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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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dürre Milane fliegen kreuz und quer über den blau glasierten Himmel.
    ... und sprach: Mose, Mose. Er antwortete: Hier bin ich.
    «Ich versuche, anderes zu bekommen, aber -», Ogawa zaudert, «aber Schwierigkeiten sind groß.»
    Jacob widersteht der Regung, laut aufzulachen wie ein Kind. «Ich verstehe.»
    «Dann heute Morgen ich finde Adam Smith in Ihrer Bücherkiste. Sehr große Überraschung, und um aufrichtig zu sprechen, Herr de Zoet, ich möchte kaufen oder für Gebühr mieten ...»
    Im Garten auf der anderen Straßenseite kreischen Zikaden in klapperndem Kanon.
    «Adam Smith ist weder zu kaufen noch zu mieten», sagt der Niederländer, «aber Sie dürfen ihn sich gern - sehr gern sogar - so lange ausleihen, wie Sie möchten.»

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    IV

    Beim Abtritt neben dem Gartenhaus auf Dejima

    Vor dem Frühstück am 29. Juli 1799
     
    Jacob de Zoet tritt aus sirrender Dunkelheit und sieht, dass Hanzaburo, sein Hausdolmetscher, von zwei Inspektoren befragt wird. «Sicher weisen sie den Jungen an», Ponke Ouwehand, der zweite Buchhalter, taucht aus dem Nichts auf, «Ihren Haufen zu zerlegen und nachzusehen, was Sie geschissen haben. Meinen ersten Schnüffler habe ich so getriezt, dass er vor drei Tagen vorzeitig ins Grab gewandert ist. Jetzt hat mir die Dolmetscherzunft den Hutständer da geschickt.» Ouwehand deutet mit einer Kopfbewegung auf den hochaufgeschossenen jungen Mann hinter ihnen. «Er heißt Kichibei, aber ich nenne ihn Herpes, so wie er an mir klebt. Aber den kriege ich noch klein! Grote hat zehn Gulden gewettet, dass ich es nicht schaffe, bis November fünf von denen zu verschleißen. Schon gefrühstückt?»
    Die Inspektoren bemerken Kichibei und rufen ihn herbei.
    «Ich war gerade auf dem Weg», sagt Jacob und wischt sich die Hände ab.
    «Besser, wir gehen, bevor die gesammelte Mannschaft in Ihren Kaffee pisst.»
    Die beiden Männer gehen die Lange Straße hinunter, vorbei an zwei trächtigen Hirschkühen.
    «Prächtige Keulen fürs Weihnachtsessen», bemerkt Ouwehand.
    Dr. Marinus und der Sklave Ignatius bewässern das Melonenbeet.
    «Das gibt wieder eine Gluthitze heute, Herr Doktor», ruft Ouwehand über den Zaun.
    Marinus hat ihn mit Sicherheit gehört, aber er lässt sich nicht dazu herab, den Blick zu heben.
    «Zu seinen Studenten», sagt Ouwehand zu Jacob, «ist er sehr höflich, und auch zu seinem hübschen Inder, und als Hemmij starb, sagt van Cleef, war er die Sanftmut in Person. Wenn seine gelehrten Freunde ihm ein Kraut oder einen toten Seestern schenken, bringt er sich fast um vor Freundlichkeit. Warum also spielt er bei uns den alten Miesepeter? In Batavia nannte ihn sogar der französische Konsul - der französische Konsul wohlgemerkt - un buffalo insufferable.» Ouwehand stößt ein kehliges Lachen aus.
    Eine Gruppe Träger versammelt sich an der Kreuzung, um das Roheisen an Land zu bringen. Als sie Jacob bemerken, stoßen sie einander an und glotzen ihn grinsend an. Jacob biegt schnell in die Knochengasse, um dem Spießrutenlaufen zu entfliehen.
    «Tun Sie nicht so, als würde Ihnen die Aufmerksamkeit nicht gefallen», sagt Ouwehand, «Herr Rotschopf.»
    «Sie gefällt mir nicht», erwidert Jacob. «Ganz und gar nicht.»
    Die beiden Männer biegen in die Uferstraße und kommen zur Küche.
    Unter einem Baldachin aus Töpfen und Pfannen rupft Arie Grote einen Vogel. Öl brutzelt, Pfannkuchen türmen sich auf einem Teller, ein weitgereister Laib Edamer und saure Äpfel werden auf zwei Tische verteilt. Piet Baert, Ivo Oost und Gerritszoon sitzen am Arbeitertisch, Peter Fischer, der Kontorleiter, und Con Twomey, der Zimmermann, essen am Beamtentisch: Da heute Mittwoch ist, nehmen Vorstenbosch, van Cleef und Dr. Marinus ihr Frühstück oben im Erkerzimmer ein.
    «Wir haben uns schon gefragt», sagt Grote, «wo Sie beide abgeblieben sind.»
    «Als Vorspeise Nachtigallzungensuppe, Maestro», sagt Ouwehand und zeigt auf das grobkörnige Brot und die ranzige Butter, «dann Wachtel-Brombeerpastete mit Artischocken in Sahnesoße und zum Nachtisch das Quitten-Weiße-Rosen-Parfait.»
    «Herrn O.s altbewährte Scherze», sagt Grote, «bringen immer wieder Schwung in den Tag.»
    «Steckt Ihre Hand», Ouwehand schielt auf den Vogel, «tatsächlich im Arsch eines Fasans?»
    «Neid», erwidert der Koch verstimmt, «ist eine von den sieben Todsünden, hä, Herr de Z.?»
    «Ja.» Jacob wischt einen Spritzer Blut von einem Apfel. «So sagt man.»
    «Ihr Kaffee ist fertig.» Baert kommt mit einer Schale.

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