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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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beiläufigen Ton eines Menschen, der etwas Entscheidendes verbirgt -, «denn gerade jetzt, Herr de Z., gerade jetzt, treiben gewisse Kaufleute, die mich ‹Bruder› nennen, den Preis schneller in die Höhe, als ein Hengst sein Rohr ausfährt, und warum?»
    Jacob bleibt stehen. «Woher wissen Sie von meinem Quecksilber?»
    «Ah, Sie lauschen meiner frohen Botschaft! Einer der zahllosen Söhne des Shōguns», Grote senkt die Stimme, «hat sich im Frühling einer Quecksilberkur unterzogen. Die Behandlung ist hier seit zwanzig Jahren bekannt, aber man traut ihr nicht. Aber die Gurke von dem Prinzlein war so verfault, dass sie grün geleuchtet hat: Ein Zyklus mit niederländischem Syphilispulver, und, gelobt sei der Herr, er war geheilt! Die Geschichte hat sich verbreitet wie ein Lauffeuer: Jeder Apotheker im Land schreit nach dem wundersamen Elixier, und hier stehen Sie mit acht Kisten! Überlassen Sie das Verhandeln mir, und Sie verdienen so viel, dass Sie sich tausend Hüte kaufen können; verhandeln Sie selber, und die ziehen Ihnen das Fell über die Ohren und machen einen Hut aus Ihnen , mein Freund.»
    «Wer», Jacob geht weiter, «hat Ihnen von meinem Quecksilber erzählt?»
    «Ratten», flüstert Arie Grote. «Jawohl, Ratten. Ich füttere sie ab und zu mit Leckerbissen, und sie geben mir Bescheid. Voilà! Hier ist das Krankenhaus: Geteilte Reise ist halbe Reise, hä? Verträge und so weiter sind überflüssig: Ein Ehrenmann steht zu seinem Wort. Bis später ...»
    Arie Grote dreht um und geht zurück zur Kreuzung.
    Jacob ruft ihm hinterher: «Aber ich habe Ihnen mein Wort doch gar nicht gegeben!»
     
    Hinter dem Eingang zum Krankenhaus liegt ein schmaler Flur. Am Ende führt eine Leiter hinauf zu einer offenen Falltür, rechts gelangt man ins Behandlungszimmer, ein großer Raum, der von einem altersfleckigen Skelett beherrscht wird, das wie gekreuzigt an seinem Gestell hängt. Jacob versucht, nicht daran zu denken, dass Ogawa den Psalter findet. Der Operationstisch ist mit Riemen und Öffnungen versehen und voller Blutflecken. Es gibt Ablagen für die chirurgischen Sägen, Skalpelle, Scheren und Meißel, eine gewaltige Vitrine, in der, so vermutet Jacob, materia medica verwahrt werden, Mörser und Stößel, Blutauffangschalen, und mehrere Tische und Bänke. Der Geruch von frischen Sägespänen mischt sich mit Wachs, Kräutern und dem leicht lehmigen Gestank nach Leber. Durch eine Tür geht es ins Krankenzimmer mit drei leeren Betten. Wasser in einem Tonkrug führt Jacob in Versuchung: Er trinkt aus der Schöpfkelle - es ist kalt und süß.
    Warum ist niemand hier , denkt er, um den Ort vor Dieben zu schützen?
    Ein hübscher junger Diener oder Sklave erscheint mit einem Besen: Er ist barfuß und trägt ein schönes Chorhemd mit weiten indischen Hosen.
    Jacob sieht sich genötigt, seine Anwesenheit zu rechtfertigen. «Dr. Marinus’ Sklave?»
    «Der Doktor beschäftigt mich», das Niederländisch des Jungen ist gut, «als seinen Assistenten.»
    «Ach so? Ich bin der neue Sekretär, de Zoet: Und du heißt?»
    Die Verbeugung des Mannes ist nicht unterwürfig, sondern höflich. «Ich heiße Eelattu.»
    «Aus welchem Teil der Welt kommst du, Eelattu?»
    «Ich wurde in Colombo geboren, auf der Insel Ceylon.»
    Seine gewandte Art verunsichert Jacob. «Wo ist dein Herr?»
    «Oben, beim Studieren: Wünschen Sie, dass ich ihn hole?»
    «Das ist nicht nötig - ich gehe hinauf und stelle mich selbst vor.»
    «Jawohl, Herr de Zoet, aber der Doktor empfängt nicht gerne Besuch ...»
    «Oh, er wird nichts dagegen haben, wenn er erfährt, was ich ihm mitgebracht habe ...»
     
    Jacob späht durch die Falltür in eine lange, wohlmöblierte Dachstube. In der Mitte steht Marinus’ Cembalo, von dem Jacobs Freund Herr Zwaardecroone vor vielen Wochen in Batavia erzählt hat: Angeblich ist es das einzige Cembalo, das je die Reise nach Japan angetreten hat. Ganz am Ende des Raumes erblickt er einen rotgesichtigen, bärenhaften Europäer von ungefähr fünfzig Jahren mit grauen, zum Zopf gebundenen Haaren und aufgeknöpftem Hemd. Er sitzt im Lichtkegel auf dem Fußboden an einem niedrigen Tisch und zeichnet eine Orchidee in leuchtendem Orange. Jacob klopft an die Falltür. «Guten Tag, Dr. Marinus.»
    Der Arzt antwortet nicht.
    «Dr. Marinus? Ich freue mich sehr, endlich Ihre Bekanntschaft zu machen ...»
    Der Arzt zeigt keine Reaktion.
    Der Sekretär hebt die Stimme: «Dr. Marinus? Verzeihen Sie die Störung ...»
    «Aus welchem

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