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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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erkannte. Die Beteiligung am Gewinn, die Frieda Remburg ihm versprochen hatte, würde natürlich Betty nach ihrer Rückkehr bekommen, und damit konnte sie an einem anderen Ort ein neues Leben anfangen.

    »Und wenn einer der Agenten in Kanton merkt, dass ich kein junger Mann bin?«
    Aberdira strich sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Dann sagst du, dass dein Mann an der Cholera verstorben sei und dass du für ihn die Geschäfte erledigst.«
    »Mit den alten Agenten arbeiten wir seit dem Beginn des Opiumkrieges ohnehin nicht mehr zusammen«, erklärte Anton eifrig. »Sie waren uns nicht mehr sehr nützlich. Wir haben neue Kontakte geknüpft, die die Interessen der Firma in Ostasien vertreten.«
    Sosehr sich Anton wieder beruhigt hatte, so nervös war Aberdira auf einmal. »Bitte setz dich doch, Betty. Soll ich dir etwas Konfekt holen?« Er war eilfertig aufgestanden und watschelte in seinen seidenen Pantoffeln in Richtung Küche.
    Betty ließ sich seufzend in den tiefsten der Sessel fallen. Jetzt, wo sie sie brauchten, behandelten sie sie wieder wie eine junge Dame.
    Schon kam Aberdira zurückgeschlurft und hielt Betty einen Teller mit reich verzierten Zimtsternen und winzigen Röschen aus Marzipan vor die Nase. Das waren genau die Zuckerwaren, an denen sie bislang nicht einmal hatte schnuppern dürfen. »Greif bitte zu!«
    Betty steckte sich eines der kleinen Konfektstückchen in den Mund. »Jetzt bin ich wohl wieder gut genug dazu!« Es war dumm, so etwas zu sagen, und es klang auch leicht beleidigt, das spürte sie selbst. Aber Betty konnte nicht anders, als Anton und Aberdira dazu auch noch einen trotzigen Blick zuzuwerfen.
    Aberdira sank vorsichtig in seinen Sessel. »Man ist im Leben leider nicht nur derjenige, der man gerne sein möchte. Man ist vor allem auch derjenige, der zufällig gerade gebraucht wird und dessen Rolle man spielen kann. Ich wünschte wirklich, mein
liebes Kind, du hättest diese Erfahrung erst später machen müssen. Oder, noch besser, überhaupt nicht!« Er lächelte. »Sicher ist nur, dass wir eine Teehändlerin im Augenblick dringender brauchen als eine Küchenmagd. Es ist deine Entscheidung, wer du sein willst!«
    Betty legte das angebissene Stückchen Zuckerwerk angewidert auf den Teller zurück. Ihr Magen krampfte sich schon beim ersten Bissen zusammen. »Ich fahre!«, hörte sie sich sagen. Was auch immer sie in Asien erwartete. Alles, aber auch alles war besser als das Leben, das sie im Augenblick führte.
    Da das Schiff schon in weniger als 24 Stunden ablegen würde, kamen sie überein, dass Anton wieder zu den Remburgs zurückgehen und dort packen solle. Der Prokurist der Firma würde ihm Silberbarren und Goldmünzen für die Bezahlung der Ware mitgeben. Anton solle sich als Einziges ausbedingen, dass er nicht zum Schiff begleitet werden wolle. Als Begründung solle er angeben, dass es ihm das Herz brechen würde, den Damen Remburg in aller Öffentlichkeit Lebwohl zu sagen. Aberdira lächelte fein, als er sich vorstellte, welche Wirkung eine solche Ankündigung auf die Damen des Hauses haben würde.
    Betty würde zusammen mit Aberdira in einer Droschke warten und dann zur verabredeten Zeit bei Anton vorfahren. Aberdira kannte einen besonders diskreten Kutscher, wie er sagte, man müsse ihn einweihen und fürstlich bezahlen. Er würde Antons Gepäck aufladen. Für Bettys besonderen Bedarf sollte eine kleine Reisetasche reichen. Am Grasbrook, wo die »Frieda Maria« bereits segelfertig und vor allem mit Ballast beladen lag, würde Betty aussteigen und schnell in der Eignerkabine des Schiffes verschwinden.
    »Und wenn einer aus der Mannschaft sie nun verrät?« Anton schien der ganze Plan immer noch Kopfschmerzen zu bereiten.

    »Mein lieber Junge, viele der Matrosen auf der Frieda Ma ria sind seit dem Beginn des Opiumkrieges vermutlich nicht mehr auf großer Fahrt gewesen und haben dementsprechend auch keine Heuer mehr erhalten. Wenn ich auch nicht viel von der Seefahrt verstehe, eines weiß ich doch: Auf so eine Fahrt kann man nicht mit einer gewöhnlichen Besatzung gehen. Solche Männer würden auch den Teufel zu seiner Großmutter segeln, ohne dumme Fragen zu stellen!«
    Anton nickte. »Ich glaube, das könnte klappen.«
    Betty lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Allerdings hätte ich da noch einige Forderungen!«
    Beide Männer starrten sie an. »Aber du kommst hier heraus, Betty, ist das denn nicht genug?«
    Betty schüttelte den Kopf. »Ich möchte neues

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