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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Leid verrieten, nichts von dem Schmerz, den sie über den Tod Gabriels empfand. Sicher, sie durfte und wollte den Kummer nicht zeigen – Aleander hätte grausamen Spott damit getrieben und triumphiert. Sie hatte bei seiner letzten Annäherung auf dem Schiff erfolgreich Gleichgültigkeit, sogar Lust vorgetäuscht, um nicht zu empfinden, was er ihr antat. Konnte es sein, dass diese Gefühllosigkeit mehr als nur eine Maske war und all ihre Leidenschaft Einbildung?
    Sie trat näher an den Spiegel heran. »Das bin nicht ich«, flüsterte sie. »Herr, ich habe mich geändert. Ich kenne nun das Leben und meine Gefühle.« Verzweiflung trat in ihren Blick. Hatte auch Zimenes nicht sehen können, wie es um sie stand? Hatte sie tatsächlich keine Seele, wie er behauptet hatte? Kein wahres Ich, das sich einem Gegenüber mitteilen konnte?
    Hinter ihr tauchte das Gesicht Aleanders auf. »Gibst du dich der Sünde der Eitelkeit hin?«
    Der Mönch legte seine Hände auf ihre nackten Schultern. Sidonia schloss die Augen, während er seine feuchten Lippen auf ihren Nacken presste. Ihr war, als krieche eine Schnecke an ihrem Hals entlang. Ihr Magen verkrampfte sich vor Abscheu.
    »Lass uns essen«, sagte sie schroff.
    Der Mönch ließ sie los. »Was immer du möchtest, Sidonia!« Fast freundlich klang seine Stimme. Er führte sie an der Hand zurück in den Hauptraum. Sidonia ließ seine Hand fahren und eilte zum Kopfende der Tafel, sodass die gesamte Länge des Tisches sie voneinander trennte.
    »Nicht dort«, sagte Aleander sanft, »komme näher zu mir.« Er klopfte auf das Polster eines Stuhles, der über Eck zu seinem stand. Zögernd folgte Sidonia seinem Befehl.
    Eine Weile aßen sie schweigend. Aleander nahm zierliche Bissen und tupfte sich nach jedem den Mund. Dann goss er Wein in einen silbernen Becher.
    »Trink!«
    Misstrauisch schnupperte Sidonia an dem Wein.
    »Wenn ich dich töten wollte, würde ich es nicht mit Gift tun.«
    Er ergriff ihre Hand. »Heute Abend will ich dir Gelegenheit geben, mir deine aufrichtige Demut zu zeigen. Verführe mich!«
    Sidonia prallte zurück. Was für ein Spiel trieb dieser Mönch nun wieder? Sein Gesicht war eine Maske. Glatt und schön. Seine eisgrauen Augen sprachen von Lust. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Nun, reizt es dich nicht, Macht über meinen Körper zu haben? Ihn zu leiten und zu lenken? Mich zu erobern? Ich bin bereit. Man sagt, dass den Austern eine die Männer befeuernde Kraft innewohnt. Ich aß ein ganzes Dutzend, gewürzt mit Ingwer.«
    Sidonia begann zu ahnen, worum es dem Mönch ging. Er wollte sie zum endgültigen Verrat an sich selber anstacheln. Sie sollte ihn verführen, um ihre Gefühle gegenüber Gabriel Zimenes zu verraten. Er hätte sich keine grausamere Form der Erniedrigung ausdenken können. Wenn sie nicht auf sein Spiel einging, wäre alles verloren. Lunetta befand sich in seiner Macht. Ihr Bruder war kaum eine Handbreit vom Henkersbeil entfernt, Fadrique hatte er durch die Bußhaft fast getötet. Und Zimenes? Gabriel Zimenes war freiwillig gegangen. Sein Tod war sein letzter Triumph gewesen. Doch in ihr lebte er fort. Aleander ahnte es und wollte seinen Erzfeind in ihr auslöschen. Er blieb seiner Lust am Töten treu. Nun ging es darum, eine Seele zu ermorden. Ihre.
    Sidonia erhob sich und kniete sich vor ihn hin. Langsam schob sie den Saum seiner Kutte nach oben. Darunter war Aleander nackt. Mit der Zunge fuhr sie über seine Oberschenkel. Als er stöhnte, hob sie kurz den Blick. Der Dominikaner hatte die Augen geschlossen.
    Verstohlen tastete sie auf dem Tisch hinter sich nach einem Messer. Ihre linke Hand fand eine scharfe Klinge, und Sidonia betrachtete mit Abscheu den Mönch, der mit geschlossenen Augen im Stuhl lag. Sidonia griff nach seiner Hand und zog sie an sich. »Folge mir in die Schlafkammer«, sagte sie, indem sie sich erhob. Wie eine Königin durchschritt sie den Raum, die Klinge des Messers ruhte kalt zwischen ihren Brüsten.

3
    Am Fuße des Cebreiro-Passes, der die Provinz Leon vom grünen Galicien schied, machten die Männer in den schwarzen Uniformen Rast. Nebel lag über dem abendlichen Tal, Nebel verhüllte die Gipfel, die sie morgen zu überwinden gedachten. Ihre Pferde, die sie an der Küste entlang bis zu einer Schlucht durch die Kordilleren getragen hatten, brachten sie in einem Stall unter.
    Während die Soldaten sich im nahen Bauernhaus mit einer Suppe aus Kichererbsen und Speck stärkten, drängte sich Lunetta in das

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