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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Beamten?»
    «Zu unserem Empfang bei Statthalter Shirai ... Shido ... Helfen Sie mir.»
    «Statthalter Shiroyama, Herr Vorstenbosch - heißt das, ich fahre mit nach Nagasaki?»
    «Es sei denn, Sie bleiben lieber hier und registrieren, wie viele Kätti Roheisen ausgeladen wurden.»
    «Richtigen japanischen Boden zu betreten ...», ließe Peter Fischer vor Neid platzen , denkt Jacob, «... wäre ein großes Abenteuer. Ich danke Ihnen.»
    «Ein Faktor braucht einen Privatsekretär. Und nun wollen wir uns für die weiteren Geschäfte des Vormittags in mein Amtszimmer zurückziehen ...»
     
    Sonnenlicht fällt auf den Schreibtisch in dem kleinen Nebenraum. «Und», Vorstenbosch nimmt Platz, «wie finden Sie nach drei Tagen an Land das Leben im entlegensten Außenposten der Kompanie?»
    «Zuträglicher» - Jacobs Stuhl knarrt - «als eine Stellung auf Halmahera.»
    «Das nenne ich Vernichtung durch schales Lob! Was verdrießt Sie am meisten: die Spitzel, das Eingesperrtsein, die fehlenden Freiheiten ... oder die Dummheit unserer Landsleute?»
    Jacob erwägt, Vorstenbosch von dem Vorfall beim Frühstück zu erzählen, aber er sieht keinen Sinn darin. Respekt , denkt er, lässt sich nicht von oben befehlen .
    «Die Arbeiter begegnen mir ... mit einigem Misstrauen.»
    «Verständlich. Eine Anordnung, die den privaten Handel ab sofort verbietet, würde sie in ihrem Treiben nur umso erfinderischer machen. Die Belegschaft bewusst im Ungewissen zu lassen, ist im Augenblick die beste Vorbeugungsmaßnahme. Das geht den Arbeitern natürlich gegen den Strich, aber sie wagen es nicht, ihrem Ärger bei mir Luft zu machen. Der Leidtragende sind Sie.»
    «Ich möchte nicht undankbar erscheinen, nach allem, was Sie für mich getan haben.»
    «Es lässt sich nicht leugnen, dass Dejima ein langweiliger Posten ist. Die Tage, als ein Mann sich mit dem Gewinn aus zwei Handelszeiten zur Ruhe setzen konnte, sind lange, lange vorbei. In Japan sterben Sie nicht an Sumpffieber oder durch Krokodile, sondern höchstens an der Eintönigkeit. Aber fassen Sie Mut, de Zoet: In einem Jahr kehren wir nach Batavia zurück, und dann werden Sie sehen, dass ich Fleiß und Treue belohne. Wo wir gerade von Fleiß sprechen: Wie geht es mit der Rekonstruktion der Hauptbücher voran?»
    «Die Bücher sind in der Tat in einem heillosen Durcheinander, aber Herr Ogawa erweist sich als äußerst hilfreich, und die Jahre vierundneunzig und fünfundneunzig sind zu großen Teilen wiederhergestellt.»
    «Blamabel, dass wir auf die japanischen Archive angewiesen sind. Aber nun müssen wir uns dringenderen Angelegenheiten zuwenden.» Vorstenbosch schließt den Schreibtisch auf und nimmt einen japanischen Kupferbarren heraus. «Das röteste Kupfer der Welt mit dem höchsten Goldgehalt und die Braut, für die wir Niederländer seit hundert Jahren in Nagasaki tanzen.» Er wirft Jacob den Barren zu, der ihn geschickt auffängt. «Aber die Braut wird von Jahr zu Jahr launischer und dürrer. Ihren Zahlen nach ...», Vorstenbosch blickt auf den Zettel auf seinem Schreibtisch, «... haben wir 1790 achttausend Pikol ausgeführt. 94 waren es sechstausend. Gijsbert Hemmij, dessen einzige kluge Entscheidung es war, zu sterben, bevor man ihn wegen Unfähigkeit belangen konnte, ließ zu, dass die Quote unter vier tausend fiel. In Snitkers Jahr der Misswirtschaft waren es nur noch dreitausendzweihundert, eine armselige Ausbeute, die obendrein bis zum letzten Barren mit der Octavia gesunken ist.»
    Die Uhr aus Almelo teilt die Zeit mit juwelenbesetzten Zeigern.
    «Erinnern Sie sich an meinen Besuch im Alten Fort, kurz vor unserer Abreise, de Zoet?»
    «Selbstverständlich, Herr Vorstenbosch. Ihr Gespräch mit dem Generalgouverneur dauerte zwei Stunden.»
    «In diesem bedeutungsvollen Gespräch ging es um nicht weniger als die Zukunft von Niederländisch-Java. Sie halten sie in Ihren Händen.» Vorstenbosch deutet mit einem Nicken auf den Kupferbarren.
    Jacob erblickt darin sein verschwommenes Spiegelbild. «Ich verstehe nicht.»
    «Das düstere Bild, das Daniel Snitker von der Lage der Kompanie gezeichnet hat, war leider nicht übertrieben. Was er allerdings nicht erwähnt hat, weil außerhalb des Indienrates niemand davon weiß, ist, dass in Batavias Kassen Leere herrscht.»
    Auf der anderen Straßenseite hämmern Zimmermänner. Jacobs Nase schmerzt.
    «Ohne japanisches Kupfer kann Batavia keine Münzen schlagen.» Vorstenbosch spielt mit einem elfenbeinernen Brieföffner. «Ohne Münzen

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