Die Templerverschwoerung
Sandsturm vom Ogaden zieht heran. Es wird Ihnen nicht gefallen, wenn Sie da hineingeraten. Überlassen Sie das mir.«
Mariyam winkte ab.
»Und wir bezahlen das Doppelte? Nein, danke. Wir erledigen das selbst. Suchen Sie sich andere, die Sie ausnehmen können.«
Grollend zog der Mann sich zurück. Er ging zu einem Tisch im Hintergrund und griff zum Telefonhörer.
Mariyam nahm Conors Hand.
»Ich kenne eine Firma namens Green Land Tours an der Cameroon Street nicht weit vom Flugplatz. Bis dorthin brauchen wir keine halbe Stunde. Ich habe dort früher schon Wagen gemietet, als ich noch hier forschte. Sie haben jede Menge Allradwagen. Sie werden uns einen mit Fahrer aufschwatzen wollen, aber ich denke, das ist keine gute Idee.«
Draußen hatte sich Staub über die Stadt gesenkt wie dünner Nebel. Hier und da wirbelte ein leichter Wind ihn auf, Sandschleier tanzten von einer Straßenseite zur anderen und fielen wieder in sich zusammen, wenn der Wind nachließ.
»Er kommt von Osten«, erklärte Mariyam. »Aus der Wüste Ogaden in Richtung Somalia. Das ist keine Sandwüste, sondern eine sehr trockene Gegend, von wo der Staub über das Land geweht wird.«
Als sie an der Reihe der wartenden Taxis entlanggingen, stiegen zwei Männer mit Sonnenbrillen und in grauen Leinenanzügen aus einem Wagen vor ihnen aus.
»Vorsicht«, flüsterte Mariyam und fasste Conors Hand. »Geheimpolizei.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Sie tragen diese kleinen roten Abzeichen am Revers. Lächeln Sie einfach und gehen vorbei. Oder beachten Sie sie überhaupt nicht.«
Aber die beiden traten ihnen in den Weg.
»Steigen Sie bitte in den Wagen«, sagte der Mann zur Linken, an Mariyam gerichtet.
»Tut mir leid«, antwortete sie. »Wir haben es sehr eilig. Sie können uns zu einer anderen Zeit sprechen. Übrigens ist mein Freund hier britischer Staatsbürger.«
Der Mann antwortete nichts, sondern holte aus und schlug Mariyam hart ins Gesicht. Sie taumelte, und Conor konnte sie gerade noch auffangen. Er richtete sie auf und ging auf den Angreifer los. Sie wollte ihm noch in den Arm fallen, aber da hatte er sich schon auf den Mann gestürzt. In diesem Augenblick trat dessen Begleiter hinter Conor und schlug ihm mit einem kleinen Totschläger aus Blei mit Lederhülle hart auf den Hinterkopf. Ohne einen Laut sackte Conor zusammen. Der erste Mann packte ihn und schob ihn in den Wagen. Der zweite nahm die völlig hilflose Mariyam beim linken Arm und zerrte sie zur anderen Wagentür. Während sie fortgeschleift wurde, sah sie, wie Hotelgäste mit offenem Mund die Szene beobachteten. Darunter war Daniel Ferrys ausdrucksloses Gesicht. Er machte keinerlei Anstalten einzugreifen. Dann schlug die Autotür zu, und der Wagen schoss mit quietschenden Reifen davon. Ihr Alptraum fiel ihr ein. Jetzt wurde er offenbar gerade Realität.
Sie wusste, dass Widerstand zwecklos war. Sie hatte gesehen, wie der zweite Mann Conor erbarmungslos niedergeschlagen hatte. Sein Partner, der neben ihr saß, konnte dasebenso mit ihr tun. Ferrys Auftauchen vor dem Hotel hatte ihr bewusst gemacht, in welch schlimme Lage sie geraten waren.
Der Mann neben ihr öffnete ein kleines Fach in der Lehne des Vordersitzes. Daraus holte er ein Fläschchen hervor und schraubte den Metalldeckel ab, der sich als ein kleiner Becher entpuppte. Er würdigte sie keines Blickes. Dann öffnete er den inneren Deckel und goss etwas aus dem Fläschchen in den Becher. Den reichte er ihr. Ein merkwürdiger Geruch stieg davon auf. Sie dachte an Gift. Dann fiel ihr ein, dass es einfachere Möglichkeiten gab, sie umzubringen.
»Trinken Sie das«, sagte der Mann. »Es ist ein bisschen bitter, aber Sie müssen es austrinken.«
»Und wenn nicht?«, fragte sie.
»Wenn nicht, dann sorge ich persönlich dafür, dass sie niemals mehr mit einem Mann schlafen oder Kinder bekommen wollen. Sie haben keine Vorstellung davon, was ich machen kann, was alles möglich ist. Wenn ich Sie anfasse, dann werden Sie nicht mehr leben wollen, solange Sie noch am Leben sind. Und das wäre ohnehin nicht mehr lange.«
Sie blickte ihn entsetzt an. Das war mehr als die Drohung, sie zu vergewaltigen. Für diesen Kerl bedeuteten Gesetz, Sitte und Moral nichts. Er wähnte sich offenbar über diesen Dingen. Er würde sie auf eine Weise vergewaltigen, die sie vernichtete. Sie hatte Frauen gesehen, denen das Derg in Gefängnissen, Fabriken oder auf dem Feld Gewalt angetan hatte. Sie erinnerte sich an deren leblosen Blick. Sie nahm
Weitere Kostenlose Bücher