Die tausend Herbste des Jacob de Zoet
bezog 1641 die künstliche Insel Dejima im Hafen von Nagasaki.
«Dejima, im Süden der Stadt Nagasaki am nordöstlichen Strande der Bai gelegen, hat die Form des entfalteten Blattes von einem japanischen Fächer. Durch Abtragung eines in der Nähe gelegenen Hügels ist dieses Inselchen errichtet und durch eine Mauer aus Basaltsteinen gegen den Anprall der Wogen geschützt worden. Gegen S. und W. schaut es in die Bai, gegen N. und O. liegt es, durch einen schmalen Kanal geschieden, gegenüber der Stadt Nagasaki, mit der es durch eine kleine steinerne Brücke und ein mit einer Wache besetztes Tor in Verbindung steht.»
So beschreibt der bayerische Ethnologe und Japanforscher Philipp Franz von Siebold die Insel Dejima, auf der er von 1823-1829 lebte. Sie war in den Jahren 1634-1636 auf Befehl des Shogun aufgeschüttet worden. Handelsgut waren vor allem Edelmetalle, aber auch Porzellan, Stoffe, Lackarbeiten. Der Handel wurde von japanischen Dolmetschern kontrolliert, die den einzigen Kommunikationskanal zwischen Holländern und Japanern darstellten. Siebold hat Dejima mit einem «Staatsgefängnis» verglichen. Trotzdem führten die Handelsbeziehungen, hauptsächlich auf dem Gebiet der Medizin, zu einem wissenschaftlichen Transfer zwischen Japan und der westlichen Welt. Das ist vor allem dem Wirken des Chirurgen Caspar Schamberger zu verdanken, dessen Aufenthalt (1649-1651) in Japan ein nachhaltiges Interesse an europäischen Naturwissenschaften auslöste.
Dejima erst verlor seine Daseinsberechtigung, als im Jahre 1854 die sogenannten «schwarzen Schiffe» auftauchten, eine dampfgetriebene amerikanische Kriegsflottille unter dem Kommando von Matthew Galbraith Perry, der den Japanern mit einem Vertrag über diplomatische Beziehungen die Öffnung des Landes aufzwang. Bald folgten europäische Nationen: die zweihundertjährige Isolation war beendet.
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Zur Entstehung Dejimas
Um das Land vor christlichen und westlichen Einflüssen zu schützen, brach Japan 1624 die Handelskontakte mit Großbritannien und Spanien, 1639 schließlich mit den Portugiesen ab. Seit 1635 war es Japanern verboten, ihr Land zu verlassen sowie Japanern in Übersee die Rückkehr ins Heimatland untersagt.
Es begann die Zeit der selbstverordneten Isolierung Japans. Mai 1641 bezogen Angestellte der V.O.C. (Vereenigde Oostindische Compagnie) die ursprünglich den Portugiesen zugedachte, künstliche Insel Dejima vor Nagasaki für 10.000 Gulden Miete im Jahr. Die protestantischen Holländer sicherten zu, der Verbreitung des Christentums in Japan keinerlei Vorschub zu leisten und behielten als einzige Nation die Möglichkeit des Handels mit Japan.
Auf der ca. 15.000 m² großen Insel mit rund 60 Gebäuden, lebten etwa 15 Holländer mit ihrer meist javanischen Dienerschaft. Der Zugang zur Insel war strikt kontrolliert. 1799, wenn «Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet» beginnt, durften zwei Schiffe jährlich Dejima ansteuern.
Einmal im Jahr besuchte der Opperhoofd (Faktor, a.d.R.), der Leiter der Handelsniederlassung, mit einer Abordnung den Hof des Shoguns in Edo, dem heutigen Tokio, um den Herrscher über Entwicklungen in der Welt zu unterrichten und Geschenke zu überreichen.
Der wissenschaftliche Austausch begann intensiver ab Mitte des 17. Jahrhunderts durch den Einfluss des deutschen Arztes Caspar Schamberger, der 1649-1651 auf Dejima lebte und am Hofe des Shoguns so großen Eindruck machte, dass er Erlaubnis erhielt, japanische Schüler zu unterrichten. Aus dieser «Caspar-Schule» (Kasuparu ryu) entwickelten sich die ersten Bestrebungen europäische Wissenschaften zu studieren. 1720 wurde das komplette Verbot europäischer Literatur gelockert und das Studium der «holländischen Wissenschaften» (Rangaku) wie man die europäischen Naturwissenschaften subsumierend bezeichnete, deutlich erleichtert.
Seine Bedeutung als Handelsstation verlor Dejima weitgehend mit der Auflösung der V.O.C. 1799. Der letzte Opperhoofd auf Dejima trat seinen Dienst 1852 an, ein Jahr vor der Ankunft der amerikanischen Kanonenboote vor Nagasaki, die die Aufgabe der selbstauferlegten Isolation Japans erzwangen. 1858 wurde die Handelsstation in ein Konsulat umgewandelt und bildete die Keimzelle für die Ansiedlung weiterer Ausländer in Nagasaki. Ab 1883 fanden große Hafenaus- und umbauten statt, denen Dejima zum Opfer fiel und die Insel wurde durch Aufschüttungen schließlich mit dem Festland unkenntlich verbunden.
Seit 1996 wird die künstliche Insel samt
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