Die Templerverschwoerung
Bild, dann sehen wir weiter.«
Er fuhr nach Parkside zurück, während Mariyams Fahrer sie samt Begleitung zu der geschützten Wohnung brachte. Als Erstes ging sie in die Küche und bereitete sich ein Kännchen Kaffee. Dann stellte sie Conors Laptop auf den Tisch und machte sich an die Arbeit. Zwanzig Minuten später hatte sie einen weiteren Grund ermittelt, um nach Paris zu reisen: In Montparnasse gab es eine Gemeindekirche namens Notre Dame de l’Arche d’Alliance – Heilige Maria von der Bundeslade. Sie war 1998 erbaut worden und stellte ein typischesBeispiel hypermoderner Architektur dar – ein brauner Kubus in einem Käfig mit der entsprechenden Innenausstattung. Es war eine französische, keine portugiesische Kirche, und es schien unwahrscheinlich, dass ihre Pfarrer oder Gemeindemitglieder auf der Jagd nach der echten Lade waren und dabei scheußliche Morde begingen.
Eine zweite Kirche dieses Namens stand in Abu Ghosh, einer arabischen Kleinstadt in Israel. Sie gehörte den Schwestern von St. Joseph der Marienerscheinung. Im Internet hieß es, sie sei an der Stelle des Hauses des Abinadab in der Stadt Kiryat Ye’arim erbaut worden, wo die Bundeslade zwanzig Jahre lang aufbewahrt worden sein soll, bis David sie nach Jerusalem brachte, das kaum zehn Kilometer entfernt liegt.
Beides waren französische Kirchen ohne erkennbare Verbindung nach Portugal. Die Schwestern von St. Joseph unterhielten keine Gemeinden in Portugal, Brasilien, Moçambique oder Angola.
Mariyam klappte den Laptop zu. Hatte sie etwas übersehen? Mit solchen Fragen hatte sie sich bisher nie befasst. Aber sie wusste, dass sie für Conor eine Antwort finden musste – bis zum Mittag- oder zum Abendessen. Der Gedanke, Mörder zu jagen, ließ sie erstarren. Aber herumzusitzen und gar nichts zu tun schreckte sie noch mehr.
18. KAPITEL
Castel Branco
Syrien, zwanzig Kilometer östlich von al-Adra
Die Sonne ging in einer Flut von Krapprot unter, schien nacheinander in Wassern von Goldocker, Rosarotbraun und Kobalt zu baden. Die Farben am Himmel, aus dem sie herabsank, begannen zu flackern und waren plötzlich erloschen. Die ersten Sterne blinkten. Vor dem dunklen, leicht gewölbten Horizont, der sich von dem jetzt mit Sternen übersäten Firmament scharf abhob, zog eine Reihe Kamele dahin. Sie wirkten wie auf einer Weihnachtskarte – zarte Schattenrisse, auf denen die Weisen aus dem Morgenland ritten. Die Wüste war weiß von Schnee und kalt. Im Westen lag Damaskus, an die Berge des östlichen Libanons geschmiegt. Ein Engel, der in dem dunklen Ozean des Alls weiter nach Südwesten schwimmen würde, käme ins Heilige Land und schließlich ans Mittelmeer, das sich schwarz wie Pech und kalt wie der Tod ausbreitete. Der Schnee war verharscht, und im Mondlicht schienen Myriaden winziger Diamanten darüber zu tanzen. Neben einer halbverfallenen Burg befand sich ein Beduinenlager. Im Winter zogen sich die Nomaden in die Wüste zurück, um den Regen und die kühle Luft zu genießen. Im Sommer dagegen mieden sie die tödliche Hitze und den brennenden Sand.
Die Männer in der Burg waren keine Beduinen. Es waren sechs, alle hochgewachsen, zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt, in schwere wollene Gewänder gehüllt. Die hatten bei fünfen die Farbe gebleichter Knochen, nur der sechste war ganz in Schwarz gekleidet, um seine herausgehobene Stellungzu betonen. Auf der rechten Schulter trugen alle ein kleines rotes Kreuz. Sie kamen aus verschiedenen Ländern, sprachen aber nur Portugiesisch miteinander, die Lingua franca aller Männer ihresgleichen.
Sie bildeten einen Kreis in den Ruinen von Castel Branco, dem früheren Château Blanc ganz am Rand von Outremer, einst Königreich der Kreuzfahrer im Heiligen Land und darüber hinaus. Ein Wohnturm und ein paar Mauern standen noch. Der Platz, vor Jahrhunderten der Hof der Burgfrau, war mit den gesprungenen Fliesen aus der Zeit gepflastert, da die Franken hier über die Zeltbewohner geherrscht hatten. Die Burg war 1142 erbaut, dem Jahr, da Raimund II., Graf von Tripolis, die größte Burg des Landes, den Krak des Chevaliers, den Malteserrittern übergeben hatte. Als kleinen Ausgleich für dieses großzügige Geschenk überließ er eine kleinere Burg dem kürzlich gegründeten Orden der Tempelritter, die damals als die Hauptrivalen der Malteser galten. In den letzten Jahrhunderten hatten die Beduinen ihr den Namen Geisterburg gegeben. Manchmal hatten sie in der Stille der Nacht dort weiße Gestalten in
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