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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Untergang zu schicken, wenn es eine Schlacht zu schlagen galt. Aber eines war er gewiß nicht: ein heinitückischer Mörder.
    »Und trotzdem ist es meine Schuld«, sagte Abbé leise. »Vielleicht ist alles nur eine Intrige Gernots, auch wenn ich ihren Grund noch nicht verstehe, aber ich war es, der ihm den Grund dafür geliefert hat. Nichts von alledem wäre geschehen, wäre ich nicht gewesen.« Er stand auf, trat ans Fenster und sah eine geraume Weile aus blicklosen Augen hinaus, ehe er noch leiser fortfuhr. Robin begriff, daß die Worte längst nicht mehr ihr galten. »Womöglich ist alles, was geschehen ist und noch geschehen wird, Gottes Strafe für meine Verfehlung. Ich habe gesündigt. Ich habe mein Gelübde gebrochen und mich der Fleischeslust hingegeben, und vielleicht bestraft Gott mich, indem er diese furchtbare Schuld auf meine Seele lädt.«
    Robin war… fassungslos - zumal sie spürte, daß Abbé jedes einzelne Wort, das er sprach, ganz genauso meinte. Aber sie weigerte sich einfach, an einen Gott zu glauben, der so grausam war, mehr als vierzig Leben auszulöschen, um einen einzelnen Sünder zu bestrafen. Aber es gab noch eine Frage, die sie stellen mußte. »Warum… habt Ihr das… gesagt?« flüsterte sie.
    Abbé wußte sofort, was sie meinte. Wahrscheinlich hatte er die Frage erwartet. »In jener Nacht, als ich gedroht habe, deine Mutter und alle deine Freunde zu töten, wenn du mich verrätst?« Er schüttelte den Kopf und starrte weiter aus dem Fenster. »Weil ich ein alter Narr bin, deshalb. Weil ich überheblich und eingebildet genug war, mir einzureden, daß es die bequemste Lösung wäre. Weil ich dachte, ich könnte es mir leicht machen und mein Geheimnis wahren, indem ich einem dummen kleinen Bauernmädchen angst machte. Ich kann dich nur bitten, mir zu vergeben. Wirst du das?«
    Am Anfang begriff Robin gar nicht, was er von ihr wollte - aber dann wurde es ihr schlagartig klar. Es war der Grund, aus dem er sie überhaupt hatte kommen lassen.
    Er wollte, daß sie ihm die Absolution erteilte.
    Doch wie konnte sie das?
    »Du vergibst mir also nicht«, murmelte Abbé, nachdem eine Weile Schweigen zwischen ihnen geherrscht hatte. Er drehte sich vom Fenster weg und sah sie an. Sie war nicht ganz sicher, denn die Sonne stand fast genau hinter ihm und blendete sie - aber waren das Tränen in seinen Augen?
    »Ich … vergebe Euch«, sagte sie mühsam. Sie kam sich fast lächerlich vor, bei diesen Worten. Sie war ein halbes Kind, das nicht einmal ganz sicher war, ob es wirklich an Gott glaubte, und er ein heiliger Mann. Aber sie bekräftigte ihre Worte nun noch einmal mit einem Nicken. Sie verzieh eine Sünde, die in ihren Augen keine war, mit einer Lüge. Vielleicht war das sogar etwas, was Abbés verquerer Auffassung von göttlicher Gerechtigkeit nahe kam.
    »Ich danke dir«, sagte Abbé. »Und nun wird es Zeit für dich, zu gehen.« Robin schüttelte den Kopf.
    »Nein?«
    »Ich … bleibe… hier«, stieß sie mühsam hervor.
    »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    Die ehrliche Antwort auf diese Frage wäre nein gewesen. Aber wohin sollte sie gehen? Ihre Heimat war zerstört. Jeder Mensch, den sie gekannt und geliebt hatte, war tot, und der einzige Mensch, der ihr überhaupt noch etwas bedeutete, war hier, in diesen Mauern. Möglicherweise stimmten Abbés düstere Befürchtungen und sie würden dem Ansturm von Gunthars Männern nicht standhalten. Aber sie hatte den Ausdruck in Ottos Augen nicht vergessen. Dieser Mann würde nicht eher ruhen, bis er sie gefunden und getötet hatte, und wenn sie bis ans Ende der Welt vor ihm davonlief.
    »Ich bleibe«, flüsterte sie.
    »Dann soll es so sein«, antwortete Abbé. Er hätte niemals gewagt, es auszusprechen, aber sie spürte, daß er diese Entscheidung erhofft hatte. Egal, was er gesagt hatte, und ganz gleich, was er ihr schuldig zu sein glaubte - sie war vielleicht alles, was zwischen ihm und dem sicheren Tod stand.
    »Geh jetzt zurück in den Turm«, sagte Abbé. »Es ist das sicherste Gebäude hier. Ich werde Salim beauftragen, dich zu beschützen, aber mich mußt du jetzt entschuldigen. Ich muß die Verteidigung vorbereiten.«
KAPITEL 19
    Sie ging nicht in ihre Kammer im Turm zurück, sondern machte sich auf die Suche nach Salim, und sie fand den Tuareg genau dort, wo sie ihn vermutet hatte: am Tor, wo er die Vorbereitung der Verteidigung überwachte.
    Der Tuareg hatte sich verändert. Er trug noch immer seinen blauschwarzen Mantel, hatte aber

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