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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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den Nächsten aus, um seine Geheimnisse an den Kaiser und das Heilige Officium zu verkaufen. Da war es besser, den Namen eines verurteilten Ketzers nicht in den Mund zu nehmen.
    Das Beispiel Lunettas hatte sie belehrt. Der Dominikaner hatte nicht übertrieben, als er behauptet hatte, sein Einfluss in Spanien sei groß. Dem Kapitän der Negrona war es nicht gelungen, Wort zu halten und das Mädchen zu schützen. Kaum in Santander angelangt, hatte der Dominikaner das Kind für sich gefordert und die Santa Hermandad zu Hilfe geholt. Diese Heilige Bruderschaft hatte seiner Forderung Nachdruck verliehen. Es waren zwielichtige, pockennarbige Schläger in schwarzen Uniformen, die die Hilfstruppe der Inquisition bildeten. Verkommene Ritter und adlige Haudegen, die als Glaubensschnüffler ihr Brot verdienten. Sie hatten Lunetta festgenommen und waren mit ihr nun auf dem Weg nach Santiago, wo Lunetta in das Kloster der Reuerinnen eintreten würde.
    Aleander bezog ein Quartier in einem Kloster oberhalb Santanders. Die Hafenstadt schmiegte sich halbmondförmig in eine steile Bucht. In einem Raum, von dessen Fenster man die Steilküste und Sandstrände sah, empfing er Vertreter der Inquisition und ließ sich die neuesten Nachrichten bringen.
    Sidonia hatte er in eine danebenliegende Schlafkammer gesperrt. Auch sie konnte von einem Fenster aus das Meer sehen. Im gleißenden Licht schimmerten die Sommerwolken wie die Segel der Schiffe im Hafen. Es war ein atemberaubendes Bild. Sidonia beachtete es nicht. Wie jeden Tag seit ihrer Ankunft, presste sie auch an diesem Morgen ihr Ohr an das Holz der Tür, als im Nebenraum Stimmen laut wurden.
    Die letzten vier Tage war es – soweit sie verstanden hatte – um Politik gegangen. In Rom hatten deutsche Landsknechte und spanische Truppen den Papst festgesetzt. Von schrecklichen Plünderungen und Morden war die Rede gewesen. Es waren die Gräueltaten einer entfesselten, weil nicht entlohnten Soldateska, die Kaiser Karl einen unverhofften Sieg über seine Erzfeinde, den französischen König und dessen Verbündeten, den Papst, verschaffte. Man sprach vom »Sacco di Roma« – der Plünderung Roms.
    Sidonia interessierte die Weltpolitik nicht. Erstaunlich war allerdings, wie wenig die Kirchenvertreter von der Gefangennahme ihres Papstes betroffen schienen. Sie spekulierten über die Vorteile, die sich aus der Schwäche Roms für sie ergab, räsonierten, was der Kaiser für die Freilassung von Gottes Stellvertreter fordern konnte, und für welche spanischen Bischöfe dabei ein Kardinalshut oder italienische Besitzungen herausspringen dürften. Einer dachte laut darüber nach, ob es nicht an der Zeit sei, den Papst ganz abzusetzen und Karl zum irdischen und geistlichen Herrn der Welt zu machen. Schließlich hatte man mit den letzten Päpsten und ihren Machtansprüchen nur Ärger gehabt. Sidonia wunderte sich. Ging das nicht sogar weit über die Ideen des Häretikers Luther hinaus?
    Aleander interessierte die Stelle des kaiserlichen Beichtvaters, die eben vakant geworden war. Der bislang mit der Aufgabe betraute Franziskaner hatte sich als romtreu erwiesen und war ins Neue Indien verbannt worden. Das Amt des kaiserlichen Beichtvaters war nur mittels bester Beziehungen und diese nur durch Bestechung zu erlangen. Mit wenigen Federstrichen hatte Aleander ausstehende Urteile gegen vermögende Ketzer gefällt. Er brauchte noch mehr Geld als das Vermögen der van Bercks, wenn er vom Inquisitor bis zum Kaiserhof aufsteigen wollte. Darum lebte sie noch. Der Dominikaner hoffte auf das Vermögen seines Bruders und glaubte inzwischen, dass Sidonia mehr darüber wusste.
    » Buenas dias,fray Aleander! Der Herr sei mit dir.«
    Sidonia vernahm die schleppende Stimme eines Mannes, der sich als Abt eines Klosters San Zoilo vorstellte. Sie drückte sich enger an die Tür. Der Mann verlangte kurzatmig nach Wein und einem Imbiss. Sidonia konnte sich das Bild eines dickleibigen Apoplektikers machen.
    »Du sollst ein Mahl bekommen«, erwiderte Aleander, »wenn du mir von Fadrique berichtet hast. Wie geht es dem Padre?«
    Sidonia horchte auf.
    »Oh«, keuchte der Abt, »das ist ein elendes Geschäft. Elend und höchst ärgerlich. Höchst ärgerlich! Darum bin ich hierhergekommen, als ich hörte, du wärst wieder im Land. Ich bin mir nicht sicher, ob du im Falle des Padres weise gehandelt hast! Vielleicht hätte man Fadrique besser direkt in Santiago eingekerkert.«
    Aleander schnalzte unwillig mit der Zunge. »Dort

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