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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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willkommener Anlaß, sich lästiger Zeugen zu entledigen«, gab Gernot zurück. »Zeugen für etwas, das vor allem einem Mann sehr peinlich sein muß, der ein Keuschheitsgelübde abgelegt hat.« Jeromé erbleichte. »Das ist genug. Ihr werdet mir für diese ungeheuerliche Unterstellung Genugtuung gewähren, hier und jetzt!« Er zog sein Schwert.
    Auch Gernot und Otto sprangen fast im gleichen Moment auf und zogen ihre Schwerter, und für einen Augenblick schien ein Kampf unvermeidlich. Jeromé trat drohend auf die beiden Männer zu, und Otto nahm breitbeinig und mit grimmiger Miene Aufstellung zwischen ihm und seinem Schützling.
    »Jeromé! Gernot!« Abbé sprang auf und machte eine herrische Geste. »Ich befehle euch aufzuhören!«
    Jeromé senkte zögernd sein Schwert. Er stand noch für einen kurzen Moment in vorgebeugter, aggressiver Haltung da, dann drehte er sich mit einem Ruck herum und nahm neben Abbés Stuhl Aufstellung. Er setzte sich weder noch steckte er seine Waffe ein.
    »Sprechen wir offen, Gunthar«, sagte Abbé. Jede Spur von Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. »Bezichtigt Ihr mich, dieser Tempelritter gewesen zu sein?«
    »Wart Ihr es denn?« fragte Gunthar.
    »Nein«, antwortete Abbé. »Ich schwöre im Angesicht Gottes, daß ich hier und jetzt das erste Mal von dieser Geschichte höre. Und ich habe auch nicht gewußt, daß Jan gewaltsam ums Leben gekommen ist. Man hat mir erzählt, er wäre am Fieber gestorben.«
    »Man?«
    »Niemand von uns«, beharrte Abbé. »Das muß Euch genügen.«
    »Aber das tut es nicht«, antwortete Gunthar. »Ihr habt es selbst gesagt: Es gibt im Umkreis vieler Tagesreisen nur diese eine Komturei. Ich glaube Eurem Wort, Abbé, wenn Ihr sagt, daß Ihr nichts davon wußtet. Aber ich glaube ebenso, daß der Mörder meines Sohnes in diesen Mauern lebt - und daß Ihr wißt, um wen es sich handelt. Ich verlange seine Auslieferung.«
    »Wozu?« fragte Jeromé. »Wir unterstehen nur Gottes Urteil. Eure weltliche Gerechtigkeit gilt in diesen Mauern nicht.«
    »Dann werden wir sie wohl niederreißen müssen, diese Mauern«, sagte Gernot.
    »Ich verlange Gerechtigkeit«, sagte Gunthar noch einmal, ohne Jeromé anzusehen und weiter direkt an Abbé gewandt. »Und wenn Ihr wirklich der Mann seid, für den ich Euch halte, Abbé, dann werdet Ihr sie mir gewähren. Und wenn nicht, dann muß ich sie mir selber nehmen.« Er hob die Stimme. »Ihr werdet mir Gundolfs Mörder ausliefern. Oder ich schwöre bei der Seele meines toten Sohnes, daß ich morgen bei Sonnenaufgang mit einem Heer zurückkommen und diese Komturei dem Erdboden gleichmachen werde!«
    »Mit was für einem Heer?« fragte Jeromé höhnisch. »Ihr habt keines.« Gunthar schwieg. Er starrte Abbé an.
    »Für diese Drohung allein könnte ich Euch hinrichten lassen«, sagte Abbé leise. Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich gebe Euch mein Ehrenwort, daß weder ich noch einer meiner Brüder etwas mit dem Überfall auf das Dorf zu tun haben - und schon gar nicht mit dem Tod Eures Sohnes!«
    »Ihr habt Zeit bis morgen früh«, sagte Gunthar. »Bis dahin verlange ich die Auslieferung des Mörders, oder die Waffen werden sprechen.« Er wollte sich herumdrehen und gehen, aber zur allgemeinen Überraschung rief ausgerechnet Jeromé ihn noch einmal zurück.
    »Auf ein Wort, Freiherr!«
    Gunthar blieb stehen und sah den Tempelritter stirnrunzelnd an. »Wir haben uns Eure Geschichte geduldig angehört«, sagte Jeromé. »Aber sie scheint mir… noch nicht ganz zu Ende erzählt zu sein.« Gunthars Stirnrunzeln vertiefte sich. Er sagte immer noch nichts. »Ihr sagtet, die Tempelritter hätten acht Männer und Frauen aus dem Dorf erschlagen?«
    »Und viele andere verletzt«, bestätigte Gernot, ehe sein Vater antworten konnte.
    »Und das ist alles?« fragte Jeromé. »Ich meine: Es wurde niemand … verschleppt?«
    Robins Herz machte einen erschrockenen Sprung in ihrer Brust, und auf Gernots Gesicht erschien ein Ausdruck, der zwischen Bestürzung und unterdrücktem Schrecken schwankte. »Verschleppt?« wiederholte er zögernd.
    Jeromé wandte sich mit einem zugleich fragenden wie herausfordernden Blick an Hark. Nach kurzem Zögern nickte der Bauer.
    »Ein Mädchen«, sagte er achselzuckend. »Ihre Mutter wurde bei dem Überfall getötet.«
    »Und sie selbst?« hakte Jeromé nach. Robins Herz begann zu klopfen. Was hatte der Tempelritter vor?
    »Sie war noch am Leben«, sagte Hark achselzuckend. »Ich habe sie gesehen.

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