Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
haben, abzuziehen. Dieser Posten wird durch das dünne rote Balkenstück am unteren Rand der deutschen Haftungssäule dargestellt.
Summa summarum hat Deutschland nach dieser Rechnung, wie unter der unteren linken Säule ausgewiesen, mit Verlusten in Höhe von 537 Milliarden Euro zu rechnen, wenn die GIIPSZ-Länder auf der Basis der bislang ausgezahlten Hilfen pleitegehen und den Euroraum verlassen. Sollten sie erst in Konkurs gehen, nachdem alle zugesagten Mittel ausgeschöpft sind, läge der Verlust bei 578 Milliarden Euro, wie es unter der unteren rechten Säule vermerkt ist. Diese Summe liegt beim 1,72-Fachen des Bundesetats 2012 einschließlich Nachtragshaushalt.
DIE DEUTSCHEN VERLUSTE BEI EINEM ZUSAMMENBRUCH DES EURO
Der Konkurs und Austritt der GIIPSZ-Staaten ist ein mögliches, aber deshalb nicht zugleich wahrscheinliches Ereignis. Wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, dass Italien austritt, müsste Frankreich vielleicht mit austreten, und dann wäre der Euro am Ende.Hört das Eurosystem auf zu existieren, stellt sich die Rechnung insofern etwas anders dar, als dann nicht die Target-Verbindlichkeiten der pleitegehenden Länder anteilig zu tragen sind, sondern die deutschen Target-Forderungen vermutlich nicht mehr einzutreiben sind.
Abbildung 9.2: Die potenziellen deutschen Verluste bei einem Zusammenbruch des Euro (Milliarden Euro; Kenntnisstand August 2012)
* Datenstand: 10. August 2012.
** Ende Mai 2012.
Hinweis: Die Abbildung ist nicht im Sinne einer Prognose zu verstehen, sondern im Sinne einer Abschätzung von Extremrisiken. Sie bezieht sich auf den Fall eines Zusammenbruchs des Euro nach Auszahlung der den Krisenländern bis August 2012 zugesagten Hilfen. Es wird unterstellt, dass die Krisenländer in Konkurs gehen und diese Hilfen nicht zurückzahlen und dass auch die Target-Forderungen der Bundesbank gegenüber dem EZB-System nicht eingelöst werden. Dargestellt werden die gerundeten Werte der Einzelposten und die gerundete Summe der exakten Einzelposten. Deswegen ist die genannte Summe von 717 Milliarden Euro korrekt, obwohl die Summe der gerundeten Einzelposten 716 Milliarden Euro ist.
Quelle: ifo Haftungspegel.
Abbildung 9.2 zeigt das Ergebnis einer Abschätzung des Extremrisikos unter der Annahme, dass bis zum August 2012 zugesagte Hilfesummen bis zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs ausgezahlt und abzuschreiben sind und auch die Target-Forderungen gegen das EZB-System nicht mehr bedient werden. Anders als bei Abbildung 9.1 erhöht sich nun der potenzielle deutsche Target-Verlust von 416 Milliarden Euro (42,8 % von 971 Milliarden Euro) auf 727 Milliarden Euro, die gesamte deutsche Target-Forderung.
In einer solchen Situation hätte Deutschland den Vorteil, dass es seine eigenen Schulden aus der übermäßigen Ausgabe von Banknoten gegenüber den ehemaligen Europartnern verrechnen könnte. Ähnlich wie im Falle Griechenlands stehen in der Bilanz der Bundesbank mehr ausgegebene Banknoten, als es dem deutschen Kapitalanteil entspricht. Diese überschüssigen Banknoten sind eine Verbindlichkeit der Bundesbank gegenüber dem EZB-System. Es handelt sich dabei immerhin um einen Betrag von 179 Milliarden Euro (Mai 2012). So ergibt sich, wie in der Abbildung verdeutlicht, ein Gesamtverlust von 717 Milliarden Euro.
Für die überproportionale Ausgabe an Banknoten durch die Bundesbank gibt es zwei wesentliche Gründe. Zum einen steht dahinter das Geld, das deutsche Touristen ins Ausland getragen haben, zum anderen das Geld, das die Gastarbeiter nach Hause mitgenommen haben. Das Geld zirkuliert größtenteils im Ausland. Außerhalb der Euroländer fungiert es als zweite Währung, innerhalb anderer Euroländer verdrängt es die dort selbst von den Notenbanken durch Refinanzierungskredite in Umlauf gebrachten Banknoten, ähnlich wie das über die Target-Konten überwiesene Buchgeld es tut (vergleiche Kapitel 7).
Auch schon die D-Mark-Banknoten zirkulierten zu etwa einem Drittel außerhalb Deutschlands. Das hatte der Bundesbank seinerzeit einen erheblichen Zusatzgewinn durch Zinsen auf Refinanzierungskredite gebracht, die ohne die Gefahr einer Inflation eingenommen und an den deutschen Finanzminister weitergeleitet werden konnten. Die D-Mark war in der Türkei, auf dem Balkan und in ganz Osteuropa eine wichtige Zweitwährung und rangierte dort großenteils noch vor dem Dollar.
Als der Euro 2002 eingeführt wurde, traten Euro-Banknoten an die Stelle der D-Mark-Banknoten, und der entsprechende
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