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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Will nicht wirklich lieben. Nicht so, wie ich Joe geliebt habe. Ich hab vieles an Will gemocht. Sein gutes Herz. Seine Intelligenz. Seinen aufwendigen Lebensstil und daß mich wieder jemand begehrte, sich um mich kümmerte. Aber ich liebe ihn nicht. Nicht so, wie ich es sollte. Es tut mir nur unendlich leid, ihn so verletzen zu müssen. Joe war meine wahre Liebe, Nick. Genau wie Henri für dich. Die findet man nur einmal im Leben. So schwer das auch sein mag, ich muß es akzeptieren.«
    »Liebst du mich?«
    Sie lächelte ihn an. »Das weißt du doch.«
    »Ich liebe dich auch. Und ich sorge für dich, Fee. Und für Seamie. Das verspreche ich. Ich werde der beste Ehemann sein, auch wenn wir keine ganz konventionelle Ehe führen werden … ich … ich kann dir keine Kinder schenken … aber alles andere: ein schönes Heim, Kleider, Restaurantbesuche, was immer du willst. Ich hab nicht soviel Geld wie Will, aber ein ganz nettes Einkommen. Etwa zehntausend Pfund im Jahr. Und die Galerie ist fast fertig. Meine Aussichten sind absolut exzellent, verstehst du.«
    Fiona sah ihn von der Seite an. »Nicholas Soames … willst du mir einen Antrag machen?«
    »Wahrscheinlich. Wenn auch ein bißchen zu spät.«
    »Ich nehme an.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich.« Sie legte den Kopf auf seine Schulter. »Ich würde dich sofort wieder heiraten, Nick. Ich hätte alles getan, um dich hierzubehalten. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du und Seamie.«
    Sie hörte ihn wieder schniefen. Kurz darauf sagte er: »Bist du sicher, daß du das willst? Wir könnten uns ja auch wieder scheiden lassen.«
    »Nein, das können wir nicht. Das würde einen genauso großen Skandal geben wie den, den wir gerade vermieden haben, und mir reichen die Aufregungen für eine Weile.«
    »Was ist mit deinem schönen Kleid und mit dem Schmuck, den dir Will geschenkt hat?«
    »Das Kleid kann jemand anders anziehen. Und was den hier anbelangt …« Sie streifte den riesigen Diamanten vom Finger und steckte ihn in die Tasche. »Er hat nie wirklich zu mir gepaßt.«
    »Und die Reise? Du hast dich so darauf gefreut, und jetzt kannst du nächste Woche nicht nach Frankreich segeln.«
    »Nein«, antwortete sie und sah ihn fröhlich an, als ihr einfiel, was sie statt dessen tun konnte. »Aber ich kann in mein schönes Tea Rose gehen! Ich kann meine Schürze anziehen und mich an die Arbeit machen.« Sie lachte. »Jetzt muß ich die Teestube nicht aufgeben! Wie konnte ich das bloß je in Erwägung ziehen? Weißt du was? Ich kann es gar nicht erwarten, wieder dort zu sein, meine Rosen zu sehen, das Lokal zu eröffnen und bis über die Ohren in Arbeit zu stecken.«
    Nick nahm ihre Hand. » Ich werde dich auf eine Hochzeitsreise mitnehmen, Fee.«
    »Wirklich? Wohin?«
    »Nach Coney Island.«
    Fiona lachte. »Mit Seamie und Michael und den Munros. Das wäre aber romantisch!«
    Fiona und Nick saßen händchenhaltend auf der Bank und redeten, bis es ein Uhr schlug und Fiona einfiel, wie besorgt alle zu Hause wären. Sie war letzte Nacht aus dem Haus gerannt und hatte Alec nur gesagt, daß Nick in Schwierigkeiten stecke.
    »Wir sollten lieber heimgehen, was?« sagte sie. »Sicher sind sie schon außer sich vor Sorge. Außerdem müssen wir Michael erklären, was passiert ist.«
    Nick stöhnte. »Da laß ich mich lieber abschieben.«
    Sie wandten sich zum Gehen, und Fiona bemerkte, daß seine Wange wieder zu bluten begonnen hatte. Sie tupfte ihn mit Teddys Taschentuch ab, das sie immer noch in der Hand hielt. »Ach, übrigens«, sagte sie, »was für eine blöde Nummer wolltest du eigentlich abziehen? Dich als Vicomte auszugeben – schämst du dich denn gar nicht?«
    Er nahm ihre Hand. »Fiona, das war keine Nummer.«
    Sie sah ihn eindringlich an. »Du machst doch Witze, ja?«
    Er schüttelte den Kopf. Dann nahm er ihre Hand, küßte sie mit einem reumütigen Lächeln und sagte: »Lassen Sie mich Ihnen als erster zu Ihrer Heirat gratulieren, Vicomtesse.«

   56   
    N ach dem morgendlichen Bad, das ihm seine Vermieterin einmal pro Woche gestattete, zog Joe ein frisches Hemd über den Kopf und steckte es in die Hose. Er sah sich in dem kleinen Spiegel über der Kommode an und kämmte sich durchs Haar. Heute würde er seine Suche in Chelsea beginnen. Seit drei Wochen war er nun schon in der Stadt und hatte immer noch keine Spur von Fiona gefunden. Es wurde mit jedem Tag schwieriger, nicht den Mut zu verlieren.
    Michael Charles Finnegan hatte sich als der falsche Mann

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