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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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Margaret Thatcher …«
    Um einer ausführlichen politischen Tirade zuvorzukommen, nahm ihn Gershom beim Arm und platzierte ihn am Fuße eines riesigen Bücherschranks. Dabei legte er den Finger an seine Lippen.
    »Das hat mit Politik nichts zu tun, Mihret. Warte ab, bis alle da sind, dann wird Mariyam es euch erklären.«
    Bald traf einer nach dem anderen ein. Der Nächste war Wendimu Brehan, ein Schmied. Er war der Stärkste der Truppe, mit Armmuskeln wie Stahlbänder. Voller Schwung trat er ein und begrüßte Gershom und Mihret. Gershom stellte ihn Mariyam und Conor vor. All das lief auf Amharisch ab, so dass Conor sich etwas ausgeschlossen fühlte, weil er zu der Kommunikation nichts beitragen konnte. Gebre Hana Tesfaye brachte ein fünfjähriges Mädchen, seine Tochter Rahel, mit. Ihr Unterricht war gerade zu Ende, und erhatte sie von der Schule abgeholt. Er selbst war Lehrer an einer Highschool, ein Kahlkopf mit hoher, gewölbter Stirn. Wie aufmerksam er mit dem Kind umging, war rührend. Gershom hatte ihnen zuvor erzählt, Gebre Hanas Frau sei ein Jahr zuvor gestorben. Seine Intelligenz und seinen Scharfblick sollte Mariyam bald schätzen lernen. Mechela Gojjam war Musiker; er spielte in den größeren Hotels der Stadt. Er trug als Einziger einen europäischen Anzug, weil er nach dem Treffen sofort zu einem Auftritt ins Ghion musste. Er hat freundliche Augen, dachte Mariyam bei sich, und schlechte Zähne. Wenn er lächelte, und das tat er oft, erinnerte sein Gebiss an alte Grabsteine, fleckig und schief. Nach ihm kamen Bedilu Guma und Desta Afework. Beide waren Geschäftsleute, der eine mit Kaffeehandel, der andere mit Tourismus beschäftigt. Sie waren schon vor der Revolution enge Freunde gewesen. Wer sie nicht kannte, konnte sie für Zwillinge oder zumindest für Brüder halten. Guma hatte in seiner Jugend an einem Trachom gelitten und sah nur noch auf einem Auge. Afework neckte ihn deswegen ab und zu. Laut Gershom ging das schon seit über vierzig Jahren so.
    Als sich alle versammelt hatten und jeder mit Kaffee und Kuchen, gespendet von Guma und Afework, versorgt war, erhob sich Mariyam und nahm das Wort. Sie sprach eine ganze Stunde lang, ließ nichts weg, begann in Cambridge und endete mit den letzten Tagen. Sie schilderte die Ereignisse, die sie gesehen und erlebt hatte, in sorgfältig abgewogenen Worten, und durch das Bild, das sie zeichnete, zog sich von Anfang bis Ende eine Blutspur. Die Bundeslade war in Blut gebadet, als hätte ein Priester zu ihren Füßen ein Opfer dargebracht und das Blut hätte den Altar bespritzt. Wie geschrieben steht: Und soll seinen Finger in das Blut tauchen und damit siebenmal sprengen vor dem Herrn, vor dem Vorhang imHeiligen. 9 Die Opfer waren aber kein Lamm und keine weiße Taube gewesen, sondern Menschen, Dutzende Menschen.
    Die Zuhörer ließen kaum erkennen, wie sie Mariyams Bericht aufnahmen, aber die Spannung war mit Händen zu greifen und wuchs, je länger sie sprach. Sie hatte sie wütend gemacht und in ihnen den Wunsch nach Vergeltung geweckt.
    Als sie endete, herrschte tiefes Schweigen. Sie schaute sich im Raum um und sah in aller Augen nur Mitgefühl.
    Nun nahm Gershom das Wort.
    »Ich glaube, ihr könnt euch alle denken, weshalb ich euch heute zusammengerufen habe. Wir müssen die Bundeslade aus den Händen der Männer retten, die sie entführt haben. Und wir müssen sie zwingen, zu erklären, wieso sie planen können, den Tempelberg zu ›säubern‹, denn das würde einen Krieg auslösen, ganz gleich, was mit der Bundeslade geschieht. Stimmt jemand von euch mit meiner Annahme nicht überein, dass sich die Bundeslade auf Tana Kirkos befindet?«
    Keiner sagte ein Wort.
    »Sehr gut. Hier stehen wir vor dem ersten Dilemma: Wenn wir rasch dorthin gelangen wollen, müssen wir bis Bahir Dar fliegen. Mit unseren Waffen lässt man uns aber nicht an Bord, und ohne die geht es nicht.«
    »Dann fahren wir eben mit dem Auto«, sagte Mechela Gojjam mit seiner angenehmen Stimme. Später erfuhr Mariyam, dass er Kontrabass spielte und ein großer Fan des israelischen Bassisten Avishai Cohen war. Er hatte sogar einen Fanklub gegründet und für diesen eine Website eingerichtet.
    »Und wir fahren bei Nacht«, fügte er hinzu. »Heute Nacht.«
    »Moment mal«, ließ sich da Mariyam hören. »Wollen Sienicht wenigstens abstimmen lassen, damit wir sehen, wer mitkommt und wer nicht?«
    Alle schwiegen betreten und starrten sie fassungslos an.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«,

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