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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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beten, zu Jesus, der Jungfrau Maria, dem heiligen Franziskus, zu jedem Heiligen, der ihr einfiel, damit er ihrem Pa half.
    Schließlich hielt der Wagen vor dem Spital an. Charlie war schon abgesprungen, bevor er zum Stehen kam. Collins hob Seamie herunter, Fiona sprang mit Eileen im Arm herab. Im nächsten Moment war Kate schon die Stufen hinaufgelaufen. Mr. Bristow rief, daß er nachkäme, sobald er den Wagen gesichert habe. Drinnen wurden sie von einer der beiden Schwestern am Empfang angehalten und gefragt, wen sie besuchen wollten.
    »Paddy Finnegan. Meinen Mann. Er hat einen Unfall gehabt …« Ihre Stimme brach ab.
    »Finnegan …«, wiederholte die Schwester und glitt mit dem Finger eine Spalte in ihrem Buch hinunter. »Der aus den Docks?«
    »Ja«, antwortete Charlie.
    »Erster Stock. Oben an der Treppe nach links. Da ist schon jemand oben. Ein Polizist. Er sagt, er sei Ihr Untermieter.«
    Kate nickte und ging zur Treppe.
    »Einen Moment«, sagte die Schwester förmlich. »Sie können da nicht raufgehen mit all den Kindern. Es ist ein Krankenzimmer …«
    »Schwester Agatha!« meldete sich eine tadelnde Stimme. »Lassen Sie Mrs. Finnegan nur gehen. Gehen Sie nur, meine Liebe. Beeilen Sie sich!«
    Kate lief zur Treppe. Fiona folgte ihr, nicht ganz so schnell wegen des Babys auf ihrem Arm. Sie war näher am Schwesternzimmer, als diese glaubten, so daß sie noch hörte, wie diese sagten: »… manchmal müssen wir aus Mitleid eine Ausnahme von den Regeln machen, Schwester Agatha … es ist das letzte Mal, daß diese Kinder Gelegenheit haben, ihren Vater zu sehen …«
    »O nein … nein!« schluchzte Fiona, und ihr Weinen hallte von der gewölbten Decke der Eingangshalle zurück. Sie reichte Eileen an Constable Collins weiter und rannte ihrer Mutter nach. Gemeinsam stießen sie Tür des Krankenzimmers auf, wo ein entsetzlicher Anblick sie erwartete.
    Paddy lag in einem Bett am vorderen Ende eines langen offenen Raums. Seine Augen waren geschlossen. Er murmelte vor sich hin und warf den Kopf von einer Seite zur anderen. Sein Atem ging flach und mühsam, und sein Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war, war mit Schweiß überströmt. Als sie näher kamen, wurde er von einem Schmerzanfall gepackt. Er wand sich und flehte darum, daß es aufhören möge. Fiona sah, daß seine Arme bis auf die Knochen wund gescheuert waren und daß dort, wo sein rechtes Bein hätte sein sollen, absolut nichts mehr war.
    Roddy saß in seiner blauen Uniform neben seinem Bett. Er drehte sich um, als er sie kommen hörte. Sein Gesicht war naß von Tränen. »O Kate …«, sagte er.
    Kate taumelte auf das Bett zu. »Paddy?« flüsterte sie. »Paddy, kannst du mich hören?«
    Er öffnete die Augen und sah sie an, erkannte sie aber nicht. Wieder wurde er von Schmerzen gepackt, und diesmal schrie er und bäumte sich auf.
    Verzweifelt legte Fiona die Hände über die Ohren. »Helft meinem Vater«, stöhnte sie. »So helft ihm doch.« Eileen schrie verängstigt in den Armen des Constables. Seamie vergrub den Kopf zwischen Charlies Beinen. Sekunden später tauchten zwei Schwestern und ein Arzt am Bett ihres Vaters auf. Während die Schwestern ihn hielten, verabreichte ihm der Arzt eine Morphiumspritze in den Arm. Nach kurzer Zeit, die wie eine Ewigkeit erschien, ließ der Schmerzanfall nach.
    »Mrs. Finnegan?« fragte der Arzt, ein großer, grauhaariger Mann.
    »Ja …«
    »Ich fürchte, ich muß Ihnen sagen … daß Ihr Mann nicht mehr lange leben wird. Bei dem Sturz wurden seine Beine zerschmettert. Wir waren gezwungen, das rechte sofort zu amputieren, sonst wäre er verblutet. Seine rechte Hüfte und vier seiner Rippen sind gebrochen.« Er hielt inne. »Außerdem hat er innere Blutungen. Wir versuchen, ihn schmerzfrei zu halten, aber er hält nicht mehr viel länger durch … es tut mir leid.«
    Kate bedeckte mit beiden Händen das Gesicht und schluchzte. Fiona trat zu ihrem Vater und nahm seine Hand. Sie war vor Schock wie benommen. Sie konnte es einfach nicht begreifen. Hatte sie sich nicht gerade erst von ihm verabschiedet, als er zur Arbeit ging? Jetzt lag er mit zerschmettertem Körper in einem Krankenhausbett. Das kann doch nicht sein, dachte sie und starrte auf seine Hand, die sich gegen die ihre so groß ausnahm. Das ist doch nicht möglich …
    »Fee …«
    »Pa! Was ist?«
    Er schluckte. »Wasser.«
    Sie nahm schnell einen Krug vom Nachttisch eines anderen Patienten. »Ma! Ma!« rief sie und goß etwas Wasser ein. Mit einer

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