Die Templerverschwoerung
zum Scherzen zumute«, sagte sie. Plötzlich bekam sie große Augen. Konnte das Ganze damit zu tun haben, dass ein Fanatiker nach der Bundeslade suchte? Einer, der wahnsinnig genug war, dafür zu töten?
»Das müssen Sie mir erklären.«
Sie holte tief Luft. Er hatte ein angenehmes Gesicht und schien sensibel zu sein. Sie wollte tun, was sie konnte, um ihm zu helfen.
»Es wäre möglich, dass jemand nach der Bundeslade sucht. Vielleicht mehr als einer. Dieses Heiligtum ist für Äthiopien enorm wichtig. Man könnte sagen, es ist das Symbol unseres Landes. Vielleicht erinnern Sie sich, dass die Lade zu Moses’ Zeit als ein transportables Behältnis für die Gesetzestafeln gebaut wurde, die Moses von Gott erhielt. Viele Jahre später errichtete König Salomo für die Bundeslade und die Tafeln in Jerusalem einen großen Tempel. Als die Babylonier 586 v. Chr. das Königreich Juda eroberten und die jüdische Bevölkerung vertrieben, zerstörten sie den Tempel, und die Bundeslade verschwand. Ihr Schicksal liegt im Dunkeln. Allerdings soll sie in Äthiopien sein, wie behauptet wird, wo die Kirche sie in Axum in einer Kapelle aufbewahrt. Aber niemand hat sie je zu Gesicht bekommen.«
»Was meinen Sie? Kann sie dort sein? Will sie jemand rauben? Wenn ja, warum sind diese Leute dann nicht einfach nach Axum gezogen und haben sie sich geholt? Wer sieben Studenten und ihren Professor niedermetzelt und anschließend auch noch einen Polizisten erschießt, der zögert doch nicht, ein paar Kirchenleute über die Klinge springen zu lassen.«
»Natürlich nicht«, sagte sie. »Aber diese Leute wissen, dass die Bundeslade nicht in Axum ist, oder sie werden es wissen, wenn sie das Matshafa gelesen haben. Darin heißt es nämlich,dass sie sich nicht in Axum befindet, sondern in einem Kloster im Simien-Gebirge. Der Bibliothekar dieses Klosters hat mir die Handschrift geschickt.«
»Und Sie meinen, die Killer sind jetzt dorthin unterwegs?«
»Das ist sehr gut möglich.«
»Können wir dann nicht einfach ein paar äthiopische Polizisten zu dem Kloster beordern, nach … wie hieß das noch mal?«
»Washa Meskel.«
»Washa, richtig. Die legen sich dort auf die Lauer und erwischen unsere Mörder, wenn sie nur einen Fuß über die Schwelle setzen.«
Mariyam war völlig erschöpft. Fehlender Schlaf und die Spannung, die sich nicht lösen wollte, hatten ihrem Körper alle Kraft geraubt.
»Das ist nicht so einfach«, sagte sie. »Niemand weiß, wo Washa Meskel liegt. Der Mönch, der mir das Matshafa geschickt hat, ist meilenweit zu Fuß gegangen, bis er einen Bus nach Addis Abeba erreichte. Ich habe mich umgehört. Das Kloster ist auf keiner Karte zu finden. Selbst Historiker, mit denen ich gesprochen habe, hatten noch nie von ihm gehört. Es ist durchaus möglich, dass der Name falsch ist, um den wahren Ort nicht preiszugeben.«
»Aber wenn man das Kloster nicht finden kann, was um Himmels willen ist dann der Grund für diese Morde? Warum nehmen diese Leute so viel auf sich, um die Handschrift und alle Fotokopien an sich zu bringen?«
Mariyam spürte, dass die Schwere dieser Sache sich wie ein Fels auf sie legte, der sie am Ende erdrücken konnte.
»Das Matshafa enthält eine ausführliche Beschreibung des Klosters, wie es gebaut wurde, wer es errichtet hat, wo es sich befindet, wie man dorthin kommt und woran man es erkennt.Deshalb wollen die Täter unbedingt das Buch und alle Kopien. Um zu verhindern, dass andere eine Expedition dorthin auf den Weg bringen.«
Langsam dämmerte Conor, worauf er sich da einließ.
»Aber wie haben diese Leute von dem Buch erfahren? Woher wussten sie von Ihnen und dem Professor? Kann der Mönch, der Ihnen die Handschrift geschickt hat, es ihnen gesagt haben?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe das Matshafa gegenüber mehreren Kollegen erwähnt, einem im holländischen Leiden und einem in den USA. Außerdem habe ich eine Kopie an Jean-Luc Belvaux in Paris geschickt. O Gott, Sie glauben doch nicht …?«
»Wenn Sie mir die Daten Ihrer Kollegen sagen, dann lasse ich das sofort überprüfen.«
Er wollte gehen. Der Arzt ließ sich wieder sehen.
»Mariyam«, sagte Conor. »Bevor ich mich verabschiede, will ich Ihnen noch etwas zeigen. Kennen Sie das?«
Er griff in die Tasche und holte einen kleinen Gegenstand hervor – eine fein gearbeitete Bronzeplakette mit einer blanken Silberscheibe in der Mitte, die ein rotes Kreuz trug. Die Enden des Kreuzes verbreiterten sich, bis sie an den Rand der
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