Die Teerose
aber darauf wollten sie und Nick nicht ungepflegt aussehen. Zumindest würden sie an ihrem Hochzeitstag ordentliche Kleider tragen.
Ihrem Hochzeitstag.
Allein bei dem Gedanken zitterten ihre Hände. Sie heiratete Nick. Sie würde sich ihm versprechen und er sich ihr. Für immer. Ihr wurde wieder schwindelig. Sie schloß die Augen, grub die Fingernägel in die Handflächen und konzentrierte sich auf den Schmerz. Denk nicht darüber nach, beschwor sie sich. Denk an irgendwas anderes. Bring es einfach hinter dich.
Als Eames mit Nicks Geburtsurkunde fertig war, überprüfte er Fionas und ließ sie beide die Heiratsurkunde ausfüllen. Fiona gab Teddy die Eheringe ihrer Eltern. Außer Eames, den beiden Anwälten, Nick und ihr selbst war der Saal inzwischen leer. Wofür sie dankbar war. Der ganze Vormittag war der reinste Zirkus gewesen, und die Clowns warteten immer noch auf den Stufen des Gerichtsgebäudes. Wenigstens müßten sie ihren Schwur nicht vor der Menge leisten.
Ohne weitere Umstände schritt Eames zur Tat. Es gab keine gewundenen Worte, keine romantischen Gefühle, nur die nüchterne Zeremonie, den Austausch der Ringe und das Gelöbnis. Dann war es vorbei, und sie standen einander gegenüber mit den schmalen Goldringen an den Fingern. Nicholas und Fiona Soames … oder Elgin? Mann und Frau. Bis daß der Tod sie schied.
Eames ließ zuerst sie, dann die Anwälte die Heiratsurkunde unterschreiben. Daraufhin wünschte er ihnen einen guten Tag, erklärte Nick, daß er frei sei, und riet ihm, sich bei allen künftigen Spaziergängen vom Slide und ähnlichen Etablissements fernzuhalten.
Verlegen standen die vier da und wußten nicht recht, was sie tun sollten, bis Stephen in die Hände klatschte und verkündete, daß draußen eine Pressemeute wartete, und wenn sie den Eindruck aufrechterhalten wollten, daß Nicks Verhaftung ein Mißverständnis gewesen sei, wenn sie einen Skandal vermeiden wollten, täten sie gut daran, wie ein glückliches, frischverheiratetes Paar auszusehen. Sie nahmen ihre Sachen und folgte ihm nach draußen.
Auf den Stufen des Gerichtsgebäudes erklärte Stephen Ambrose der Presse, daß Cameron Eames’ Rechtsverständnis absolut empörend sei und er sich bei seinen Mandanten zu entschuldigen habe. Mr. Soames’ Verhaftung sei ein ungeheuerlicher Vorgang gewesen. Zuerst sei er von der Polizei mißhandelt und dann gezwungen worden, seine Verlobte, Miss Fiona Finnegan, viel früher zu heiraten, als die beiden beabsichtigt hatten. »Wir schreiben das Jahr 1889«, sagte er und schlug sich mit der Faust in die Handfläche, »und sind nicht im Mittelalter! Niemand darf gezwungen werden, unter Kriminellen in einem Gerichtssaal zu heiraten, nur um seinen guten Namen wiederherzustellen!« Obwohl alle Anklagen gegen seinen Mandanten fallengelassen worden seien, fügte er hinzu, erwäge Mr. Soames, die Stadt wegen unrechtmäßiger Festnahme und Verletzung seiner Bürgerrechte zu verklagen.
Fotos wurden geschossen, einschließlich eines von Nicholas, der die Wange seiner Braut küßte, und eines von Fiona mit einem Rosenstrauß im Arm, den ein Reporter bei einem Blumenhändler besorgt hatte. Fragen wurden gestellt, Namen buchstabiert, und das junge Paar wurde mit Glückwünschen überhäuft, bis sich die Menge schließlich auflöste. Teddy und Stephen verabschiedeten sich – nicht ohne festzustellen, daß dieser Tag der aufregendste ihrer ganzen Karriere gewesen sei. Und Fiona und Nick blieben allein zurück.
Fiona ergriff als erste das Wort. »Nick … ich … ich glaube, ich werde ohnmächtig.«
»Nein, nicht doch! Da drüben ist eine Bank. Komm.«
Er nahm ihren Arm und führte sie weg. Sie setzte sich und legte den Kopf auf die Knie. Ihr war kalt, und ihr Herz raste. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. »Was haben wir getan?« stöhnte sie. »Was soll ich Will sagen?«
Nick streichelte ihr über den Rücken. »Es tut mir leid, Fiona«, sagte er. »Es tut mir so leid.« Dann brach er in Tränen aus. Er schluchzte so heftig, daß sie ihn kaum verstand. »… dein Leben ruiniert … du hast ihn geliebt …«
Fiona dachte über seine Worte nach. Sie sah auf die Gebäude um sich, die Bäume, die Sonne am Mittagshimmel. Dann wandte sie sich ihm zu. »Nein, das hab ich nicht. Nicht wirklich«, sagte sie mit seltsam ruhiger Stimme.
»Was?« fragte er schniefend.
»Du hast recht gehabt. Erinnerst du dich an den Abend in deiner Wohnung? An unseren Streit? Du hast gesagt, ich würde
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