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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich gegenseitig in kleine Stücke hacken.«
    Sie nickte. Zumindest einmal waren die beiden Tempelritter ernsthaft aufeinander losgegangen, und sie hatte schließlich mit eigenen Augen gesehen, welch furchtbaren Schaden schon ein einziger Hieb eines der mächtigen Breitschwerter anrichten konnte; von der noch viel furchtbareren Waffe der Templer, dem Morgenstern, ganz zu schweigen. »Gönnen würde ich es ihm fast«, sagte Salim. Robin sah ihn fragend an, und Salim griff wie selbstverständlich nach ihrer Hand und verschränkte ihre Finger mit den seinen. Er hatte das noch nie getan. Da er praktisch nicht von ihrer Seite wich, blieb es nicht aus, daß sie sich manchmal berührten, aber diese kleine Geste jetzt war irgendwie … anders. Robin erschauerte leicht.
    »Jeromé«, fuhr Salim fort. »Abbé sollte ihm den Schädel einschlagen - oder ihn wenigstens windelweich prügeln, diesen dreimal vermaledeiten Dummkopf.«
    Robins Blick wurde noch fragender. Mit der freien Hand signalisierte sie ihm in ihrer gemeinsamen Zeichensprache ein Warum?
    Diesmal zögerte der Tuareg zu antworten. Bevor er es tat, warf er einen langen, prüfenden Blick auf den Hof hinab - beinahe als furchte er, daß die kämpfenden Tempelritter dort unten seine Worte hören könnten. »Ich glaube, dir ist gar nicht klar, was dieser Narr getan hat«, sagte er schließlich. »Wenn es sich wirklich so verhält, wie es den Anschein hat, dann bleibt Gernot von Elmstatt und seinem Bluthund Otto gar keine andere Wahl, als dich zu töten - bevor du die Sprache zurückerlangst. Abbé hat mir strengstens verboten, mit dir darüber zu sprechen, aber verdammt noch mal, ich bin es dir einfach schuldig.«
    Er sagte ihr absolut nichts Neues. Hätte sie es nicht ohnehin gewußt, dann hätte sie dieselben Worte vor drei Tagen in Ottos Augen gelesen. Elmstatts Waffenmeister konnte sie nicht am Leben lassen - nicht mit dem, was sie gehört und vor allem gesehen hatte. Sie machte sich über diesen Umstand im Moment allerdings keine allzu großen Sorgen. Solange sie sich in der Komturei befand, war sie in Sicherheit. Und danach… Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende. In den letzten Tagen war so viel Neues und zum größten Teil Schlimmes über ihr Leben hereingebrochen, daß sie es aufgegeben hatte, über die Zukunft nachdenken zu wollen. Es war müßig.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte Salim: »Hab keine Angst. Solange du hier bist, kann dir nichts geschehen. Nicht einmal Otto ist verrückt genug, einen Angriff auf eine Komturei zu wagen.« Seine Stimme wurde leiser. »Solange du hier bist.«
    Solange ich hier bin?
    »Nicht alle sind begeistert von deiner Anwesenheit«, beantwortete Salim die unausgesprochene Frage, die er wohl in ihren Augen gelesen hatte. »Ginge es nach Xavier und Heinrich, dann hätten wir dich schon vor drei Tagen fortgebracht. Es gibt ein Kloster, nur einen halben Tagesritt von hier entfernt, in dem sich fromme Männer um die Kranken und Verwundeten kümmern. Einige hier sind der Meinung, daß du dort besser aufgehoben wärst.« Er drückte ihre Finger und lächelte aufmunternd. »Keine Angst. Ich lasse nicht zu, daß sie dich wegschicken.« Wie wollte er es verhindern? dachte Robin. Salim war hier im Grunde weniger als sie - ein Sklave, dem Bruder Abbé aus einer Laune heraus ein gewisses Maß an Freiheit gestattete, dessen Meinung aber gar nichts zählte. Aber sie spürte die gute Absicht hinter seinen Worten. Es tat wohl, jemanden in ihrer Nähe zu wissen, der es ganz uneigennützig einfach gut mit ihr meinte.
    »Außerdem kann ich dich gar nicht gehen lassen«, fuhr Salim fort. »Nicht, bevor du mir nicht zurückgegeben hast, was mir gehört.« Es war nicht das erste Mal, daß er das sagte, und Robin wußte auch, daß sie sich jede entsprechende Frage sparen konnte - er würde ihr auch diesmal nicht erklären, was er damit meinte. Sie schnitt ihm eine Grimasse, auf die Salim mit einem übertrieben gespielten zornigen Blick reagierte. Dann lachte er, schüttelte den Kopf und sah demonstrativ wieder auf den Hof hinab.
    Etwas dort unten hatte sich geändert. Abbé und die anderen Tempelritter hatten aufgehört, ihre Waffen miteinander zu kreuzen, und versammelten sich zu einem lockeren Halbkreis, um einen Mann in einer grauen Kutte zu empfangen, der im Laufschritt über den Hof herankam. Robin warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und sah dann zum Tor hin. Jemand kam. Und er brachte keine guten Nachrichten.
    »Das ist Helge«,

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