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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Brunnen und steuerte den Kathedralplatz an. Beim Studentwohnheim der Hieronymiten pausierte sie erneut. Ernst und würdig verließen Mönche und Novizen das Gebäude. Konnte sie es wagen, einen von ihnen anzusprechen? Eben hatte sie sich ein Herz gefasst, als eine Nonne neben sie trat.
    »Condesa Löwenstein«, flüsterte die graue Schwester verschwörerisch.
    Sidonia hob ihren Schleier und sah einer jungen Frau in die Augen. Die Nonne wich dem Blick aus.
    »Du kennst mich?«
    »Ich folgte Euch vom Palacio Löwenstein bis hierher.«
    Sidonia erschrak. Sie hatte nichts von dieser Verfolgerin bemerkt. Verärgert runzelte sie die Stirn. »Wer bist du, und warum hast du nicht am Tor vorgesprochen?«
    Die Nonne schaute sich verstohlen um. »Ich bin Schwester Katharina vom Konvent der Reuerinnen, und was ich Euch mitzuteilen habe, ist nicht für die Ohren Eures Gatten bestimmt.«
    Sidonia missfiel der anmaßende Ton, aber ihre Neugier war zu groß, um die Schwester einfach stehen zu lassen. »Was sollte das sein?«, fragte sie so beherrscht wie möglich.
    »Eine Nachricht.«
    Sidonias Ärger wuchs. Die Frau spielte mit ihrer Neugier.
    »Von wem?«
    »Von einem Mann, der Euch nahe steht, Condesa.« Verschlagen lächelte sie Sidonia an. »Sehr nahe.«
    Sidonia wusste, dass es nun an der Zeit war, die Frau abzuweisen. Eine Frau in Ordenstracht, die ihr geheime Botschaften von Männern überbringen wollte, das klang nicht nach dem Padre. Und war der Konvent der Reuerinnen nicht ein Ort, an dem Aleander regiert hatte? Fadrique hätte sie selbst aufgesucht, wenn er etwas mitzuteilen hätte.
    »Ihr kennt Gabriel Zimenes?«
    Sidonia erstarrte.
    »Er will Euch sehen.«
    Sie wusste, dass es ein Fehler war, dieser Frau zu trauen, und ein noch größerer, sie zu begleiten. Aber sie würde alle Folgen dieser Fehler tragen, denn ein noch größerer wäre es, dieser Versuchung zu widerstehen. Gott würde sie schützen oder verderben, beides war ihr gleich recht.

4
    Zögernd dämmerte der Morgen auf, als beharrliches Klopfen die Bewohner des Palacio Löwenstein aus dem Schlaf riss.
    »Macht auf. Ich bringe eine Nachricht für den Conde«, rief eine Männerstimme.
    Schlaftrunken entriegelte ein Knecht das Tor. Er erkannte in dem frühen Störenfried Padre Fadrique, der sich schwer atmend gegen das Tor lehnte.
    Hatte sein Herr nicht einen heftigen Streit mit diesem Kirchenvertreter gehabt? Missmutig deutete der Knecht ihm mit einer Kopfbewegung an, einzutreten.
    Fadrique ließ sich auf die Steinbank im Hof fallen und wartete lange, zu lange für sein Gefühl, bis der Knecht zurückkehrte.
    »Der Graf will wissen, von wem die Nachricht ist.«
    »Das werde ich nur dem Grafen selbst sagen.«
    Der Knecht zuckte mit den Achseln. »Der Herr wünscht, nicht gestört zu werden.«
    »Kerl«, drohte Fadrique und richtete sich mühsam auf, »sag deinem Herrn, dass sein Bruder Aleander und Gabriel aus dem Konvent verschwunden sind, dann wird er mich sprechen wollen.«
    Erneut verschwand der Knecht und tauchte wenig später wieder auf der Galerie auf. Bevor er etwas zu Fadrique hinabrufen konnte, drängte der Ritter von Löwenstein ihn zur Seite und stürzte die Treppe hinab. »Was heißt das, mein Bruder ist verschwunden? Hast du mir nicht zugesagt, ihn zu bewachen?«
    Fadrique sah, dass die Kleidung des Grafen zerdrückt war. Er war nicht gekämmt und sah übernächtigt aus. Kein Bild von einem Helden, sondern das eines bedauernswerten Mannes. Hoffentlich hatte er sich nicht geirrt. Hoffentlich war dieser vom Kummer gezeichnete Mann der Richtige, um einen Verfolgertrupp zu organisieren und anzuführen. Doch er verbarg seine Zweifel und verneigte sich kurz.
    »Ich erwachte gegen fünf Uhr aus schwerem Schlaf. Ich nehme an, man hat mich mit einem von Zimenes’ Drogen betäubt. Ich fand meine Klosterzelle, die ich sonst mit Gabriel teilte, leer, genau wie das Krankenlager Aleanders. Eine der Nonnen gab mir einen Brief an Euch ...«
    »Einen Brief? Warum sagst du das nicht gleich!«
    Der Ritter riss ihm das Pergament ungeduldig aus der Hand, entrollte es und las mit fliegendem Blick.
    »Zum Teufel mit Aleander! Ich hätte mich nie auf deine Bitte um Gnade einlassen dürfen!«
    Sein Ausbruch wurde von den schrillen Schreien einer Magd unterbrochen.
    »Die Condesa! Die Condesa!«
    Fadrique und der Graf fuhren herum und starrten zu der Galerie vor Sidonias Schlafkammer empor. Neben der Magd stand mit bekümmertem Gesicht Lunetta.
    »Was?«, brüllte Adrian

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