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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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in endlosem Grün. An plätschernden Bächen wuchsen fahle Orchideen, vereinzelte Palmen präsidierten über Meeren von kleineren Pflanzen. Schluchten so tief wie die Hölle taten sich unvermutet am Wegesrand auf, manchmal aber gab es zwischen Schlucht und Straße noch eine Art Balkon, auf der ein Gasthaus stand. Dort wurden die Pferde getränkt. Der Picknickkorb blieb während der ganzen Zeit unangetastet.
    Die Bewirtschafter hielten bei jeder Pause Limonenwasser für Betty bereit, aber als sie ihr bedeuteten, dass sie hier gern auch auf einen gewissen Ort gehen könne, genügte ihr ein Schritt auf einen noch weiter der Schlucht entgegengeneigten Balkon, um ihrerseits zu bedeuten, dass sie das polierte Mahagonibänkchen mit dem Loch ins Nichts gerade jetzt zufällig nicht zu benutzen wünsche.
    Einer der beiden Ponyführer, die einander mit Bettys Gepäckkarren und auf ihrem Reisewagen abwechselten, brauchten fast einen halben Vormittag lang, um Betty mit Brocken von Englisch und vielen Gesten und Geräuschen eine Geschichte von einem Straßenbauer zu erzählen, der hier einst einen riesigen Tiger erschossen haben wollte. Da er mit der ersten Kugel
nicht traf und keine weitere hatte, nahm er einen Penny und tötete den Tiger damit. Betty fühlte großes Mitleid mit dem Tiger, mochte aber den Ponyführer nicht enttäuschen und nickte daher beifällig.
    Es war bereits Abend, als sie Darjeeling erreichten. Wie hieß das Gasthaus, vom dem der Matrose der Frieda Maria gesprochen hatte? Windamere? Betty wartete darauf, dass ihr Ponyführer sich zu ihr herumdrehen und sie mit einem erwartungsvollen Gesicht anschauen würde. Aber das tat er nicht. Er folgte im Laufschritt dem Gepäckwagen, dessen Zugpferd sich zielstrebig die kleinen Straßen von Darjeeling hinaufkämpfte.
    Seltsam, dass in einer Nacht wie heute noch so viele Menschen auf den Straßen waren, obwohl sie augenscheinlich nichts Besonderes zu tun hatten. Eigentlich, fand Betty, standen sie nur da und schauten. Die beiden Tongas kämpften sich weiter voran. Die Straße war an beiden Seiten von prächtigen weißen Häusern gesäumt, eher Palästen als Villen. Ob ihre Ponyführer wussten, wo das Windamere lag? Hatte nicht der Matrose erwähnt, dass es das einzige Gasthaus hier oben sei? Natürlich, sie brachten sie dorthin, wohin auch sonst?
    Sie schlugen nun einen Weg ein, der etwas aus der Stadt hinaus und noch weiter nach oben zu führen schien. Konnte es sein, dass der Weg von Fackeln gesäumt war? Um diese Zeit? Betty kniff die Augen zusammen und sah, dass dort keineswegs nur Fackeln standen, es waren Männer, die Schalen mit brennendem Öl hielten.
    Zuerst dachte Betty, dass die beiden zielstrebigen Pferde vor ihren beiden Tongas das große Tor nicht sahen, denn sie liefen unvermindert schnell voran. Dann jedoch schwangen beide Seiten des Tores auf und sie erreichten einen großen, mit flackerndem Licht erleuchteten Park, der eine hell erleuchtete Villa umgab.

    Vor dem Portal stand ein junger Diener in einer weißen Tracht mit einer schwarzen langen Weste. Er trug seinen Schädel an den Seiten rasiert und die Haare in der Mitte zu einem langen Zopf geflochten, der ihm bis zu den Oberschenkeln reichte. Betty wunderte sich, dass sie hier im indischen Darjeeling auf einen chinesischen Diener traf. Der Diener reichte Betty die Hand, um ihr aus dem Wagen zu helfen. Dann sagte er etwas, was ihr den Atem raubte. Seine Worte waren: »Willkommen auf Lizas Garden, dem Anwesen von John Francis Jocelyn. Wir sind alle sehr froh, dass Sie es endlich einrichten konnten, nach Darjeeling zu kommen.«

7
    Betty war dem Diener, der sich ihr als Dayun vorgestellt hatte, wie im Traum gefolgt. Er führte sie in ein Nebenhaus, das ebenso prächtig war wie die Villa auf der anderen Seite des Gartens. Sie durchmaßen eine erleuchtete Halle, dann öffneten zwei Bedienstete eine zweiflügelige Tür und verneigten sich, bis Betty eintrat.
    Der große Raum hatte an einer Seite vier riesige Fenster, deren Holzläden jetzt geschlossen waren. Das Licht in den Leuchtern flackerte und warf seinen Schein auf die hohen Wände, die mit hellgrüner Seide bezogen waren. In der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett unter einem zartgelben Baldachin. Ihr Gepäck stand schon im Zimmer, und wenn sich Betty nicht täuschte, dann war es auch bereits ausgepackt. Ihre Tasche jedenfalls sah so schlaff aus, als habe jemand die Luft herausgelassen.
    »Ist das mein Zimmer?«, fragte Betty leise. Sie

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