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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Haus der Remburgs gar nicht verfehlen, es sei eines der größten und auf seinem Dachfirst stünden zwei Schiffsmodelle aus Messing.
    Betty schlug den Weg zum Jungfernstieg ein. Von nun an würde alles besser werden. »Betty! Betty! Bleib stehen!«
    Eine junge Dame dreht sich auf der Straße nicht um, wenn nach ihr gerufen wird, so lautete eine der eisernen Regeln im
henningsonschen Haushalt. Betty schritt forsch voran. Zumal sie ja hier niemanden kannte und mit dem Ruf bestimmt eine andere Betty gemeint war.
    Eine Hand zupfte an ihrem Kostümrock, und man hörte, wie jemand schnell und rasselnd Luft holte.
    »Didi!«
    Der kleine Junge war völlig außer Atem, seine Lippen waren blau. Jetzt, im hellen Licht des Tages sah Betty, was ihr neulich bei der Ankunft in Hamburg nicht aufgefallen war: Didi war blass und seine Augen blickten viel zu alt aus dem kleinen runden Gesicht.
    »Du hast doch gesagt, dass du auch mal was für mich tun würdest. Das wäre dann jetzt!« Er sah sie flehend an. Tränen rannen über sein kleines Gesicht. »Bitte, Betty, lass mich nicht im Stich!«
    Ohne lange nachzudenken, öffnete Betty die Arme und schloss den kleinen Jungen hinein. Er konnte gar nicht wieder aufhören mit dem Schluchzen. Sie strich ihm über die Haare. »Was ist denn passiert, dass du so außer dir bist?«
    »Jemand hat Vater unser ganzes Geld weggenommen, unten bei den Schaustellern. Da haben sie so ein Spiel mit Hüten und Pfennigen darunter. Es sah ganz leicht aus. Dann hat Vater sein ganzes Geld gesetzt und alles verloren. Und jetzt sagen sie, dass sie es ihm nicht mehr zurückgeben! Und dabei wollten wir doch alle nach Amerika, unser Glück machen.« Der Strom seiner Tränen setzte wieder ein. Bettys Rock war schon ganz nass.
    Sie strich Didi über die Wange. »Das ist schrecklich. Aber ich weiß auch nicht, wie ich dir helfen soll!«
    »Doch, du kannst es, das weiß ich. Du kannst alles, das hast du doch gesagt. Du musst nur mitkommen!«
    »Ach, was du dir alles merkst! Das war doch nur so dahingesagt.
Was soll ein Mädchen wie ich denn schon gegen Betrüger ausrichten?«
    »Bitte, Betty!« Er zog an ihrer Hand. Seine Unterlippe zitterte, schon fielen wieder dicke Tränen zu Boden.
    »Also gut, aber viel Zeit habe ich nicht!« Betty seufzte. Das Haus der Remburgs glaubte sie bereits in der Ferne an den markanten Dachverzierungen erkannt zu haben, nun aber schwand es hinter ihr dahin. Didi rannte aus Leibeskräften und zog sie hinter sich her.
    Der kleine Platz lag in der Nähe des Gängeviertels, durch das sie neulich nachts gelaufen waren, das erkannte sie sogleich. Dennoch hatte Betty schon nach wenigen Momenten die Orientierung verloren.
    An diesem Tag drängten sich Hunderte von Menschen zwischen den Ständen der Schausteller. Ein Jongleur warf rote und blaue Bälle in die Frühlingsluft. Ein altes Weiblein verkaufte Sträuße von frischem Waldmeister gegen Zecken und Wanzen. Didi zog sie an der Bude eines Zuckerbäckers vorbei, aus der es betörend nach Vanille duftete. Um einen anderen Stand herum stand die Menschenmenge so dicht gedrängt, dass Betty nicht erkennen konnte, was es hier zu sehen gab. Eine mit bunten Perlenketten geschmückte Frau linste aus einem Zelt hervor, in dem man offenbar ein ganz besonderes Gebräu bekommen konnte. Es duftete nach getrockneter Minze. So ein Strauch wuchs eigentlich hinter jedem Haus. Aber warum standen die Menschen dann vor dem Zelt in einer Schlange an und warteten geduldig, bis sie hineingebeten wurden? Die Frau hob eine ihrer von Goldringen funkelnden Hände und machte eine einladende Handbewegung. Sofort schlüpfte das vorderste Mädchen in ihr Zelt. Ein anderes wurde soeben aus einem nach hinten gewandten Ausgang wieder herausgelassen. War es wirklich möglich, dass hier nur Frauenzimmer anstanden? Verkaufte
die Händlerin vielleicht eine Medizin, die speziell gegen bestimmte Frauenleiden half? Gustl Plumboom in Bettys Heimat hatte ihr einmal von bestimmten Tropfen erzählt, die man als Frau in gewissen Zeiten zu sich nehmen solle. Aber Betty hatte noch niemals viel auf die Erzählungen von Gustl Plumboom gegeben.
    »Betty, bitte, komm weiter!« Didi zupfte an ihrer Hand.
    »Warte einen Moment!« War das da hinten nicht Fenja? Sie sah doch gewiss immer sehr gesund und gut genährt aus. Was machte sie also hier? Betty winkte ihr fröhlich zu, aber Fenja hob nur kurz die Hand und wandte sich wieder ab, so als sei es ihr peinlich, hier gesehen zu werden.
    Dann hatten

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