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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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sich eine französische Garnison in Domburg vor.
    «Mein Bruder Joris», sagt Baert, «hat unter dem Franzmann, diesem Bonaparte, gedient. Es heißt, er habe an der Brücke von Arcole einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und so ganze Armeen vernichtet. Der Pakt galt aber nicht für Boneys eigene Leute. Joris wurde zum letzten Mal in der Schlacht bei den Pühramiden gesehen, auf einer Lanzenspitze, aber ohne Rumpf.»
    «Mein aufrichtiges Beileid, Baert», sagt Peter Fischer, «aber Bonaparte ist jetzt Ihr Staatsoberhaupt und schert sich einen Fliegenschiss um Ihren ausstehenden Lohn. So! Bis jetzt haben wir zwei Überraschungen. Es gibt keine Kompanie mehr und auch keine unabhängigen Niederlande. Hier kommt die dritte Überraschung, die für de Zoet besonders interessant sein dürfte. Der Lotse und Berater, der die Phoebus in den Hafen von Nagasaki geführt hat, ist Daniel Snitker.»
    «Aber der», Ouwehand findet als Erster die Sprache wieder, «steht doch auf Java vor Gericht.»
    «Solche Wendungen», Fischer untersucht seinen Daumennagel, «bereichern das Leben.»
    Jacob räuspert sich bestürzt. «Haben Sie mit Snitker gesprochen? Von Angesicht zu Angesicht?» Er blickt hinüber zu Ivo Oost, der verlegen und blass aussieht.
    «Ich habe mit ihm zu Abend gegessen. Die Shenandoah ist nie in Java angekommen. Vorstenbosch - der berühmte Chirurg, der das Krebsgeschwür der Korruption herausschneiden wollte - und der treue Kapitän Lacy haben in Bengalen das Kupfer der Kompanie - jenes Kupfer, das Sie , Herr de Zoet, uns mit so viel Eifer eingetragen hatten! - auf eigene Rechnung an die Englische Ostindien-Kompanie verkauft. Welch eine Ironie, welch eine Ironie!»
    Das kann nicht wahr sein , denkt Jacob, während er gleichzeitig denkt: Doch, kann es.
    «Halt, halt, halt», Arie Grotes Wangen glühen, «jetzt mal langsam. Was ist mit unseren privaten Frachtgütern? Was ist mit meinen Lackwaren? Und dem Arita-Porzellan?»
    «Daniel Snitker weiß nicht, welche Häfen sie als Nächstes anlaufen: Er konnte in Macao flüchten ...»
    «Wenn die Schweinehunde», Arie Grote wird zornesrot, «dieses dreckige Diebespack -»
    «... und er hat auch nicht danach gefragt, aber Ihre Waren werden in Carolina mit Sicherheit einen ansehnlichen Preis erzielen.»
    «Scheiß auf die Fracht», empört sich Twomey. «Aber wie sollen wir jetzt nach Hause kommen?»
    Sogar Arie Grote verstummt, als er die ganze Wahrheit begreift.
    «Herr Fischer», stellt Marinus fest, «scheint sich von der allgemeinen Bestürzung nicht anstecken zu lassen.»
    «Was verschweigen Sie uns», Gerritszoons Augen funkeln bedrohlich, «Herr Fischer?»
    «Ich kann nur so schnell sprechen, wie Ihre edle Demokratie mich lässt! Doktor Marinus hat recht: Es ist noch nicht alles verloren. Kapitän Penhaligon ist bevollmächtigt, in diesen Gewässern ein englisch-niederländisches Bündnis mit uns einzugehen. Er verspricht, uns alles Geld, das die Kompanie uns schuldet, bis auf den letzten Heller zu bezahlen, und gewährt uns freie Überfahrt in einer bequemen Schlafkoje nach Penang, Bengalen, Ceylon oder zum Kap.»
    «Und das alles», fragt Con Twomey, «aus reiner englischer Herzensgüte?»
    «Als Gegenleistung werden wir zwei weitere Handelszeiten hier arbeiten. Gegen Bezahlung.»
    «Das bedeutet», stellt Jacob fest, «die Engländer wollen Dejima und seine reichen Erträge.»
    «Was könnten Sie schon mit Dejima anfangen, Herr de Zoet? Wo sind Ihre Schiffe, wo ist Ihr Kapital?»
    «Aber ...», Ivo Oost runzelt die Stirn, «wenn die Engländer von Dejima aus Handel treiben wollen ...»
    «Die Dolmetscher», Arie Grote nickt, «sprechen nur Niederländisch.»
    Fischer klatscht in die Hände. «Kapitän Penhaligon braucht Sie. Sie brauchen ihn. Eine glückliche Verbindung.»
    «Heißt das, wir machen dieselbe Arbeit», fragt Baert, «nur für einen neuen Lohnherrn?»
    «Ein Lohnherr, der nicht mit Ihren privaten Handelsgütern nach Carolina durchbrennt, richtig.»
    «Wenn ich Vorstenbosch zu fassen kriege», gelobt Gerritszoon, «reiß ich ihm das Hirn von hinten aus dem vornehmen Arsch raus.»
    «Welche Flagge wird über Dejima wehen?», fragt Jacob. «Die niederländische oder die englische?»
    «Wen kümmert das», antwortet Fischer, «solange unsere Löhne bezahlt werden.»
    «Wie steht Faktor van Cleef zu dem Angebot des Kapitäns?», fragt Marinus.
    «Er handelt in diesem Moment die Einzelheiten aus.»
    «Und er hat nicht daran gedacht», fragt Jacob, «uns

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