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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Hand stützte sie den Kopf ihres Vaters und hielt ihm mit der anderen das Glas an die Lippen.
    Kate war sofort an ihrer Seite. »Paddy?« sagte sie und versuchte, unter Tränen zu lächeln. »O Gott, Paddy …«
    »Kate …«, stieß er krächzend und vor Anstrengung schnaufend hervor. »Setz mich auf.« Der fremde, glasige Ausdruck in seinen Augen war verschwunden, er erkannte seine Familie.
    Ganz langsam und vorsichtig richteten Kate und Fiona ihn auf, hielten inne, wenn er aufschrie und stopften ihm das Kissen in den Rücken. Sein Atem ging in erschreckend kurzen Stößen, und er schloß ein paar Sekunden die Augen, bis die Stiche in seiner Brust nachließen. Dann nahm er seine letzten Kräfte zusammen und rief seine Familie zu sich.
    Er deutete auf Eileen. Constable Collins reichte sie Kate, die sie vorsichtig aufs Bett setzte. Er hielt sie fest in seinem verletzten Arm, küßte sie auf Kopf und Stirn und gab sie dann Kate zurück. Seamie, der erleichtert war, die Stimme seines Vaters zu hören, lief zu ihm hin. Fiona packte ihn am Arm und erklärte ihm mit zitternder Stimme, vorsichtig zu sein.
    »Warum?« fragte er vorwurfsvoll und riß sich los.
    »Weil Pa schlimm verletzt ist.«
    »Wo?«
    »Am Bein, Seamie.«
    Seamie sah auf den Unterleib seines Vaters. Er biß sich auf die Oberlippe, sah Fiona an und sagte: »Aber das Bein von Pa ist weg.«
    Verlegen und noch immer unter Schock stehend, antwortet Fiona dennoch liebevoll: »Ein Bein ist weg, Seamie, aber das andere tut ihm weh.«
    Seamie nickte und schlich sich leise zu seinem Vater. Er küßte ihn aufs Knie und berührte ihn mit seinen kleinen Fingerchen. »Schon besser, Pa?« fragte er.
    »Ja, Seamie«, flüsterte Paddy und griff nach seinem Sohn. Er drückte den Jungen an sich, küßte ihn auf die Wange und ließ ihn wieder los.
    Als nächstes verlangte er nach Charlie und erklärte ihm, daß er jetzt der Mann im Haus sei und auf seine Mutter und seine Geschwister aufpassen müsse.
    »Nein, Pa, du erholst dich wieder …«
    Paddy bedeutete ihm zu schweigen und bat ihn dann, aus seiner Weste, die am Fußende des Bettes über einem Stuhl hing, seine Uhr zu holen. Charlie gehorchte. Paddy erklärte ihm, daß sie einst seinem Großvater gehört habe und jetzt ihm gehöre. »Du bist ein guter Junge, Charlie. Paß auf sie auf. Gib acht auf sie.«
    Charlie nickte und wandte sich mit bebender Brust vom Bett ab.
    Paddy richtete den Blick auf Fiona, die immer noch am Bett stand, und nahm ihre Hand. Weinend sah sie auf die verschlungenen Hände hinab.
    »Fee …«
    Sie schaute ihrem Vater ins Gesicht. Sein Blick hielt den ihren fest. »Versprich mir«, sagte er erregt, »daß du an deinem Traum festhältst, ganz egal, was es kostet. Du schaffst es. Macht euren Laden auf, du und Joe, und kümmert euch nicht um die Leute, die euch sagen, ihr schafft das nicht … versprich mir das …«
    »Ich versprech’s, Pa«, antwortete Fiona und schluckte die Tränen hinunter.
    »Gutes Mädchen. Ich werd über dich wachen. Ich hab dich lieb, Fiona.«
    »Ich dich auch, Pa.«
    Dann wandte er sich Roddy zu, der seine Hand nahm. Die beiden Männer sahen sich schweigend an, sie brauchten keine Worte. Paddy ließ ihn wieder los, und Roddy trat leise beiseite. Paddys Atem ging wieder schwer. Er lag ruhig da und sagte eine Weile nichts, sondern starrte Kate nur an. Sie weinte und schaffte es nicht, den Blick zu ihm zu heben.
    Als er wieder sprechen konnte, berührten seine Finger ihr Gesicht. »Wein nicht, Schatz«, sagte er zärtlich. »Erinnerst du dich an den Tag in der Kirche vor vielen Jahren? Du warst noch ein Mädchen. So hübsch. Du warst das schönste Mädchen, das ich je gesehen hab.«
    Kate lächelte unter Tränen. »Und seitdem wünschst du dir, du hättest mich nie zu Gesicht bekommen. Ich hab dich davon abgehalten, in der Welt rumzuziehen. Nach Amerika zu gehen. Hab dich hier in London festgehalten.«
    »Du hast mein Herz gestohlen. Und nicht ein Mal hab ich’s zurückhaben wollen. Nur Glück hab ich gekannt, und das war dein Verdienst. Ich hab dich geliebt seit dem Tag in St. Patrick, und das wird immer so bleiben.« Kate senkte den Kopf und weinte.
    Erneut begann Paddy zu husten, und in seinem Mundwinkel tauchte ein Tropfen Blut auf, der über sein Kinn rann. Fiona wischte es mit dem Zipfel seines Lakens ab.
    »Kate«, sagte er jetzt flüsternd. »Hör zu … im Futter von meinem alten Koffer sind zwei Pfund. Die Arbeiter von Oliver’s werden Geld sammeln, sei nicht

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