene Bestände an Euro-Banknoten belassen, die sie heute schon haben, so wären die deutschen Verluste anteilig in dem Maße größer, wie diese Eurobestände nun durch Kaufakte ins Ausland abdrifteten, in reale Werte umgetauscht würden und dort die durch Refinanzierungskredite geschaffenen Euros verdrängten. Im Extremfall wäre dann auch beim Austritt ein Verlust in Höhe der rechten Säule zu erwarten. Sofern aber ein Teil der so geschenkten Euros auch weiterhin in Griechenland als Parallelwährung zur Drachme zirkuliert, bleiben die Kosten für Deutschland geringer, wenn Griechenland nach dem Konkurs austritt, anstatt im Euro zu verbleiben.
    So gesehen, kostet der Austritt Griechenlands nichts, im Gegenteil: Er reduziert die Lasten für Deutschland als Gläubigerland um bis zu 3,1 Milliarden Euro. Der Unterschied ist nicht sehr groß, weil die normalen Refinanzierungskredite, die der Eigenversorgung Griechenlands mit Liquidität dienten, im Verhältnis zu den Refinanzierungskrediten, die die Notenbank zur Importfinanzierung ausgab, klein sind, aber er ist doch vorhanden.
    Der Vorteil eines Austritts für die Gläubiger-Länder ist in Wahrheit aber noch viel größer, als es in dieser Rechnung zum Ausdruck kommt, eben weil der Konkurs im Euroraum keine plausible Möglichkeit darstellt. Wenn Griechenland im Euro verbleibt, werden immer mehr Hilfskredite fließen müssen, um den Konkurs zu verhindern und die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands auszugleichen. Das verhindert die Verluste zunächst scheinbar, weil man sie noch nicht zeigen muss, doch in Wahrheit wachsen sie um die Hilfen mit jedem Jahr, das ins Land streicht.
    Nur ein Austritt mit einer Abwertung würde Griechenland auf absehbare Zeit wieder positive Leistungsbilanzüberschüsse verschaffen, und nur solche Überschüsse würden es in die Lage versetzen, seinen Gläubigern überhaupt irgendwann einmal etwas Geld zurückzuzahlen. Insofern verringert der Austritt nicht nur die Kosten des Konkurses, sondern enthebt die Staatengemeinschaft auch noch der Notwendigkeit, ein Fass ohne Boden dauerhaft nachfüllen zu müssen.

FÄLLT EUROPA, WENN DER EURO FÄLLT?
    Die deutsche Bundeskanzlerin hat ihre Treue zum Euro bekanntlich dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie erklärte, wenn der Euro fällt, fällt auch Europa.  18 Und sie fügte hinzu, dass sie alles in ihrerMacht Stehende tun werde, alle jetzigen Mitgliedsländer im Euro zu halten.  19 Diese Aussage hat die Kanzlerin getan, um die Spekulation auf den Märkten abzublocken und das Bild der Einigkeit zu bieten.
    Sie hat Deutschland damit aber noch erpressbarer gemacht, als es wegen der Target-Salden ohnehin schon ist, denn wenn jeder im Euroverbund gehalten wird, egal was er tut, dann muss man auch bereit sein, sein Portemonnaie beliebig weit aufzumachen. Je überzeugender man den Austritt zum Tabu erklärt, desto geringer ist der Anreiz der Krisenländer, sich dem schmerzlichen Prozess der realen Abwertung im Euroraum zu unterziehen, und desto mehr Geld müssen die Retter beisteuern, um die Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren.
    Dass die Vertreter der Finanzwirtschaft behaupten, die Welt ginge unter, wenn man einzelne Länder aus dem Euro entlässt oder in Konkurs gehen lässt, kann man nur vor dem Hintergrund der spezifischen Interessen der Finanzwirtschaft verstehen. Die Finanzindustrie bombardiert die Welt geradezu mit diesem Argument, und die ihr nahestehenden Zeitschriften verbreiten es so, dass es durch permanente Wiederholung in der öffentlichen Meinung schon fast zur Gewissheit wird. Jedes Jahr, um das der Konkurs mit den Mitteln der Staatengemeinschaft hinausgeschoben werden kann, ist ein weiteres Jahr, in dem die fällig werdenden Altschulden des betreffenden Landes noch zurückgezahlt werden, weil die Steuerzahler an die Stelle der bisherigen Gläubiger treten und ihnen noch ein Schlupfloch aus ihrer

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