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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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riss seine Augen weit auf und blickte sie an, als wolle er ihr in die Seele schauen. Sie glaubte schon, er werde im selben Stil weitersprechen, stattdessen goss er sich frischen Tee ein und füllte auch ihre Tassen neu. Er nahm einen Schluck und reichte noch einmal das Gebäck herum.
    »Macht nicht so trübe Gesichter«, sagte er dann. »Trinkt euren Tee und esst ein paar Süßigkeiten. Wenn wir etwas in dieser Welt finden, das uns Freude macht, dann sollten wir es genießen. Im Konzentrationslager von Theresienstadt haben sie musiziert, gemalt und getanzt. Der Tod war immer ganz nah, aber sie haben sich die Freude nicht rauben lassen. Darauf hatten sie ein Recht. Und wenn sie auch gestorben sind, hat ihnen die Musik, die Augenblicke der Freude niemand nehmen können. Der Tee ist süß und die Plätzchen sind süß. Den Geschmack werdet ihr den ganzen Tag auf der Zunge tragen. Darin liegt ein Segen.«
    Er nahm einen großen Schluck von dem heißen Tee und biss kräftig von dem Kuchen ab. Dann blickte er Mariyam lächelnd an.
    »Du hast mir deinen Freund noch nicht vorgestellt, jedenfalls nicht richtig.«
    »Wissen musst du jetzt nur, dass wir ineinander verliebt sind. Im Moment gibt es wichtigere Dinge zu besprechen.«
    Gershom stand auf und trat an einen Stapel in Leder gebundener Bücher heran. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und nahm eines von ganz oben herunter. Als er versuchte, eines aus der Mitte herauszuziehen, fiel der ganze Stapel prompt um und wirbelte eine mächtige Staubwolke auf, die mehrere Minuten lang im Raum stand. Mit den beiden Bänden setzte er sich wieder, las ein wenig darin und legte sie dann beiseite.
    »Viele Juden möchten den Tempel wieder aufbauen, aberdas ist Wunschdenken. Es gibt keinen Plan, die Moscheen zu beseitigen. Selbst wenn jemand im Besitz der Bundeslade wäre, würde er damit ignorieren, was ein dritter Tempel auf dem Berg bedeutete. Nicht nur für die Juden, sondern auch für Heiden wie ihr. Ihr habt vollkommen recht: die Folgen wären verheerend.«
    »Wie verheerend?«
    »Es gäbe einen Weltkrieg. Iran würde das zum Vorwand nehmen, um Israel zu vernichten. Die Israelis würden zurückschlagen oder vielleicht sogar als Erste angreifen. Pakistan könnte die Gelegenheit nutzen, um Indien mit Atombomben zu belegen, das daraufhin seine eigenen einsetzen würde. In Kasachstan lagern nach wie vor 1400 Atomwaffen, seit es sich von der Sowjetunion getrennt hat. Es könnte in den Konflikt gegen Israel oder Indien eingreifen. Dieser würde weitere Länder erfassen und wäre dann ein wahrhaft globaler Krieg. Wir sollten alle beten, dass das nicht passiert. Zugleich müssen wir Schritte dagegen unternehmen. Gott hat den Holocaust zugelassen. Sechs Millionen Angehörige seines auserwählten Volkes sind gestorben. Er handelt nicht immer vorsichtig. Er kann sein Gesicht auch abwenden und uns freie Hand lassen. Vielleicht hat er bessere Verwendung für seine Zeit, als ständig auf uns aufzupassen. Solange ich zu ihm bete, hat er mich noch nie erhört, nicht ein einziges Mal. Trotzdem bete ich weiter. Warum wohl, was meint ihr?«
    Er hielt inne. Mariyam fragte sich, was für eine Art heiliger Mann er wohl sei, wenn er so große Zweifel hegte.
    »Aber ich will euch nicht mit meinen Gedanken über Gott belästigen«, fuhr er fort. »Richten wir unseren Blick auf die Fragen, die uns jetzt bewegen. Wenn ihr recht habt, dann gibt es eine Gruppe von Leuten, ob mächtig oder nicht, die glauben, sie hätten die Bundeslade in ihrer Gewalt, und dassei ihr gutes Recht. Diese Gruppe kann wahnsinnig genug sein, um den Versuch zu wagen, die Bundeslade auf den Tempelberg zu schaffen. Bevor sie das tut, hat sie zweifellos vor, das Heiligtum zu nutzen, um Unterstützung für die Beseitigung des Felsendomes und der Al-Aksa-Moschee zu erhalten und Spenden für den Bau eines dritten Tempels zu sammeln. Ist das vorstellbar?«
    Beide nickten.
    »Und ihr wollt die Bundeslade finden. Habt ihr irgendeine Idee, wohin diese Leute sie gebracht haben könnten?«
    Conor fiel etwas ein, das Ferry erwähnt hatte.
    »Sie ist auf dem Lago«, hat er gesagt. »Dort, wo sie hingehört.«
    Gershom runzelte die Brauen.
    »Auf dem Lago? Was soll das bedeuten? Ist das irgendwo in Äthiopien?«
    »Ich denke, ja.«
    Gershom überlegte weiter, stand plötzlich auf und trat an eine seiner Bücherwände heran. Lange suchte er zwischen den vielen Buchrücken. Conor wollte das Gespräch fortsetzen, aber Gershom hörte nicht hin.

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