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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Anblick sie jäh mit Schmerz erfüllte. Sie erinnerten sie an das Beiboot, mit dem Zimenes in den Tod gerudert war. Fort von ihr. Fort für immer. Rasch wandte sie sich ab. Ihr Blick traf auf die lauernden Augen Aleanders.
    »Tränen, Weib?« Der Dominikaner näherte sich hinkend und fuhr mit einem Zeigefinger über ihre Wangen. Sie waren trocken. Ekel ließ Sidonias Tränen versiegen.
    »Worüber sollte ich weinen?«
    Aleanders Lächeln vertiefte sich. »Darüber werden wir später sprechen, im Moment habe ich zu tun.«

2
    Die Vorbereitungen zur Abreise zogen sich bis zum Abend hin. Aleander schrieb Briefe, darunter die Anklage gegen den Abt. Er mietete Pferde und einen Reisewagen. An der Küste entlang wollte er bis La Coruña fahren, um dort die Ausläufer der Kordilleren zu queren und nach Süden auf Santiago zuzuhalten. Sidonia stand als sein Page im Hintergrund, während Aleander einem Fuhrknecht die Route auf einer Karte erläuterte. Der Fuhrknecht starrte auf das bunt bemalte Pergament, als handele es sich um ein alchimistisches Geheimdokument.
    Sidonia erkannte, dass der Mann noch nie in seinem Leben eine Karte gesehen hatte. Er nickte jedoch bei der Erwähnung verschiedener Ortsnamen, und seine Miene erhellte sich. Kein Zweifel, er kannte den Weg gut, doch der Dominikaner genoss es, zu dozieren. Langatmig erklärte er dem Mann sogar die Vorteile der Küstenroute gegenüber der direkten Landroute, die über Burgos bis nach Santiago führte.
    »Du siehst, guter Mann, es rechnet sich, die Bergketten hinter Santander zu meiden. Der Abt von San Zoilo beschrieb mir heute anschaulich, wie mühselig es ist, von seinem Kloster nahe Carrion, was westlich von Burgos liegt, hierher zu gelangen, es sei denn, man ist ein exzellenter Reiter und scheut keine Schluchten und Berggrate.«
    Sein Finger fuhr über die Landkarte und zeichnete die Strecke nach, die der Abt genommen haben musste. Sidonia merkte sich Ortsnamen und die Bezeichnungen verschiedener Pässe.
    Als Aleander den Fuhrknecht entlassen hatte, nahm er wie jeden Abend ein Bad. Er achtete peinlich auf seine Sauberkeit. Eine Marotte, die ihn für Sidonia noch widerlicher machte, obwohl sie selber das Baden liebte. Ein parfümierter Mörder blieb ein Mörder. Sie hatte ihm den Rücken zu waschen. Genüsslich aalte sich der Mönch in einem Zuber aus geschlagenem Kupfer, der auf Löwenklauen ruhte.
    »Nun, mein hübscher Page? Wie steht es für dich mit einem Bad?«
    Fast sehnsüchtig betrachtete Sidonia das Wasser, das mit kostbaren Essenzen beduftet war, doch sie schüttelte den Kopf. Aleander lachte. »Ich brauche keinen Vorwand, um dich nackt zu sehen. Ich kann dich nehmen, wann immer mir der Sinn danach steht, vergiss das nicht.«
    Er stieg aus der Wanne und verschwand in der Schlafkammer. Sidonia schlüpfte rasch aus ihren Beinkleidern, die unter der Reise gelitten hatten, und wusch sich mit dem warmen Wasser. Der Mönch kehrte in einer sauberen Kutte zurück und setzte sich an den Schreibtisch. Dort prüfte er seine Briefe und versiegelte sie. Sidonia hatte sich wieder bekleidet.
    Auf ein Läuten des Dominikaners hin betraten Laienbrüder des Klosters den Raum, entzündeten Öllampen und Kerzen, entfernten den Zuber und deckten einen Tisch. Dann trugen sie Platten und Schüsseln herein, auf denen Fische, Meerestiere und Hühner mit getrockneten Feigen und Aprikosen lockten. Aleander kniete vor einem Madonnenbild und betete. Als die Brüder sich unter Verneigungen verabschiedeten, drehte er sich zu Sidonia um.
    »In der Schlafkammer liegen neue Gewänder für dich. Zieh dich um.«
    Erstaunt ging Sidonia in die nebenan liegende Kammer. Auf dem Bett lag ein purpurfarbenes Kleid, das mit Goldborten bestickt war, von den Ärmeln rieselte Spitze herab. Was hatte Aleander vor? Freundlichkeit leitete bei Aleander die höchste Form von Grausamkeit ein, das wusste sie seit der ersten Nacht mit ihm.
    Widerwillig entkleidete sie sich und streifte das Kleid über. Es war tief ausgeschnitten und enthüllte ihre Schultern. Zuletzt legte sie das Barett ab. Ihre Haare waren bereits etwas nachgewachsen und fielen in Locken bis auf ihre Schultern. Sie entdeckte einen Spiegel und betrachtete sich zum ersten Mal seit langer Zeit.
    Ein wenig erschrak sie über die Bräune, die ihr Gesicht nach der Seereise überzog. Ihre grünen Augen leuchteten heller denn je, doch am meisten erschreckte sie, dass ihre Züge noch immer die eines Mädchens waren und nichts über das erfahrene

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