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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Verwirrung seines Begleiters und lächelte. »Die frommen Mönche mussten sich auf Befehl des Zaren hier ansiedeln, doch sie wissen, dass es nicht von Dauer sein wird.«
    Der Mönch begleitete diese Worte mit einem heftigen Nicken, bekreuzigte sich dann und seufzte. »Wir sehnen den Tag herbei, an dem wir diese Ödnis verlassen und in das wahre Russland zurückkehren können.«
    »So ist es!« Es war Ignatjew, der diese Worte aussprach. Nachdem der Protopope den Befehl gegeben hatte, weitere Lampen anzuzünden, schälten sich nach und nach noch einige andere Männer aus dem Halbdunkel. Neben dem Zarewitsch, der auf einem primitiv gefertigten Stuhl saß und ein Glas Wodka in der Hand hielt, und dessen Beichtvater erkannte Fjodorow noch Major Lopuchin,Hauptmann Kirilin und den Gardeleutnant Schischkin, die ihn interessiert musterten.
    »Ihr kennt den guten Iwan Iljitsch Fjodorow!«, stellte Gjorowzew seinen Gast vor. Die anderen nickten und hießen den Artillerieoffizier willkommen, dann wandten sie sich mit gespannten Mienen an Gjorowzew.
    Ignatjew wirkte wie eine Katze auf der Lauer. »Nun, Väterchen Pawel Nikolajewitsch, was habt Ihr beim Zaren erfahren?«
    »Der Krieg ist verloren, noch bevor er begonnen hat! Der Schwede kommt mit mehr als einhunderttausend Mann, alle gut gedrillt und bestens ausgerüstet. Sie werden unser Heer zerschmettern.«
    »Sie werden den Zaren zerschmettern!« Ignatjew warf die Arme zum Himmel, so als wollte er die baldige Ankunft des Feindes erflehen.
    Kirilin schüttelte sich und stürzte das volle Glas Wodka, das er in der Hand hielt, in sich hinein. »Gegen einhunderttausend Mann ist jeder Widerstand sinnlos!«
    Gjorowzew lachte bitter auf. »Der Zar sieht das anders. Er wird diese Ansammlung elender Hütten hier nicht eher aufgeben, als bis unsere Erde in Blut ersäuft worden ist. Wir müssen bald handeln, wenn wir den Untergang unseres heiligen Russlands verhindern wollen.«
    »Ihr habt Recht, Pawel Nikolajewitsch. Allein schon der gestrige Tag hat gezeigt, welch Geistes Kind Pjotr Alexejewitsch ist. Welcher seiner Vorgänger auf dem Thron des heiligen Wladimir wäre je so verrückt gewesen, mit einer Nussschale von Schiff ein Meer zu befahren, das von seinen Feinden beherrscht wird? Dies ist ein Leichtsinn, der nicht einmal einem unwissenden Knaben verziehen werden kann, geschweige denn dem Beherrscher Russlands. Ist dies nicht ein weiterer Beweis für seine Unfähigkeit?« Iwan Iljitsch Fjodorow erhielt viel Beifall für seine Rede.
    Gjorowzew blickte den Zarewitsch gleichermaßen bittend wie fordernd an. »Ihr müsst handeln, Hoheit, damit Russland überlebt!«
    Alexej Petrowitsch krampfte die Finger um sein Wodkaglas undstierte mit flackernden Augen zu Boden. »Der Zar ist mein Vater, und daher bin ich ihm zu Gehorsam verpflichtet!«
    »So steht es in der Bibel. Doch verzagt nicht, Euer Hoheit, denn es steht in der Macht der heiligen Kirche, Euch von diesen Banden zu lösen. Russland braucht Euch, wenn es überleben soll.« Ignatjews Stimme klang beschwörend.
    Der Zarewitsch blickte zu dem Popen auf wie zu einem Heiligen und ergriff seine Hand, um sie zu küssen. »Gebe Gott, dass mein Vater bereits in der ersten Schlacht zum Gefangenen des Schwedenkönigs wird!«, flüsterte er mit blutleeren Lippen.
    Grigorij Lopuchin stampfte auf den Boden. »Es hätte gestern bereits ein Ende haben können, doch der Teufel selbst muss Pjotr Romanow geholfen haben, den Schweden zu entkommen.«
    »Da habt Ihr Recht! Ganz sicher hat der Teufel seine Hand im Spiel gehabt, denn nur das Eingreifen höllischer Mächte konnte Pjotr Alexejewitsch aus so einer aussichtslosen Situation retten.« Der junge Mönch, der Gjorowzew und Fjodorow hereingeführt hatte, spie diese Worte voller Abscheu aus.
    Schischkin zog unbehaglich die Schultern hoch, und seine Stimme zitterte. »Wenn die Hölle dem Zaren beisteht, müssen wir doppelt vorsichtig sein und dürfen nichts überstürzen!«
    Sofort trat der Mönch auf ihn zu und zeichnete seine Stirn mit dem Kreuz. »Du musst keine Angst haben, mein Sohn! Die Macht der heiligen und rechtgläubigen Kirche wird uns vor dem Satan und seinen teuflischen Künsten schützen.«
    Die Anwesenden bekreuzigten sich, und Ignatjew stimmte ein Gebet an, um die Hilfe des Himmels für ihr Vorhaben zu erflehen. Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, richtete sich das Interesse der Verschwörer wieder auf ihre Pläne. Die meisten Offiziere waren der Meinung, der Krieg würde

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