Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Mister Teufel. »Sind Sie ein Schriftsteller, oder wie?« Er lachte schallend. »Oder schreiben Sie sich nur auf, was ich sage, um es mal an anderer Stelle zu verwenden? Haha, die gesammelten Bonmots des jungen Ambrose Bierce, wirklich köstlich. Ich
hoffe nur, Sie erwähnen dann auch, von wem Sie all die Weisheiten haben. Am Ende wird der gute Mister Teufel noch deswegen berühmt!« Er zog ein Taschentuch aus dem Hosensack hervor und tupfte seine Lachtränen ab.
    Ambrose jedoch schwieg beharrlich und kritzelte weiter.
    »Wie sehr ich mich auf unsere erste Station freue! Die erste von zweihundert! Ach, es ist herrlich!«, rief Mister Teufel nun aus. »Haben Sie bereits gehört, dass der Kutscher zwei Meilen vor der Station gehalten ist, in die Trompete zu blasen? Damit kündigt er unsre Ankunft an. Dann machen sich in der Station alle weiteren Mitreisenden bereit und die frischen Pferde werden bereits auf den Hof geführt!« Mister Teufel strahlte. »Aber was ich am meisten bewundere, ist Folgendes: Alle 250 Kutschen, die für Butterfield gleichzeitig im Westen unseres Landes fahren, sind gehalten, stets im fliegenden Galopp in die Station einzufahren! Ach! Wie ich das liebe!« Seine Augen sprühten.
    »Hoffentlich schaukelt es hier dann nicht noch stärker!«, ließ der Herr in Schwarz vernehmen. »Ich finde das Schaukeln schon jetzt bereits recht heftig!« Vom Kutschbock her dröhnte Lachen. Dann knallte eine Peitsche, und die Pferde zeigten schon einmal, wie sich der Galopp anfühlen würde. »Hui!«, rief Mister Teufel begeistert.
    Betty versuchte indes, in einer lang gestreckten Kurve nach hinten zu schauen, ob ihre Teeladung noch auf dem Frachtwagen lag. Aber der Staub, den sie aufwirbelten, war so dicht, dass sie überhaupt nichts erkennen konnte.
    Betty schloss die Augen und versuchte zu schlafen, schreckte jedoch einen Moment später wieder hoch. Jeder Stein auf dem Weg, jede kleinste Mulde versetzte die Kutsche in ein heftiges Vor- und Zurückwogen. Es war ihr unmöglich, zur Ruhe zu kommen, und das sollte sich auch während der folgenden Tage nicht ändern.

    Als sie Fort Yuma erreichten, war sie bereits so erschöpft, dass sie die Reise hier am liebsten unterbrochen hätte. Die Teeladung indes lag ordentlich verschnürt wie ein Wickelkind im Planwagen, und ein Stationsarbeiter machte sich sogar die Mühe, den Wagen mit einem Strauchbesen vom schlimmsten Schutt zu befreien.
    Die Reisenden wurden in die Station komplimentiert, eine große graue Scheune, die innen noch weniger Komfort enthielt, als man es ihr von außen ansah. In der Mitte des riesigen Raums stand als einziges Möbelstück ein langer Tisch; Stühle gab es überhaupt keine. Am Ende des Raumes führten zwei Türen in einen Garten. Hier, unter Büschen, lag ein langer Baumstamm quer über einem faulig riechenden Loch, auf dem die Reisenden wohl ihre Notdurft verrichten sollten. Auf einem geschnitzten Zweig flatterten kleine Abschnitte des San Francisco Chronicle im Mittagswind. Damit sollte man sich anscheinend nach dem Toilettengang reinigen. In dem Bereich zwischen den beiden Gartenteilen gab es sogar eine Messingwanne mit Regenwasser, offenbar, damit man sich die Hände waschen konnte. Neben der Wanne stand eine kleine Bank mit verschiedenen, leidlich sauberen Leinentüchern zum Abtrocknen. Bevor sie in die Station zurückging, schaute Betty sich noch einmal nach hinten um und sah, wie soeben der hagere Herr in Schwarz sein Antlitz über die Wanne beugte und schlürfend wie ein Pferd daraus trank. Sie wandte sich schaudernd ab.
    Auf der langen Tafel lagen unterdessen dünne gelbliche Brotlaibe, Äpfel und Stücke von weißem Käse zur freien Bedienung. Daneben standen ein Krug Wasser und einige tönerne Trinkbecher. Die meisten Reisenden nahmen die Wegzehrung gleich mit in die Kutsche, denn der Kutscher stieß bereits in seine Trompete und mahnte wild fuchtelnd zur Abfahrt. Dieses Mal ordneten die Fahrgäste ihre Beine sofort im Taubenschwänzchenstil,
und Betty sah, dass Sikki, die die ganze Fahrt in schweigender Anspannung verbracht hatte, nun endlich einschlummerte.
    Am Abend hatten sie Postman’s Well erreicht, eine kleine Station an der Küste. Dort gab es nach Damen und Herren getrennte Schlafsäle mit Strohsäcken, einen ähnlichen Garten wie in Yuma, inklusive Donnerbalken und Messingwanne, und wieder Brot, Äpfel, Käse und Wasser. Betty schlief in dieser wie auch in den folgenden Nächten unruhig, denn die Schlafräume waren

Weitere Kostenlose Bücher