Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Zinsgewinn wurde unter den Euroländern vergemeinschaftet. Diese Vergemeinschaftung steht im Wesentlichen hinter der Verbuchung der zusätzlichen Ausgabe an Banknoten durch die Bundesbank als Verbindlichkeit gegenüber dem Eurosystem. Die Mitgift der Bundesbank bei der Euroheirat wird heute als Verbindlichkeit der Bundesbank verbucht,und beim Untergang des Euro wird man diese Verbindlichkeit einfordern wollen. Die Bundesbank kann sie dann aber zumindest mit den eigenen Target-Forderungen saldieren und insofern zumindest rechnerisch den Target-Verlust etwas begrenzen.
Dennoch sind die deutschen Verluste bei einer Auflösung der Eurozone wegen der riesigen Target-Forderungen der Bundesbank nochmals um 139 Milliarden Euro höher, als sie es wären, wenn nur die GIIPSZ-Länder zahlungsunfähig werden und ausscheiden. Deutschland ist insofern fest an den Euro gekettet und würde sich erheblich schädigen, wollte es den Euroraum verlassen. Die Target-Forderungen Deutschlands sind quasi ein Pfand, das es bei den Mitgliedern der Eurozone hinterlegt hat und bei einem Austritt verliert. Da sich die Pfandsumme derzeit jeden Monat um etwa 30 Milliarden Euro erhöht, rutscht Deutschland immer tiefer in die Falle hinab.
WAS KOSTET DER KONKURS GRIECHENLANDS?
Wahrscheinlicher als der Zusammenbruch aller GIIPSZ-Länder oder gar des Eurosystems ist es freilich, dass Griechenland in Konkurs geht und aus der Eurozone austritt. Die Auflagen, die die Troika aus EZB, EU und IWF für die Auszahlung der restlichen Hilfsmittel festgelegt hat, hat Griechenland offenbar nicht einmal ansatzweise erfüllt, 11 und die Schuldentragfähigkeit ist auch unter optimistischen Annahmen nicht mehr gewährleistet, was den IWF zu einem dringenden Appell an die Staaten der Eurozone veranlasst hat, dem Land weitere Schulden zu erlassen. 12
Es stellt sich deshalb zunächst die Frage, was ein griechischer Staatskonkurs Deutschland kosten würde. Die Antwort für den Fall, dass dieser Konkurs mit einem Austritt des Landes aus der Eurozone verbunden ist, wird in der linken Säule von Abbildung 9.3 zusammengefasst. Danach ergäben sich insgesamt Verluste von 84,1 Milliarden Euro.
Der Rechengang, der zu diesem Ergebnis führt, ist grundsätzlich der gleiche wie im vorigen Abschnitt. Der Unterschied ist nur, dass Deutschland nun nicht 43 % der Verbindlichkeiten aus Target- und EFSF-Krediten, sondern nur 27 % verliert, weil Länder wie Spanien oder Italien ebenfalls einen Teil der Lasten tragen müssten.
Abbildung 9.3: Verluste des deutschen Staates bei einem heutigen Zahlungsausfall Griechenlands (nebst Konkurs der griechischen Banken und einem Verlust der Sicherheiten; Milliarden Euro; Kenntnisstand 16. August 2012)
* Geschätzt.
** Ende Mai 2012.
Hinweis: Die Abbildung ist nicht im Sinne einer Prognose zu verstehen, sondern im Sinne einer Abschätzung von Extremrisiken.
Quelle: Fortschreibung der Daten aus der ifo-Pressemitteilung vom 25. Juli 2012.
Der genannte Betrag ist kein Maß für die Kosten des Austritts, sondern für die Kosten des Konkurses Griechenlands, der von einem Austritt begleitet wird. Um die Kosten des Austritts selbst von den Kosten des Konkurses unterscheiden zu können, wird mit der rechten Säule auch noch gezeigt, was es kosten könnte, wenn Griechenland in Konkurs geht, ohne den Euro aufzugeben. Dieser Fall ist zwar kaum vorstellbar, denn ein Konkurs bedeutet, dass die griechische Notenbank keine Refinanzierungskredite mehr vergeben und der Staat seine Gehälter nicht mehr bezahlen kann. Der griechischen Regierung bleibt dann gar nichts anderes übrig, als die Rechnungen wieder mit Drachmen zu bezahlen, und die Refinanzierungskredite der griechischen Notenbank müssen nun zwangsläufig in Drachmen ausgegeben werden. Dennoch ist es nützlich, diesen Fall einmal durchzurechnen.
Die Rechnung zeigt, dass der griechische Konkurs im Falle des Verbleibs in der Eurozone für Deutschland sogar noch etwas teurer werden könnte. Der deutsche Verlust liegt nun bei 87,2 Milliarden Euro. Dass der Verlust nun höher ist, liegt daran, dass die Notenbanken der Eurozone in diesem Fall nicht nur ihre Target-Forderungen und die Forderungen aus der überproportionalen Banknotenausgabe, also den Überlauf der Refinanzierungskredite, verlieren, sondern auch noch die normalen Refinanzierungskredite, die der Eigenversorgung des Landes mit umlaufendem Eurogeld dienen. Diese Refinanzierungskredite werden notleidend, weil der Staatskonkurs
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