Die Teerose
du, was das heißt, du dummes Ding? Du kannst Will nicht heiraten, wenn du mit mir verheiratet bist! So was erlaubt man vielleicht in Arabien, in Afrika und in der Südsee, aber nicht in New York!«
»Ich will Will nicht heiraten.«
Nicholas legte den Kopf in die Hände. »Bitte, Fiona. Bitte. Ich hab die letzten zwölf Stunden genug Wahnsinn erlebt. Ich brauch deinen nicht auch noch.«
»Nicholas … du hast mich einmal geheiratet. Jetzt heirate ich dich.«
»Das war doch nur eine vorgetäuschte Ehe. Die hier wird’s nicht sein.«
»Du hast mich gerettet.«
»Wohl kaum.«
»Doch. Mich und Seamie. Glaub mir, wenn ich’s dir sage. Jetzt rette ich dich.«
Nick hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Warum?«
Fiona zuckte hilflos mit den Achseln. »Weil ich dich liebe.«
Ein Beamter trat neben sie. »Tut mir leid, Miss, kein Kontakt mit den Gefangenen«, sagte er brüsk und führte sie zum Richtertisch zurück.
Genervt von dem Lärm, griff Eames wieder zum Hammer.
»Ruhe! Ruhe!« brüllte er. »Noch ein solcher Ausbruch, und ich lasse den Saal räumen!«
Als die Ruhe wiederhergestellt war, begann er von neuem. »Ich bin bereit, Miss Finnegans Aussage Glauben zu schenken. Ich brauche nur einen Beweis ihrer Aufrichtigkeit, Herr Verteidiger. Wenn Mr. Soames wirklich unschuldig ist, lasse ich ihn frei, aber ich erlaube nicht, daß die Autorität dieses Gerichts verhöhnt wird.«
»Euer Ehren«, sagte Fiona, aber ihre Worte gingen in Stephens lautstarken Schmähungen des Richters und seines Gerichtssaals unter. Er sagte, daß durch diese grausame Auflage die kirchliche Zeremonie unmöglich würde, die sein Mandant plane. Er klammerte sich an Strohhalme und versuchte, alles aufzufahren, um Eames von seinem Entschluß abzubringen.
»Eine zivile Zeremonie schließt eine kirchliche nicht aus«, erwiderte Eames. »Sie können immer noch in der Kirche heiraten. Das will ich nicht verhindern.«
»Euer Ehren, bitte!« rief Fiona.
»Was ist, Miss Finnegan?«
»Ich akzeptiere die Auflage. Wir beide tun es.«
Eames nickte. »Sehr gut. Ich gebe Ihnen zwei Stunden, um die nötigen Papiere zu beschaffen, während ich die Sitzung zu Ende führe. Bringen Sie den nächsten Angeklagten herein. Wie erklären Sie sich?«
Benommen vor Erschöpfung und Schock, setzte sich Fiona. Drei sensationslüsterne Reporter versuchten, sich zu ihr durchzudrängen, aber Teddy und Stephen wiesen sie ab. Ein vierter schaffte es. Es war Nellie Bly.
»Ich muß mit ihr reden, Teddy«, hörte Fiona sie sagen. »Nicht als Reporterin, als Freundin.«
»Ist schon gut, Teddy«, sagte Fiona. Er ließ sie vorbei.
Nellie setzte sich neben sie und beugte sich nahe zu ihr, damit niemand ihre Unterhaltung hören konnte. »Fiona, was machen Sie da?« fragte sie ruhig. »Will liebt Sie, das weiß ich. Das wußte ich schon vor ihm. Ich hab ihn eines Abends getroffen, als er im Union Club von ihnen geträumt hat, obwohl er’s nicht zugeben wollte. Ich hab Sie zusammen gesehen, bemerkt, wie er Sie ansieht. Warum wollen Sie ihn so verletzen?«
»Weil Nick zugrunde geht, wenn ich’s nicht tue.«
»Fiona, wir sind in Amerika. Niemand wird ihn umbringen. Er sitzt eine Weile, und schlimmstenfalls wird er abgeschoben.«
Fiona unterbrach sie. »Eine Weile sitzen?« fragte sie zornig. »Und muß Steine brechen mit einem Pickel, den er nicht mal halten kann? Oder in Ketten arbeiten, bis er umfällt?« Der bloße Gedanke, daß Nick in Ketten zu schwerer Arbeit gezwungen würde, machte sie krank vor Angst. »Er hat ein schwaches Herz, Nellie«, sagte sie und hielt ihr Schluchzen zurück. »Er kann kaum seine Bilder hochheben, geschweige denn Schaufeln mit Erde … oder einen Karren voller Steine. Er würde keine Woche überstehen …« Ihre Stimme brach ab. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Es war zuviel für sie. Nick fast zu verlieren. Und Will verloren zu haben.
»Tut mir leid, Fiona. Das wußte ich nicht. Mein Gott, was für eine Wahl Sie treffen müssen … scht, es tut mir so leid …«, tröstete Nellie sie, und als sich Fiona wieder gefaßt hatte, richtete sich Nellie auf und sah den Richter an. »Der Teufel soll Sie holen, Eames, Sie elender Mistkerl!« rief sie.
Eames hatte gerade mit einem Gefangenen gesprochen. Er hielt inne. Sein Gesicht lief tiefrot an. »Was haben Sie gesagt?« fragte er.
»Sie haben mich schon gehört! Ist das eine Gerichtsverhandlung oder die Spanische Inquisition?«
»Wie können Sie es wagen …«
»Ich sage Ihnen,
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