Die Templerverschwoerung
Silberscheibe stießen. Die Rückseite der Plakette war flach und aus Bronze, darauf eine feine Gravur, die zwei mittelalterliche Ritter in eherner Rüstung hoch zu Ross zeigte. Sie trugen Helme und waren mit Schwert und Schild bewaffnet.
Sie nahm die Plakette in die Hand und betrachtete sie verwundert. Das Ding kam ihr bekannt vor, sie selbst hatte aber nie etwas Derartiges besessen. Es konnte aus dem Mittelalter stammen, aber sicher war sie sich nicht. Die Ziselierung auf Vorder- und Rückseite war feinste Arbeit.
Sie gab ihm die Plakette zurück.
»Mir gehört sie nicht. Warum fragen Sie?«
»Sie wurde im Hause Ihrer Freundin gefunden. Sie lag neben Ihrer Aktentasche.«
»Vielleicht ist es ihre.«
Eigentlich glaubte Mariyam nicht, dass Abebe so etwas besaß, aber sie konnte sie ja in einem Antiquitätenladen gekauft haben.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich habe sie bereits gefragt. Sie hat das Ding noch nie gesehen. Sie wollte, dass Sie wieder zu ihr kommen, wenn Sie hier entlassen werden. Aber ich habe ihr erklärt, dass wir Sie an einem sicheren Ort unterbringen werden. Ich fürchte, Ihre Freundin wird Sie dort nicht besuchen können. Hat die Plakette vielleicht etwas mit Äthiopien zu tun? Kann sie in irgendeinem Zusammenhang zu den Morden stehen? Wenn Ihre Freundin sie nicht kennt und auch Sie sie noch nie gesehen haben, dann kann sie eigentlich nur einem der Männer gehört haben, die letzte Nacht in das Haus eingedrungen sind, Ihre Aktentasche geöffnet und die Handschrift mitgenommen haben.«
»Lassen Sie mich das Ding noch einmal anschauen.«
Er gab es ihr, und sie betrachtete es sehr gründlich von beiden Seiten.
»Bei mir klingelt es«, sagte sie dann, »aber nur sehr schwach. Ich glaube nicht, dass die Plakette etwas mit Äthiopien zu tun hat, zumindest nicht direkt. Sie wirkt eher wie etwas aus den Kreuzzügen, meinen Sie nicht? Dieses rote Kreuz haben doch die Ritter vorn auf ihrem Brustpanzer getragen.«
Jetzt kam ihr die Erleuchtung. Rasch drehte sie die Plakette um und betrachtete eingehend das Bild der beiden Ritter auf den Pferden.
»Natürlich«, fuhr sie fort. »Jetzt weiß ich, was das ist. Es muss das Wappen der Templer sein, der Tempelritter.«
Er schaute sie verständnislos an.
»Sie müssen mir schon verzeihen«, sagte er, »ich bin nur ein kleines Licht aus Dublin. Bitte reden Sie so mit mir, dass ich es auch verstehe.«
»Sagen Sie nicht, Sie hätten noch nie von den Tempelrittern gehört«, gab sie zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. »Auf was für eine Schule haben Ihre Eltern Sie denn geschickt? Die Templer waren ein religiöser Orden der Kreuzritter. Auf ihrem Höhepunkt sind sie die mächtigste religiöse Gruppe der Christenheit gewesen, vielleicht auch die politisch stärkste. Sie waren sehr reich, hatten große militärische Macht, besaßen Burgen, Kapitelhäuser und Kirchen überall in Europa und im Heiligen Land.«
Sie ließ die Plakette auf das Bett fallen und presste die rechte Hand auf den Mund.
»Was ist?«
Sie brauchte Zeit, bis sie wieder sprechen konnte. Das Krankenhaus schien weit fort, und eine große Stille rauschte in ihren Ohren. Sie hielt den Atem an und blickte ihm gerade ins Gesicht.
»O Gott. Kann mir jemand sagen, was hier abläuft? Die Kirche. Die Rundkirche. Sie ist eine Gründung der Tempelritter. Eine der wenigen, die es in England noch gibt.«
Er griff nach dem runden Ding, aber sie fuhr in ihrer Aufregung herum, und es fiel vom Bett herunter. Er hob es auf und schaute es noch einmal an. Zwei Ritter hoch zu Ross. Ein Kreuz in der Farbe des Blutes. Und irgendwo eine Lade mit goldenen Cherubim.
14. KAPITEL
Conor blieb bis spätabends in seinem Büro. Er las etwas über die Tempelritter, gab es aber irgendwann erschöpft auf. Er fand nicht den geringsten Zusammenhang zu Äthiopien, wenn auch klar wurde, dass die Templer nach Jerusalem gezogen waren, um die Bundeslade an sich zu bringen. Dann rief er in den USA an, um dort den Professor in Chicago zu sprechen, der eine Kopie des Matshafa erhalten hatte. Der Mann lebte und war wohlauf. Bislang hatte er nichts Beunruhigendes bemerkt, weder zu Hause noch auf seiner Arbeitsstelle. Conor bat ihn, vorsichtig zu sein, und versprach, der Polizei in Chicago mitzuteilen, was in Cambridge passiert war. Dann wählte er auch die Nummer in Leiden, aber dort nahm niemand ab. Das war kein Grund zur Panik, denn schließlich konnte Mariyams Kollege Aaldert Klaassen an diesem Abend ausgegangen sein.
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