Die Templerverschwoerung
Akzent. »Unsere Leute sind in Äthiopien eingetroffen und ziehen nach den Hinweisen aus dem Buch bereits nach Norden. Aber inzwischen hat sich Weiteres ergeben. Ein britischer Polizist wurde ins Land geschickt, um unser Team aufzuspüren. Er ist bereits in Addis Abeba und wird von der Äthiopierin Mariyam Filimon begleitet, der das Matshafa als Erster zugespielt wurde. Es ist durchaus möglich, dass sie eine Kopie mit sich führt. Sie könnte sie zusammen mit den anderen angefertigt haben. Auf jeden Fall ist sie gefährlich. Selbst wenn sie keine Kopie besitzt, hat sie das Matshafa gelesen und wird sich an einiges daraus erinnern. Wir müssen sie und den Polizisten beseitigen. Dann ist da noch das Problem des Mönchs aus Washa Meskel. Man hat zuletzt in Addis Abeba von ihm gehört, und ich denke, er ist dort geblieben, um Filimons Antwort abzuwarten. Wir wissen, dass er in der Stadt ein Postschließfach hat. Es ist in seinem Brief an Filimon erwähnt. Unsere Leute in Cambridge haben ihn in ihrer Aktentasche zusammen mit dem Matshafa gefunden. Gregory, ich möchte, dass Sie und Daniel morgen nach Äthiopien zurückkehren. Sie fliegen von Damaskus nach Kairo und von dort mit einer Maschine der EgyptAir nach Addis. Die Frau und der Mönch sind Ihre wichtigsten Ziele. Von ihnen geht die größte Gefahr für unsere Mission aus. Wenn sie sich zusammentun, können sie sogar vor uns das Kloster erreichen. Sollte das geschehen, wäre die Arbeitvon Jahrhunderten umsonst gewesen. Dieses Risiko können wir so kurz vor dem Augenblick der Wahrheit und der Rechtfertigung nicht eingehen. Wir wollen für Ihren Erfolg beten.«
Er schlug in Richtung der beiden Männer das Kreuz.
»Gehen Sie mit Gott.«
Er kniete nieder und sprach das berühmte Gebet, das die Jungfrau Maria über die Kinder gesprochen hatte, als sie ihnen 1917 in einem Wald nahe der portugiesischen Stadt Fátima erschienen war.
»O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden! Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle! Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.«
Einer nach dem anderen sprach das Gebet. Dann standen sie auf, legten die Roben wieder an und gingen. Der Junge blieb zurück, um aufzuräumen und die Kohlebecken zu löschen. Draußen hatte sich ein heftiger Wind erhoben. Wolkenfetzen jagten über den Himmel, und ferne Galaxien strahlten ohne Erbarmen.
19. KAPITEL
Durch den Nebel im Bois de Boulogne von Paris trabten Reiter über die langen Wege, und auf dem Lac Inférieur glitten weiße Schwäne an Ruderbooten vorüber, die für die nächste Saison vertäut lagen. Im Parc Monceau, der frei von Nebel war, liefen Kinder zwischen den Bäumen hin und her. Andere spazierten Hand in Hand, und ihr Atem hing in der Luft, als wären sie Kettenraucher. Weihnachten war gekommen und gegangen. Zwischen den Feiertagen wirkte Paris wie eine Geisterstadt.
Ein paar Touristen verloren sich in den engen Straßen von Montmartre, wo ein Akkordeon La Vie en rose spielte und damit künstliche Nostalgie zu wecken suchte. In der hohen weißen Basilika oben auf dem Hügel zelebrierte der Pfarrer ganz in Weiß eine Messe für eine Gruppe Maroniten aus dem Libanon.
Conor drückte bereits zum fünften oder sechsten Mal auf den Klingelknopf an Jean-Luc Belvaux’ Wohnung. Nichts rührte sich. Neben ihm fror Mariyam in der kalten Luft. Sie wollten mit Belvaux sprechen, um zu erfahren, was er über das Matshafa wusste und ob er es gegenüber anderen erwähnt hatte, zum Beispiel im Centre d’études des mondes africains, seiner offiziellen Arbeitsstelle.
»Er geht ziemlich selten dorthin«, sagte Mariyam. »Meist sitzt er hier und benutzt seine eigene Bibliothek.«
Noch einmal klingelte Conor. Es war früher Mittwochnachmittag.
»Vielleicht isst er irgendwo zu Mittag«, sagte Conor.
»Normalerweise bleibt er hier, isst ein, zwei Scheiben Brot von Poilâne, dazu etwas frischen Vignotte- oder Reblochon-Käse und trinkt ein Glas Rotwein. Wie oft habe ich hier mit ihm zwischen seinen Bücherstapeln gesessen und ihm zugehört, wenn er mir die schwierigsten Dinge erklärte, manchmal ein wenig angetrunken, aber stets glasklar im Kopf. Vielleicht macht er nach dem Essen gerade ein Nickerchen. Am besten, ich frage in seinem Centre nach, um sicherzugehen.«
Sie wählte eine Nummer und sprach mit jemandem auf Französisch. Dann schaute sie besorgt drein.
»Er hätte heute Morgen dort sein sollen«, sagte sie. »Ein Doktorand war mit ihm
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